Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Gewinn 100 E nicht übersteigt; sollte der Gewinn 
mehr als 100 E pro Monat betragen, dann soll 
eine „Royalty“ von 2½ pCt. durch die Chartered 
Company erhoben werden. Diese Maßnahme dürfte 
zur Ermutigung der kleineren Schürfer bedeutend 
beitragen, umsomehr, da sie sich auch auf diejenigen 
Personen erstrecken soll, die ihr Erz an Besitzer von 
Pochwerken verkaufen. Mr. Jones spricht in seinem 
Bericht auch von einem neuen Berggesetz, wonach 
die Abgabe an die Chartered Company bei Neu- 
gründungen nur 30 péCt. des Kaufpreises statt der 
jetzigen 50 pCt. maximal betragen soll. Es wird 
ferner das freie Prospektieren nach Kohle empfohlen, 
dem Prospektor soll das Recht zustehen, sich ein 
Areal abzustecken, wofür er jährlich 20 s pro 
100 Acres und eine Abgabe von 1 '8 für die ge- 
förderte Tonne Kohle an die Chartered Company 
zu zahlen hat. Auf Kupferfeldern soll das Abstecken 
von Claimblocks in der Größe von je 30 Goldclaims 
gestattet sein. 
Mr. Jones hat die Golddistrikte Rhodesiens be- 
sucht und die Selukwe-, Wanderer-, Bonsor-, Jum- 
bo-, Aryshire-, Penhalonga= und Rezendegruben be- 
sichtigt. Der Gwandadistrikt ist gegenwärtig in 
vollem Betrieb, die Ausschließungen der Gruben sind 
im allgemeinen zufriedenstellend. Man ist bemüht, 
billige Extraktionsverfahren in Anwendung zu bringen. 
Uber die Landwirtschaft des Landes spricht sich 
Mr. Jones in befriedigender Weise aus. Die 
Statistik zeigt, daß die Landwirtschaft von Jahr zu 
Jahr Fortschritte macht; in 1902 waren 534 505 
Acres bebaut, gegen 348 585 Acres in 1898. Der 
Anbau von Tabak und Baumwolle wird jetzt ver- 
suchsweise in großem Maßstabe vorgenommen. 
Es werden seitens der Regierung Schritte unter- 
nommen, um die Ursachen und Mittel zur Beseiti- 
gung der Rinderpest, welche in 1896 so großen 
Schaden anrichtete, zu erforschen. Die Chartered 
Compoany und verschiedene südafrikanische Regierungen 
haben zu diesem Zwecke den bekannten Bakteriologen 
Professor Koch engagiert, der sich gegenwärtig auf 
der Reise nach Rhodesien befindet. 
Mr. Jones ist der Ansicht, daß sich die Gold- 
produktion Rhodesiens in den nächsten zwei Jahren 
verdoppeln, der Kohlenbergbau sich rasch zu einem 
wichtigen Industriezweige entwickeln und auch die 
Erschließung von Kupfer und anderen Mineralien 
rasche Fortschritte machen wird. Große Vorteile 
werden dem Lande aus den billigen Frachtsätzen er- 
wachsen, und Mr. Jones glaubt, daß seine Be- 
hauptung: „Rhodesien hat sich nie zuvor in einer so 
gesunden Lage befunden wie heute“, keinem Wider- 
spruch begegnen werde. 
(Südafrikanische Wochenschrift.) 
Solltarifänderung in Tiberia. 
Nach einem Beschluß der gesetzgebenden Ver- 
sammlung der Republik Liberia soll der Ausfuhrzoll 
139 
  
verhältnisse am vorteilhaftesten. 
müßte die Verbindung der Endlinien dieser Bahn 
— — —. 
auf Piassava von 1 Cent auf ½ Cent für das 
Pfund herabgesetzt und ferner eine Anderung des 
Einfuhrzolles auf Ingwerbier, Limonade und ver- 
süßte Branntweine sowie auf gewöhnlichen Genever 
und Rum vorgenommen werden. Für Ingwerbier, 
Limonade und versüßte Branntweine soll danach in 
Zukunft 12½ péCt. des Wertes und für Rum und 
Genever anstatt 75 Cent 1 Dollar für das Gallon 
erhoben werden. Außerdem ist beschlossen worden, 
das Maß der Gallone auf 3 3/ Liter statt wie bis- 
her 4½ Liter festzusetzen. Die betreffenden Gesetze 
waren bis Ende Januar d. Is. noch nicht ver- 
öffentlicht. 
Verkehrswege aus dem Innern des Rongostaates. 
Einer Verbesserung der Verkehrswege aus dem 
Inneren des Kongostaates wendet man in Belgien 
natürlich lebhaftes Interesse zu. Ein Bericht des 
belgischen Gesandten in Agypten beschäftigt sich neuer- 
dings mit dieser Frage und führt ungefähr das 
Folgende aus. Von großer Wichtigkeit für den 
Kongostaat ist es zunächst, daß er sich das Pachtrecht 
für einen Landstreifen von etwa 25 km Breite von 
seiner Grenze durch das von Großbritannien be- 
herrschte Gebiet bis nach Mahagi am Albertsee 
sichert. Die im Bau begriffene Bahn von Stanley 
Falls nach Mahagi und dem Gebiet der großen 
Seen würde dann völlig in solchem Lande verlaufen, 
das unter dem Einfluß des Kongostoates stände. 
Auf dieser Bahn würden zahlreiche Güter aus dem 
reichen Innern des Kongostaates vorerst in das 
Seengebiet gebracht werden können. Für die Weiter- 
beförderung der nach Europa bestimmten Erzeugnisse 
des Kongogebietes von Mahagi aus sind zwei Wege 
in Betracht zu ziehen. Die kürzeste Verbindung nach 
der See würde die Ugandaeisenbahn ermöglichen. 
Diese verbindet im britischen Ostafrika Mombassa am 
Indischen Ozean mit Port-Florence am Nordost- 
strande des Victoriasees; sie durchläuft eine Strecke 
von 936 km in 2½ Tagen, zu deren Zurücklegung 
man früher ungefähr 70 Tage gebrauchte. Um 
diese Bahn von Mahagi aus zu erreichen, bedürfte 
es der Herstellung einer Verbindung zwischen dem 
Albertsee und dem Vilctoriasee. Der Somersetnil 
fließt aus dem Victoria= nach dem Albertsee, kann 
jedoch für eine Frachtschiffahrt nicht in Betracht 
kommen, weil die Katarakte von Ripon und Murchison 
unüberwindliche Hindernisse für eine solche bilden. 
Für den Bau einer Eisenbahn zwischen beiden Seen 
wäre der Weg vom Westufer des Victoria= nach dem 
Südende des Albertsees in Bezug auf die Terrain- 
Durch Dampfer 
mit Mahagi und Port-Florence aufrecht erhalten 
werden. Mit Hülfe dieser Verkehrsmittel könnte 
die Beförderung von Mahagi noch Mombassa in 
fünf bis sechs Tagen bewerkstelligt werden.
	        
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