Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Die geradeste Verbindung von Mahagi nach 
Europa würde sich durch Benutzung des Nils erreichen 
lassen. Der obere Nil oder Bahr-el-Djebel ist vom 
Albertsee aus auf einer Strecke von 175 km bis 
nach Dufile schiffbar. Von dort aus bis Gondokoro, 
auf eine Entfernung von etwa 120 km, hindern 
Stromschnellen und ein Gefälle des Flusses um 
60 m die Schiffahrt für Segel= und Dampsschiffe. 
Zur Umgehung der Schnellen müßte eine Bahn an- 
gelegt werden, die am besten gleich von Mahagi 
aus zu bauen wäre, weil gleichgroße Dampfer nicht 
auf dem Albertsee und im Bahr-el-Djebel benutzbar 
wären. Von Gondokoro aus ist der Nil bis Chartum 
wenigstens für Schiffe mit geringem Tiefgang be- 
fahrbar, und man kann annehmen, daß Strom- 
regulierungen im Nil seine Benutzbarkeit für die 
Schiffahrt bedeutend vergrößert haben, ehe Waren 
aus dem Kongostaat Gondokoro auf der Bahn er- 
reichen können. 
Gegenwärtig sind sowohl die Ugandabahn als 
die Nilschiffahrt für die Beförderung der Erzeugnisse 
des Kongostaates ohne Wert wegen der hohen 
Transportkosten bis Fort-Florence und Gondokoro, 
in nicht zu ferner Zeit dürfte jedoch einer dieser 
beiden Transportwege durch Herstellung der Bahn- 
verbindungen über Mahagi für den angegebenen 
Zweck mit Vorteil benutzbar werden. 
(Nach La Belgique Coloniale, mitgeteilt durch Bericht 
der deutschen Gesandtschaft zu Brüssel.) 
  
Herschiedene Mitteilungen. 
An der Friedrich wilbelms-Universität zu Berlin 
hält Prof. v. Luschan im Sommersemester 1903 
folgende Vorlesungen von kolonialem Interesse: 
Spezielle physische Anthropologie, mit Demonstra- 
tionen, Donnerstags 3 bis 5 Uhr, privatim. 
Völkerkunde von Westafrika, mit besonderer 
Rücksicht auf die deutschen Schutzgebiete, mit De- 
monstrationen im Königl. Museum für Völkerkunde, 
Dienstags 2½ bis 3½ Uhr, öffentlich. 
Anthropologische Ubungen, Sonnabends 3 bis 
7 Uhr, privatissime. · 
Leitung selbständiger Arbeiten auf dem Gebiete 
der Anthropologie und Völkerkunde, täglich, pri- 
vatissime. » 
Ethnographische Übungen täglich 10 bis 3 Uhr, 
privatissime und unentgeltlich. 
Anthropologisches Colloquium, Donnerstags 7 bis 
9 Uhr abends, privatissime und unentgeltlich. 
Baumwollkultur in deutschen Schutzgebieten. 
Über das Baumwollunternehmen in Deutsch- 
Ostafrika berichtet das Kolonial-wirtschaftliche 
Komitee, Berlin, daß die Einführung der Baumwoll= 
  
140 — 
kultur als Eingeborenenkultur auch in der Landschaft 
Nera am Südende des Viktoria-Nyanza im Gange 
ist. Die Möglichkeit der Viehhaltung in dieser 
Landschaft und der Transportweg Viktoria-Nyanza — 
Ugandabahn lassen diese Kulturversuche aussichtsvoll 
erscheinen. Aus dem Küstengebiet Saadani stammende 
Baumwolle ist durch die Bremer Baumwollbörse 
und die Vereinigung sächsischer Spinnereibesitzer, 
Chemnitz, als middling bis good middling 
Amerikanisch, Wert etwa 50 Pfg. per Pfund taxiert. 
Durch das Bezirksamt Mohorro ist ein Versuch mit 
dem Anbau von indischer Baumwolle im Rufidji- 
distrikt gemacht. Das Ergebnis (etwa 500 Pfund 
entkernte Baumwolle) wird demnächst in Deutschland 
eintreffen. Nach Ansicht des Bezirksamtes dürfte in 
diesem Jahre eine gute Ernte in Aussicht stehen. 
Zur Förderung der Baumwollkultur in Togo 
hat sich die Woermann-Linie, Hamburg, in aner- 
kennenswerter Weise dem kolonial-wirtschaftlichen 
Komitee gegenüber bereit erklärt, alle in Togo in 
den Versuchsjahren 1903 und 1904 geerntete Baum- 
wolle kostenfrei nach Deutschland zu befördern. 
  
Titeratur. 
Prof. Dr. K. Dove: Deutsch-Südwestafrika. 
Mk. 4.—. W. Süsserott, Berlin. 
Der bekannte Kolonialschriftsteller Professor 
Dr. Dove will mit dem vorliegenden Buche eine 
allgemein verständliche Landeskunde von Deutsch- 
Südwestafrika geben und stützt sich dabei auf seine 
eigenen Beobachtungen in dem Schutzgebiete sowie 
auf die allerdings noch ziemlich spärlichen neueren 
Quellenwerke und wissenschaftlichen Ergebnisse der 
neueren Forschungen. Dem instruktiven Werke sind 
zahlreiche Illustrationen beigegeben. 
Major v. Wissmann: Afrika. Schilderungen und 
Ratschläge zur Vorbereitung für den Aufenthalt 
und den Dienst in den deutschen Schutzgebieten. 
Zweite Auflage. Mk. 1,20. E. S. Mittler & Sohn, 
Berlin. 
Der frühere Reichskommissar Major v. Wissmann 
beobachtete während seines Aufenthaltes in Afrika, 
wie häufig Deutsche unvorbereitet in die Tropen 
gehen und wie wenig sie die Bedingungen des 
dortigen Lebens und Verkehrs kennen und sich ihnen 
anzupassen verstehen. Noch während seiner letzten 
großen Expedition, zwischen dem Nyassa= und dem 
Tanganyika-See, hat er daher „Ratschläge und 
Schilderungen“ niedergeschrieben. Diese gehaltvollen 
Aufsätze sind soeben in zweiter Auflage erschienen 
und sollen allen denen zu gute kommen, die sich in 
die deutschen Schutzgebiete oder in den dortigen 
Reichsdienst begeben. 
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