Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Kamerun. 
von der Südkamerun-Grenzexpedition. 
Über den Aufbruch der Südkamerun-Grenzexpe- 
dition aus dem Sanga-Ngokogebiet nach Abschluß 
ihrer programmmäßigen Arbeiten ist nach Berichten 
des Hauptmanns Engelhardt und des Oberleut- 
nants Förster mitzuteilen, daß Hauptmann Engel- 
hardt am 23. Oktober v. Is. mit 21 Soldaten und 
32 Trägern auf den Dampfern „Kamerun“ und 
„Dr. Plehn“ der Gesellschaft Süd-Kamerun von der 
Ngokostation Sanga-Kadei-aufwärts abgefahren ist. 
Die Dampfer brachten die Expedition bis an die 
Sangama-Schnellen des Kadei, von wo aus Haupt- 
mann Engelhardt die Reise flußaufwärts im Kanu 
fortsetzte. Er beabsichtigte, dem Laufe dieses Flusses 
bis zur Dumemündung zu folgen, um alsdann, west- 
lich abbiegend, Bertua zu erreichen. Der Rest der 
Expedition unter Oberleutnant Förster brach nach der 
Abfahrt des Hauptmanns Engelhardt abteilungsweise 
ebenfalls von der Ngokostation auf. Oberleutnant 
Förster selbst beabsichtigte — das Einverständnis der 
105 
  
französischen Behörden vorausgesetzt —, mit 20 Sol- l 
daten und 40 Trägern vom Lager Guambum den 
Sanga hinauf nach Bania zu fahren, um von dort 
über Gaza-Kunde nach der Küste zu marschieren 
und die ungefähren Positionen dieser drei für den 
Verlauf der Ostgrenze wichtigen Orte zu bestimmen. 
Er veranschlagt die Dauer seines Rückmarsches ein- 
schließlich der Beobachtungsaufenthalte auf fünf bis 
sechs Monate. 
Eisenbahn in Ramernn. 
Nach einer Mitteilung der Westafrikanischen 
Pflanzungsgesellschaft „Viktoria"“ sind am Jahres- 
schluß 1902 7 km der Gebirgsbahn Viktoria— 
Meanja und 10 km Anschlußgleise betriebsfähig ge- 
wesen und mit Lokomotiven befahren worden. Bis 
Ende Mai d. Js. dürften weitere 7 km Anschluß- 
gleise fertiggestellt sein, und es soll alsdann der 
Weiterbau der Gebirgsbabn sortgesetzt werden, so 
daß zu erhoffen ist, daß Ende 1903 die heute bis 
Boniadikombo reichende Bahn das Dorf Ebongo 
erreicht haben wird. Ende 1904 glaubt man die 
Terrasse von Soppo mit der Bahn erreichen zu 
können. 
Bericht des Oberleutnants Dominik über die Gebiete 
zwischen dem oberen Benus und dem ksadsee. 
J. 
Oberleutnant Dominik berichtet aus Garua 
unter dem 1. Oltober v. Is., wie folgt: 
Geographisch unterscheiden sich scharf: 
1. Das eigentliche Adamaua mit den Flußgebieten 
des Mao Kebbi und Mao Lue und den ein- 
zelnen Gebirgsmassiven bis Marrua im Osten 
und Madagali im Westen; 
  
2. das geschlossenere Mandaragebirgsland und 
3. die Tiefländer, die ich zunächst 
a) als das östliche Heidengebiet bis zum 
Schari und 
b) Deutsch-Bornu 
schlechthin bezeichnen will, um später näher auf 
sie einzugehen. 
Zunächst das eigentliche Adamaua nördlich des 
Benuö! 
Adamaua ist, wie ich immer wieder betone, kein 
geographischer, sondern ein politischer Begriff, der 
das ehemalige Emirat Yola mit seinen Vasallen- 
staaten umfaßt, und es mag daher widersinnig klin- 
gen, wenn ich in einer geographischen Emteilung 
von Adamaua nördlich des Benus spreche, aber die 
Natur hat hier, wie so oft, durch einen geographischen 
Abschnitt die politische Grenze gebildet. 
Das Benuötal wird von Taepe, wo das deutsche 
Gebiet beginnt, bis an den Punkt östlich Garua, wo 
sich der eigentliche Benub nach Süden, der Mao 
Kebbi nach Norden wendet, von Sandsteinplateaus 
am rechten Ufer eingefaßt, die besonders groteske 
Formen im Tengelinmassiv bei Garua annehmen. 
Der Benus fließt auf dieser ganzen Strecke in einem 
250 bis 300 m breiten, also für seine Größe engen 
Bett, das denn auch der Schiffahrt vom Juli bis 
September kein Hindernis in den Weg legt. Wer 
zu Schiff nach Yola kommt, kommt auch nach Garua. 
Das gilt für das ganze Jahr. Aber schon im 
Oktober fällt der Fluß raplde und hat stellenweise 
kaum 1½ Fuß Wasser. Der Faro, der unmittelbar 
bei Taepe mündet, hat ein sehr breites Sandbett 
und ist schon bei Beginn der Trockenzeit stellenweise 
nur unterirdisch fließend. Der Talweg des Benus 
ist überall mehrere Kilometer breit und ungemein 
fruchtbar. 
Im gesamten nördlichen Adamaua werden die 
Sommergetreide — Durrha, Mais rc. — im März 
bis April, das Massakuakorn, das nach den Fluß- 
überschwemmungen im Oktober in den Überschwem- 
mungsboden gesät wird, Ende Dezember bis Januar 
geerntet. 
In dem Benustal haben, bis Anfang dieses Jahr- 
hunderts die Gründung Yolas seitens der von Nord- 
westen einwandernden Fullahs erfolgte, die Batta- 
heiden gewohnt, die namentlich von Fischfang lebten 
und in größeren Städtegemeinschaften beieinander 
wohnten. Die Fullahs haben sie überall in völlige 
Abhängigkeit herabgedrückt; die Batta bei Taepe 
zahlten an Yola direkt, die weiter stromauf bei Ba- 
rudaki und Ssaratse ansässigen an den Lamido von 
Ngaundere, der bis hierherauf Liegenschaften besitzt, 
die in der Umgegend von Garua an den Lamido 
von Leinde ihre jährlichen Abgaben (F. morgul), 
die in Sklaven, Korn und Fischen bestanden. Außer- 
dem hatten sie ohne Abgaben den Verkehr für die 
Fullahs über den Fluß zu besorgen. 
Die setten Fruchtland= und Weidegründe im 
Benuêtal nutzen natürlich die Fullahs aus, die, so- 
2
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.