Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Graslandschaften, dornigen Buschsteppen und in der 
Nähe des Flusses aus sehr fruchtbarem, tiefschwarzen 
Humusboden zusammen. Letzterer ist in der Trocken- 
zeit tief eingerissen und häufig schollenartig gelagert. 
Der Wildreichtum ist bedeutend, namentlich Säbel- 
antilopen, Hartebeester und Sumpfböcke kommen vor. 
Dicht vor der Hauptstadt spürte sich im Dornbusch 
ein Löwe. Es sind fast mähnenlose, kurze, grau- 
gelbe Tiere. Giraffe und Elefant fehlen auch hier 
nach den Aussagen der Eingeborenen ganz. 
Arabersiedlungen sind sehr vereinzelt. Die Ko- 
tokos wohnen in geschlossenen Städten, geschützt durch 
3 bis 4m hohe, breite, feste Lehmmauern, die bei 
kleineren Plätzen nur zwei enge Durchgänge offen 
lassen, die nachts durch starke Bohlentüren geschlossen 
werden. Das Alter dieser Niederlassungen beweisen 
überall mächtige, schattenspendende Bäume. Die 
Häuser sind aus Lehm eckig oder rund gebaut und 
die einzelnen Gehöfte durch Mauern oder Matten- 
zäune von einander getrennt. Pferde und Großvieh 
finden sich nur veremzelt. Die Felder verteilen sich 
rund um die Stadt. 
In den 18 Marschstunden zwischen Hoia und 
der Hauptstadt liegen die Plätze Ndigma, Ugubake, 
Bille, Hunnale und Mukakr, immerhin ein Zeichen, 
daß auch das Steppenland von Logone gut bevölkert 
ist. An und zwischen den beiden Flüssen ist die 
Vegetation eine ungleich reichere. Hier reiht sich 
Dorf an Dorf, und der Anbau hört nirgends auf. 
Als Hauptgeschäft betreiben die Kotokos den Fisch- 
fang, und die dauerhaft geräucherte Ware wird über 
Hoia und Doloo bis nach Marrua verhandelt. 
Die Kotokos sind hochgewachsen, tiefschwarze 
Menschen mit rohen, unschönen Gesichtszügen, sie 
haben ganz die Kleidung ihrer Bornunachbarn an- 
genommen und tragen, wie diese, in der Regel blaue 
Hosen (nicht so weit als die Haussahosen und nicht 
an den Knöcheln geschlossen) und eine hellere Tobe, 
dazu die Bornumüte oder einen spitzen, oben mit 
einem Knopf versehenen, geflochtenen Strohhut. Auch 
die Frauen gehen ganz nach Bornuart gekleidet und 
frisiert. 
Karnak Logon liegt am Fluß, der — ebenso wie 
der Schari zwischen niedrigen Ufern — 200 bis 
300 m breit ruhig dahinströmt. Die Landschaft 
mit dem hohen Gras und den vielen Palmen er- 
innert sehr an den Sannaga. Die Stadt selbst ist 
von einer riesenhaften Mauer umgeben und geschlossen 
gebaut; viele Häuser liegen aber in Trümmern, ein 
Andenken an die Rahbisten. Handel und Wandel 
ist bedeutend, well hier die eine Hauptstraße über 
Massenga nach Wadai und weiter über Fasehr, 
Chartum, Suakin nach Mekka führt, die so mancher 
gläubige Fullah und Haussa zieht, um nach Jahren 
als „Alhadsch!“ heimzukehren. In dem Zuwischen- 
stromland ist es überaus fruchtbar, und wo kein 
Anbau stattfindet, da wird das Dumpalmengestrüpp 
oder das hobe Gras fast undurchdringlich; hier sind 
Löwe und Schwein (Warzenschwein) heimisch. Auf 
150 
  
dem schwarzen Ackerland stolzieren Tausende von 
Königskranichen einher, die sich bei der Annäherung 
des Menschen schwerfällig erheben und unter miß- 
tönendem Geschrei eine kurze Strecke entfernt wieder 
niederlassen. Die zahlreichen Wassertümpel sind von 
Enten und Gänsen bevölkert. 
Kanuris, die vor den Rahbisten Schutz gesucht 
haben, wohnen hier ebenso wie Benisettaraber zwischen 
den Kotokos. 14 Marschstunden führen durch dies 
reiche Land von Karnak nach Kusseri. 
1000 m unterhalb dieser alten Kanurifeste, die 
auf 80 m hohem Ufer, das gesamte Flußsystem be- 
herrschend, ungemein günstig liegt, vereinigen sich die 
fast gleich wasserreichen Flüsse Schari und Logone. 
Wie weit der Logone schiffbar ist, ob er dem Schari 
an Bedeutung gleichkommt, hoffe ich später berichten 
zu können. 
Auf niedrigem Grasufer, dicht unterhalb des 
Zusammenflusses, liegt Fort Lamy am Schari, ein 
Feldlager ohne Eingeborenensiedlung am Rande der 
unfruchtbaren Bagirmisteppen. 
Nördlich von Kusseri, am Fluß entlang, das 
Delta einbegreifend, liegt das Land Makary mit 
der Hauptstadt Gulfei. Das Land, das sich bis 
Afade im Westen erstreckt, hat überall den Humus- 
boden des Tsadbeckens. In der Regenzeit verwandelt 
sich das ganze Land in eine Art schwarzen, unge- 
mein fruchtbaren Sumpf, während in der Trockenzeit 
tiefe Risse und Furchen in dem harten Boden ent- 
stehen, der dann, wo nicht hohes, dichtes Dornen- 
dickicht ist, von einer schwachen Grasnarbe bedeckt ist. 
In der weiten fruchtbaren Ebene liegen etwas 
erhöht, an einzelnen Bäumen kenntlich, überall 
Arabersiedlungen. Diese Araber sind wohlhabender 
als ihre Landsleute im Süden und besitzen große 
Rindviehherden und zahlloses Kleinvieh. Die Rinder 
sind breiter und kurzgehörnter als die Fullahzucht, 
an spärliche Nahrung in der Trockenzeit gewöhnt. 
Ihre Kamelherden schicken die Araber meist ins 
Ghazal, wo die beste Werde für die Tiere sein soll. 
Der Ackerbau liefert reiche Erträge, und an den 
Wasserläufen und am See wird auch in der Trocken- 
zeit mit Schöpfrädern das Land befruchtet und be- 
baut; namentlich Werzen wird hier viel geerntet. 
Die Makarys wohnen in Städten beisammen. 
In 12 Stunden führt die Straße von Kusseri 
über Mulue und Mara, zwei bedeutende Fischer- 
städte, nach Gulfei, der saubersten, bestgebauten 
Stadt, die ich überhaupt in West= und Centralafrika 
kenne. Eme 4 m hohe Lehmmauer umschließt nur 
massive, an regelrechten Straßen gebaute Häuser, 
die, zum großen Teil zweistöckig, sehr geschickt er- 
richtet sind, so daß Pferde und Kühe auch im oberen 
Stockwerk stehen. Plätze mit hohen, alten Bäumen 
finden sich muten in der Stadt, die auch die einzige 
gut erhaltene Moschee im deutschen Tsadseegebiet 
aufweist. Der Markt findet vor der Stadt statt, 
das Leben ist ein ungemein reges, denn alle mög- 
lichen Araber, Tripolitaner, Göberleute aus Sinder
	        
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