Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Varietäten erfordert die Abassivarietät eine sehr 
häufige Bewässerung. Die Mit Affifi ist härter und 
widersteht der Trockenheit besser. Sie bildet etwa 
75 pCt. des Baumwollbestandes Agyptens und zwar 
wahrscheinlich deshalb, weil sie die schwersten Ernten 
hervorbringt. Baumwolle wird in Kantars?) von 
140 kg verkauft. Ein Kantar ungeginter Baum- 
wolle der Yanovitchvarietät ist ungefähr 71 Mk. 
50 Pf. wert, die gleiche Quantität Baumwolle der 
Mit Affifi oder Abassivarietät 61 Mk. 30 Pf.; das 
entspricht einem Preis von 51,0 bezw. 43,7 Pf. pro 
Kilo Samenbaumwolle. Offenbar dürfte die Kultur 
der Mit Affifivarietät in Lagos am meisten zu 
fördern sein. Die Achmoungvarietät wächst in Ober- 
ägypten. Die übrigen vier Varietäten werden jetzt 
nur noch selten kultiviert. 
Der Boden wird im Februar nach der Klee- 
bezw. Weizenernte gepflügt. Der Klee kann ein- 
oder zweimal geschnitten werden; der letzte Wuchs 
wird, wie oben erwähnt, in den Boden eingepflügt. 
Der ägyptische Pflug ist primitiv; er besitzt kein 
Streichbrett und wendet den Boden nicht um; er 
wird von zwei Ochsen gezogen. Ein Pflug bearbeitet 
/8 Hektar im Tag. Der Boden wird vier= bis 
fünfmal in verschiedenen Richtungen in einer Tiefe 
von 15 bis 18 cm umgepflügt. Nach dem zweiten 
Umpflügen wird das Feld geeggt. 
Die Egge ist ein 3½ bis 4½ m langes und 
7⅛ bis 10 cm im Durchmesser messendes Stück 
Holz. Wenn die Egge über den Boden gezogen 
wird, steht gewöhnlich ein Mann auf derselben. Sie 
wirkt mehr wie eine Walze, nicht wie eine Egge. 
Wenn der Boden auf diese Weise genügend be- 
arbeitet ist, werden mit Hilfe eines englischen Pfluges 
mit doppeltem Streichbrett oder mit einem Pflug 
der Eingeborenen, an welchem ein Brett befestigt ist, 
Furchen angelegt. Die Furchen laufen von Ost nach 
West und sind etwa 1 m voneinander entfernt; die 
Zwischenräume hängen bis zu einem gewissen Grad 
auch von der Qualität des Bodens ab. Die Furchen- 
rücken sind etwa 25 cm hoch. 
Es ist nicht wahrscheinlich, daß diese Methode 
der Bodenbearbeitung in Lagos angewendet werden 
wird. Zum Yamsbau wird dort der Boden mit 
scharf zugespitzten Pfählen und mit einer kurzstieligen 
Hacke umgearbeitet. Das gleiche Arbeitsmaß, welches 
auf die Bearbeitung des Bodens beim Yamsbau ver- 
braucht wird, wird wahrscheinlich auch für die Baum- 
wollkultur vollkommen genügen. Dagegen einzuwenden 
wird nur der Umstand sein, daß diese Art der Boden- 
bearbeitung zu hart und zu mühselig ist. Es steht 
zu befürchten, daß die Einführung des Pfluges im 
Lagosgebiet ein hoffnungsloses Unternehmen sein 
wird. In Agypten kann man sehen, wie langsam 
der englische Pflug den Pflug der Eingeborenen 
verdrängt. Die in Westafrika übliche Hacke durch 
ein besseres Hilfsmittel zu verdrängen, wird ebenso 
schwer sein. 
*) d. i. ein ägyptisches Gewicht. 
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–—. 
  
Nachdem der Boden gut, wie oben beschrieben, 
bearbeitet worden ist, werden die Baumwollsamen 
Anfang März ausgesät. Es werden zwei verschiedene 
Methoden des Säens angewendet, die nasse und die 
trockene Methode. 
Die nasse Methode ist die bestgeeignete für schweren 
Boden. Wenn die Herstellung der Furchen beendet 
ist, wird das Grundstück berieselt, bis es gut durch- 
wässert ist. Etwa nach einer Woche, wenn der 
Boden wieder genügend ausgetrocknet ist, werden 
die Samen zubereitet, indem man dieselben etwa 
24 Stunden in Wasser legt. Ein Mann geht so- 
dann mit dem Pflanzstock die Furchen entlang und 
macht die Pflanzlöcher auf der Südseite der Furch- 
rücken, welche die beschattete ist und zwar ungefähr 
auf der halben Höhe zwischen Furchensohle und 
Furchenrücken. Die Pflanzlöcher werden in einem 
Abstand von 30 bis 40 cm voneinander angelegt, 
je nach der Beschaffenheit des Bodens und etwa 
7½ em tief gestochen. Dem Mann folgt ein Kind, 
welches 7 bis 10 Samen in das Loch steckt, welches 
soeben gemacht worden ist. Die Samen werden mit 
lockerer Erde etwa 5 cm dick mit der Hand bdedeckt. 
Zum Bepflanzen von einem Hektar Land braucht 
man etwa 90 Liter Saatgut. 35 bis 50 Tage 
nach dem nassen Säen werden die Baumwollpflänzchen 
bis auf zwei, höchstens drei Pflänzchen an jeder Pflanz- 
stelle mit der Hand entfernt. Auf diese Weise ver- 
bleiben 55 000 bis 57 000 Pflanzen auf einem Hektar 
Land. Das erste Berieseln erfolgt drei oder vier 
Tage später. Man läßt soviel Wasser ein, daß es 
bis zur halben Höhe der Furchrücken steigt. Das 
Berieseln wird sodann alle 15 bis 20 Tage wieder- 
holt. 
Die trockene Methode besteht darin, daß man 
die Samen, wie oben beschrieben, in Pflanzlöcher 
pflanzt, sobald die Herstellung der Furchen beendet 
ist. Man berieselt das Feld sofort, und zwar läßt 
man das Wasser bis zur halben Höhe der Furch- 
rücken steigen; später wird berieselt, so oft dies er- 
forderlich erscheint. 
Agyptische Baumwollsaat ist in Gebieten des 
Stillen Ozeans erfolgreich ohne Berieselung da kul- 
tiviert worden, wo genügend Regen fällt. Wahr- 
scheinlich kann dies in ähnlicher Weise auch in Lagos 
geschehen, wenn die Baumwolle zur richtigen Zeit 
gepflanzt wird. Aber zweifellos könnten große 
Landkomplexe am Ogun= und Oshunfluß berieselt 
werden, wenn dort die Baumwollkultur ernstlich in 
Angriff genommen werden würde. 
Bei der Baumwollkultur wird von der Hacke 
ausgiebig Gebrauch gemacht. Sie wird benützt, um 
die Furchenrücken vor dem Säen vollkommen herzu- 
richten und manchmal auch, um Pflanzlöcher zu 
machen. Man nimmt an, daß sich das Behacken des 
Baumwollfeldes einmal woöchentlich bezahlt mache. 
Beim Behacken wird das Unkraut vernichtet und 
der Boden von der Nordseite des einen bis zur 
Südseite des nächsten Furchenrückens herübergescharrt.
	        
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