Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

auf das Massiv im Osten. Hier glaubte Barth den 
durch Clapperton berühmten Mendifpic zu sehen, der 
in Wirklichkeit als isolierter, hoher Felskegel östlich 
Marrua in der Ebene liegt. Wenn die Marykis 
auch besser gebaut und fortgeschrittener als die Fallis 
und Rdiaien, ja selbst als die Mundang sprechenden 
Heiden sind, so habe ich doch die von Barth be- 
schriebenen klassisch schönen Gestalten trotz eifrigen 
Suchens nicht finden können. Die schöne Hautfärbung, 
entweder ein tieses Schwarz oder ein gleichmäßiges 
dunkles Kupfergelb, ist allerdings auffallend. 
Fünfzehn Marschstunden von Moda entfernt liegt 
der vorgeschobenste Fullahposten, von den nördlichen 
Vorbergen des Massivs gedeckt, dreimal umwallt, 
inmitten der Maryhs, das reiche Madagali. Be- 
wundernswert ist es, wie hier, schon in der Ebene, 
gegen Heiden, Mandaras und Bornuleute wenige 
hundert Fullahs sich haben behaupten und sogar eine 
bedeutende Herrschaft unter den Marykis aufrichten 
können. Der alte Bacari, der sich noch Barths, mit 
seinen Kamelen und seinem Fernrohr nach Nola 
ziehend, erinnerte, war der viehreichste Herrscher 
Adamauas. Madagali, aus ungefähr 500 Gehöften 
kestehend, liegt in einem nur nach Westen offenen 
Gebirgskessel, dessen Ränder sich über 300 m hoch 
unmittelbar hinter der Stadt erheben. Viel Wald 
ist in der Nähe, an Bauholz also, wie fast überall 
in Nordadamaua, kein Mangel, und feste Bohlen- 
türen, die mit Ketten gesperrt sind, breite, gute Lehm- 
mauern mit Dornenbedeckung erinnern bereits an 
Bornukultur. Hier ist die Wetterscheide. 
Wiseenschaftliche Lammlungen. 
Der Hauptmann Glauning hat der zoologischen 
Sammlung des Königlichen Museums für Natur- 
kunde zu Berlin eine von ihm in Kamerun auf dem 
Marsche zum Tschadsee zusammengebrachte Naturalien- 
sammlung übergeben, die folgende Gegenstände enthielt: 
29 Schmetterlinge in Düten und einige auf 
Wattelagen, 805 Käfer, 40 Orthopteren, 10 Odonaten, 
860 Heteropleren, 85 Homopteren, 19 Muscheln. 
Die Konservierung der Tiere war durchweg gut. 
Die Insekten, besonders die Käfer, sind wegen 
der Herkunft aus dem Innern von Kamerun bis 
zum Tschadsee, von wo bisher wenig Tiere bekannt 
waren, von bedeutendem wissenschaftlichen Werte. 
Die Rhynchoten enthalten eine ganze Anzahl sehr 
wertvoller Formen. 
Die aus dem Tschadsee stammenden Muscheln 
sind sehr willkommen, da die Molluskenfauna dieses 
Seez nur wenig untersucht ist und in dem Museum 
nur einige dort gefundene Stücke vorhanden waren. 
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Deutsch-Südwelkafrika. 
Die Dafenanlage in Swakopmund. 
In den Jahren 1899 bis 1902 ist an der Küste 
unseres südwestafrikanischen Schutzgebietes bei Swakop- 
mund zur Vermittelung des Umschlagverkehrs des 
Schutzgebietes mit den Seedampfern durch Leichter- 
fahrzeuge eine Leichterhafenanlage gebaut worden, die 
nach einem am 13. Februar d. Is. in Berlin einge- 
gangenen Telegramm nunmehr dem Verkehr über- 
geben ist. Der Hafen liegt etwa auf 14⅜ Grad 
östlicher Länge und 22½ Grad südlicher Breite, 
800 m nöäördlich von der Mündung des Svwakop- 
flusses, und besteht hauptsächlich aus einer in der 
Richtung WXW auf 375 m in das Meer vorge- 
schobenen massiven Mole. Dieser im Bauprojekt mit 
„Südmole“ bezeichnete Hafendamm reicht bis zu 
einer Tiefe von 5 m unter Niedrigwasser und bietet 
den ladenden und löschenden Leichterfahrzeugen Schutz 
gegen die das ganze Jahr hindurch von Südwesten 
auflaufende Brandung. Ursprünglich war vorgesehen 
worden, das hinter dieser Mole liegende, der Bran- 
dung entzogene Hafenbecken noch durch einen etwa 
400 m nördlich vom Fuß der Südmole beginnenden 
und in leichtem Bogen südwestlich gerichteten zweiten 
Hafendamm gegen die übrigen seeseitigen Wind= und 
Wellenangriffe zu decken. Fortgesetzte sorgfältige 
Beobachtungen der Brandungs= und Strömungsver- 
hältnisse haben jedoch diesen zweiten Damm vorläufig 
entbehrlich erscheinen lassen. 
Die Südmole ist auf ihrer nördlichen inneren 
Seite auf eine Strecke von 120 m als senkrechte 
Kaimauer ausgebaut, so daß hier die Leichterfahrzeuge 
bei jedem Wasserstand direkt anlegen können. An 
der südlichen Seite und den übrigen Strecken der 
Nordseite ist die Mole flach geböscht und hat somit 
einen Querschnitt, der unter gleichen Verhältnissen 
im In= und Auslande bereits häufig ausgeführt ist 
und sich in jahrelanger Prüfung als zweckentsprechend 
erwiesen hat. Der Molenkörper besteht unter Wasser 
aus großen Granitblöcken, die mit einer ganz flachen 
Böschung nach See zu und mit einer etwas steileren 
hafenseitig aufgeschichtet sind und seeseitig noch durch 
versenkte Betonblöcke einen besonderen Schutz gegen 
die Brandung erhalten haben. Uber Wasser besteht 
die Mole aus einem teils gemauerten, teils aus 
Beton hergestellten massiven Körper, welcher den 
höchstbekannten Wasserstand der Küste noch um einige 
Meter überragt. 
Auf dem Teil der Mole, welcher mit der oben- 
erwähnten Kaimauer ausgestattet ist, befinden sich, 
auf Gleisen beweglich, ein Dampfkrahn von 5 Tonnen 
Tragfähigkeit und 5 m Ausladung und ein Hand- 
krahn von 1,5 Tonnen Tragfähigkeit und gleicher 
Ausladung, welche die direkte Uberladung der Güter 
vom Leichter zum Gleis der auf der Mole entlang 
geführten Hafenbahn vermitteln. Die Hafenbahn 
bringt die Güter auf den Bahnhof der Swakopmund—
	        
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