Die geradeste Verbindung von Mahagi nach
Europa würde sich durch Benutzung des Nils erreichen
lassen. Der obere Nil oder Bahr-el-Djebel ist vom
Albertsee aus auf einer Strecke von 175 km bis
nach Dufile schiffbar. Von dort aus bis Gondokoro,
auf eine Entfernung von etwa 120 km, hindern
Stromschnellen und ein Gefälle des Flusses um
60 m die Schiffahrt für Segel= und Dampsschiffe.
Zur Umgehung der Schnellen müßte eine Bahn an-
gelegt werden, die am besten gleich von Mahagi
aus zu bauen wäre, weil gleichgroße Dampfer nicht
auf dem Albertsee und im Bahr-el-Djebel benutzbar
wären. Von Gondokoro aus ist der Nil bis Chartum
wenigstens für Schiffe mit geringem Tiefgang be-
fahrbar, und man kann annehmen, daß Strom-
regulierungen im Nil seine Benutzbarkeit für die
Schiffahrt bedeutend vergrößert haben, ehe Waren
aus dem Kongostaat Gondokoro auf der Bahn er-
reichen können.
Gegenwärtig sind sowohl die Ugandabahn als
die Nilschiffahrt für die Beförderung der Erzeugnisse
des Kongostaates ohne Wert wegen der hohen
Transportkosten bis Fort-Florence und Gondokoro,
in nicht zu ferner Zeit dürfte jedoch einer dieser
beiden Transportwege durch Herstellung der Bahn-
verbindungen über Mahagi für den angegebenen
Zweck mit Vorteil benutzbar werden.
(Nach La Belgique Coloniale, mitgeteilt durch Bericht
der deutschen Gesandtschaft zu Brüssel.)
Herschiedene Mitteilungen.
An der Friedrich wilbelms-Universität zu Berlin
hält Prof. v. Luschan im Sommersemester 1903
folgende Vorlesungen von kolonialem Interesse:
Spezielle physische Anthropologie, mit Demonstra-
tionen, Donnerstags 3 bis 5 Uhr, privatim.
Völkerkunde von Westafrika, mit besonderer
Rücksicht auf die deutschen Schutzgebiete, mit De-
monstrationen im Königl. Museum für Völkerkunde,
Dienstags 2½ bis 3½ Uhr, öffentlich.
Anthropologische Ubungen, Sonnabends 3 bis
7 Uhr, privatissime. ·
Leitung selbständiger Arbeiten auf dem Gebiete
der Anthropologie und Völkerkunde, täglich, pri-
vatissime. »
Ethnographische Übungen täglich 10 bis 3 Uhr,
privatissime und unentgeltlich.
Anthropologisches Colloquium, Donnerstags 7 bis
9 Uhr abends, privatissime und unentgeltlich.
Baumwollkultur in deutschen Schutzgebieten.
Über das Baumwollunternehmen in Deutsch-
Ostafrika berichtet das Kolonial-wirtschaftliche
Komitee, Berlin, daß die Einführung der Baumwoll=
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kultur als Eingeborenenkultur auch in der Landschaft
Nera am Südende des Viktoria-Nyanza im Gange
ist. Die Möglichkeit der Viehhaltung in dieser
Landschaft und der Transportweg Viktoria-Nyanza —
Ugandabahn lassen diese Kulturversuche aussichtsvoll
erscheinen. Aus dem Küstengebiet Saadani stammende
Baumwolle ist durch die Bremer Baumwollbörse
und die Vereinigung sächsischer Spinnereibesitzer,
Chemnitz, als middling bis good middling
Amerikanisch, Wert etwa 50 Pfg. per Pfund taxiert.
Durch das Bezirksamt Mohorro ist ein Versuch mit
dem Anbau von indischer Baumwolle im Rufidji-
distrikt gemacht. Das Ergebnis (etwa 500 Pfund
entkernte Baumwolle) wird demnächst in Deutschland
eintreffen. Nach Ansicht des Bezirksamtes dürfte in
diesem Jahre eine gute Ernte in Aussicht stehen.
Zur Förderung der Baumwollkultur in Togo
hat sich die Woermann-Linie, Hamburg, in aner-
kennenswerter Weise dem kolonial-wirtschaftlichen
Komitee gegenüber bereit erklärt, alle in Togo in
den Versuchsjahren 1903 und 1904 geerntete Baum-
wolle kostenfrei nach Deutschland zu befördern.
Titeratur.
Prof. Dr. K. Dove: Deutsch-Südwestafrika.
Mk. 4.—. W. Süsserott, Berlin.
Der bekannte Kolonialschriftsteller Professor
Dr. Dove will mit dem vorliegenden Buche eine
allgemein verständliche Landeskunde von Deutsch-
Südwestafrika geben und stützt sich dabei auf seine
eigenen Beobachtungen in dem Schutzgebiete sowie
auf die allerdings noch ziemlich spärlichen neueren
Quellenwerke und wissenschaftlichen Ergebnisse der
neueren Forschungen. Dem instruktiven Werke sind
zahlreiche Illustrationen beigegeben.
Major v. Wissmann: Afrika. Schilderungen und
Ratschläge zur Vorbereitung für den Aufenthalt
und den Dienst in den deutschen Schutzgebieten.
Zweite Auflage. Mk. 1,20. E. S. Mittler & Sohn,
Berlin.
Der frühere Reichskommissar Major v. Wissmann
beobachtete während seines Aufenthaltes in Afrika,
wie häufig Deutsche unvorbereitet in die Tropen
gehen und wie wenig sie die Bedingungen des
dortigen Lebens und Verkehrs kennen und sich ihnen
anzupassen verstehen. Noch während seiner letzten
großen Expedition, zwischen dem Nyassa= und dem
Tanganyika-See, hat er daher „Ratschläge und
Schilderungen“ niedergeschrieben. Diese gehaltvollen
Aufsätze sind soeben in zweiter Auflage erschienen
und sollen allen denen zu gute kommen, die sich in
die deutschen Schutzgebiete oder in den dortigen
Reichsdienst begeben.
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