Varietäten erfordert die Abassivarietät eine sehr
häufige Bewässerung. Die Mit Affifi ist härter und
widersteht der Trockenheit besser. Sie bildet etwa
75 pCt. des Baumwollbestandes Agyptens und zwar
wahrscheinlich deshalb, weil sie die schwersten Ernten
hervorbringt. Baumwolle wird in Kantars?) von
140 kg verkauft. Ein Kantar ungeginter Baum-
wolle der Yanovitchvarietät ist ungefähr 71 Mk.
50 Pf. wert, die gleiche Quantität Baumwolle der
Mit Affifi oder Abassivarietät 61 Mk. 30 Pf.; das
entspricht einem Preis von 51,0 bezw. 43,7 Pf. pro
Kilo Samenbaumwolle. Offenbar dürfte die Kultur
der Mit Affifivarietät in Lagos am meisten zu
fördern sein. Die Achmoungvarietät wächst in Ober-
ägypten. Die übrigen vier Varietäten werden jetzt
nur noch selten kultiviert.
Der Boden wird im Februar nach der Klee-
bezw. Weizenernte gepflügt. Der Klee kann ein-
oder zweimal geschnitten werden; der letzte Wuchs
wird, wie oben erwähnt, in den Boden eingepflügt.
Der ägyptische Pflug ist primitiv; er besitzt kein
Streichbrett und wendet den Boden nicht um; er
wird von zwei Ochsen gezogen. Ein Pflug bearbeitet
/8 Hektar im Tag. Der Boden wird vier= bis
fünfmal in verschiedenen Richtungen in einer Tiefe
von 15 bis 18 cm umgepflügt. Nach dem zweiten
Umpflügen wird das Feld geeggt.
Die Egge ist ein 3½ bis 4½ m langes und
7⅛ bis 10 cm im Durchmesser messendes Stück
Holz. Wenn die Egge über den Boden gezogen
wird, steht gewöhnlich ein Mann auf derselben. Sie
wirkt mehr wie eine Walze, nicht wie eine Egge.
Wenn der Boden auf diese Weise genügend be-
arbeitet ist, werden mit Hilfe eines englischen Pfluges
mit doppeltem Streichbrett oder mit einem Pflug
der Eingeborenen, an welchem ein Brett befestigt ist,
Furchen angelegt. Die Furchen laufen von Ost nach
West und sind etwa 1 m voneinander entfernt; die
Zwischenräume hängen bis zu einem gewissen Grad
auch von der Qualität des Bodens ab. Die Furchen-
rücken sind etwa 25 cm hoch.
Es ist nicht wahrscheinlich, daß diese Methode
der Bodenbearbeitung in Lagos angewendet werden
wird. Zum Yamsbau wird dort der Boden mit
scharf zugespitzten Pfählen und mit einer kurzstieligen
Hacke umgearbeitet. Das gleiche Arbeitsmaß, welches
auf die Bearbeitung des Bodens beim Yamsbau ver-
braucht wird, wird wahrscheinlich auch für die Baum-
wollkultur vollkommen genügen. Dagegen einzuwenden
wird nur der Umstand sein, daß diese Art der Boden-
bearbeitung zu hart und zu mühselig ist. Es steht
zu befürchten, daß die Einführung des Pfluges im
Lagosgebiet ein hoffnungsloses Unternehmen sein
wird. In Agypten kann man sehen, wie langsam
der englische Pflug den Pflug der Eingeborenen
verdrängt. Die in Westafrika übliche Hacke durch
ein besseres Hilfsmittel zu verdrängen, wird ebenso
schwer sein.
*) d. i. ein ägyptisches Gewicht.
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–—.
Nachdem der Boden gut, wie oben beschrieben,
bearbeitet worden ist, werden die Baumwollsamen
Anfang März ausgesät. Es werden zwei verschiedene
Methoden des Säens angewendet, die nasse und die
trockene Methode.
Die nasse Methode ist die bestgeeignete für schweren
Boden. Wenn die Herstellung der Furchen beendet
ist, wird das Grundstück berieselt, bis es gut durch-
wässert ist. Etwa nach einer Woche, wenn der
Boden wieder genügend ausgetrocknet ist, werden
die Samen zubereitet, indem man dieselben etwa
24 Stunden in Wasser legt. Ein Mann geht so-
dann mit dem Pflanzstock die Furchen entlang und
macht die Pflanzlöcher auf der Südseite der Furch-
rücken, welche die beschattete ist und zwar ungefähr
auf der halben Höhe zwischen Furchensohle und
Furchenrücken. Die Pflanzlöcher werden in einem
Abstand von 30 bis 40 cm voneinander angelegt,
je nach der Beschaffenheit des Bodens und etwa
7½ em tief gestochen. Dem Mann folgt ein Kind,
welches 7 bis 10 Samen in das Loch steckt, welches
soeben gemacht worden ist. Die Samen werden mit
lockerer Erde etwa 5 cm dick mit der Hand bdedeckt.
Zum Bepflanzen von einem Hektar Land braucht
man etwa 90 Liter Saatgut. 35 bis 50 Tage
nach dem nassen Säen werden die Baumwollpflänzchen
bis auf zwei, höchstens drei Pflänzchen an jeder Pflanz-
stelle mit der Hand entfernt. Auf diese Weise ver-
bleiben 55 000 bis 57 000 Pflanzen auf einem Hektar
Land. Das erste Berieseln erfolgt drei oder vier
Tage später. Man läßt soviel Wasser ein, daß es
bis zur halben Höhe der Furchrücken steigt. Das
Berieseln wird sodann alle 15 bis 20 Tage wieder-
holt.
Die trockene Methode besteht darin, daß man
die Samen, wie oben beschrieben, in Pflanzlöcher
pflanzt, sobald die Herstellung der Furchen beendet
ist. Man berieselt das Feld sofort, und zwar läßt
man das Wasser bis zur halben Höhe der Furch-
rücken steigen; später wird berieselt, so oft dies er-
forderlich erscheint.
Agyptische Baumwollsaat ist in Gebieten des
Stillen Ozeans erfolgreich ohne Berieselung da kul-
tiviert worden, wo genügend Regen fällt. Wahr-
scheinlich kann dies in ähnlicher Weise auch in Lagos
geschehen, wenn die Baumwolle zur richtigen Zeit
gepflanzt wird. Aber zweifellos könnten große
Landkomplexe am Ogun= und Oshunfluß berieselt
werden, wenn dort die Baumwollkultur ernstlich in
Angriff genommen werden würde.
Bei der Baumwollkultur wird von der Hacke
ausgiebig Gebrauch gemacht. Sie wird benützt, um
die Furchenrücken vor dem Säen vollkommen herzu-
richten und manchmal auch, um Pflanzlöcher zu
machen. Man nimmt an, daß sich das Behacken des
Baumwollfeldes einmal woöchentlich bezahlt mache.
Beim Behacken wird das Unkraut vernichtet und
der Boden von der Nordseite des einen bis zur
Südseite des nächsten Furchenrückens herübergescharrt.