Graslandschaften, dornigen Buschsteppen und in der
Nähe des Flusses aus sehr fruchtbarem, tiefschwarzen
Humusboden zusammen. Letzterer ist in der Trocken-
zeit tief eingerissen und häufig schollenartig gelagert.
Der Wildreichtum ist bedeutend, namentlich Säbel-
antilopen, Hartebeester und Sumpfböcke kommen vor.
Dicht vor der Hauptstadt spürte sich im Dornbusch
ein Löwe. Es sind fast mähnenlose, kurze, grau-
gelbe Tiere. Giraffe und Elefant fehlen auch hier
nach den Aussagen der Eingeborenen ganz.
Arabersiedlungen sind sehr vereinzelt. Die Ko-
tokos wohnen in geschlossenen Städten, geschützt durch
3 bis 4m hohe, breite, feste Lehmmauern, die bei
kleineren Plätzen nur zwei enge Durchgänge offen
lassen, die nachts durch starke Bohlentüren geschlossen
werden. Das Alter dieser Niederlassungen beweisen
überall mächtige, schattenspendende Bäume. Die
Häuser sind aus Lehm eckig oder rund gebaut und
die einzelnen Gehöfte durch Mauern oder Matten-
zäune von einander getrennt. Pferde und Großvieh
finden sich nur veremzelt. Die Felder verteilen sich
rund um die Stadt.
In den 18 Marschstunden zwischen Hoia und
der Hauptstadt liegen die Plätze Ndigma, Ugubake,
Bille, Hunnale und Mukakr, immerhin ein Zeichen,
daß auch das Steppenland von Logone gut bevölkert
ist. An und zwischen den beiden Flüssen ist die
Vegetation eine ungleich reichere. Hier reiht sich
Dorf an Dorf, und der Anbau hört nirgends auf.
Als Hauptgeschäft betreiben die Kotokos den Fisch-
fang, und die dauerhaft geräucherte Ware wird über
Hoia und Doloo bis nach Marrua verhandelt.
Die Kotokos sind hochgewachsen, tiefschwarze
Menschen mit rohen, unschönen Gesichtszügen, sie
haben ganz die Kleidung ihrer Bornunachbarn an-
genommen und tragen, wie diese, in der Regel blaue
Hosen (nicht so weit als die Haussahosen und nicht
an den Knöcheln geschlossen) und eine hellere Tobe,
dazu die Bornumüte oder einen spitzen, oben mit
einem Knopf versehenen, geflochtenen Strohhut. Auch
die Frauen gehen ganz nach Bornuart gekleidet und
frisiert.
Karnak Logon liegt am Fluß, der — ebenso wie
der Schari zwischen niedrigen Ufern — 200 bis
300 m breit ruhig dahinströmt. Die Landschaft
mit dem hohen Gras und den vielen Palmen er-
innert sehr an den Sannaga. Die Stadt selbst ist
von einer riesenhaften Mauer umgeben und geschlossen
gebaut; viele Häuser liegen aber in Trümmern, ein
Andenken an die Rahbisten. Handel und Wandel
ist bedeutend, well hier die eine Hauptstraße über
Massenga nach Wadai und weiter über Fasehr,
Chartum, Suakin nach Mekka führt, die so mancher
gläubige Fullah und Haussa zieht, um nach Jahren
als „Alhadsch!“ heimzukehren. In dem Zuwischen-
stromland ist es überaus fruchtbar, und wo kein
Anbau stattfindet, da wird das Dumpalmengestrüpp
oder das hobe Gras fast undurchdringlich; hier sind
Löwe und Schwein (Warzenschwein) heimisch. Auf
150
dem schwarzen Ackerland stolzieren Tausende von
Königskranichen einher, die sich bei der Annäherung
des Menschen schwerfällig erheben und unter miß-
tönendem Geschrei eine kurze Strecke entfernt wieder
niederlassen. Die zahlreichen Wassertümpel sind von
Enten und Gänsen bevölkert.
Kanuris, die vor den Rahbisten Schutz gesucht
haben, wohnen hier ebenso wie Benisettaraber zwischen
den Kotokos. 14 Marschstunden führen durch dies
reiche Land von Karnak nach Kusseri.
1000 m unterhalb dieser alten Kanurifeste, die
auf 80 m hohem Ufer, das gesamte Flußsystem be-
herrschend, ungemein günstig liegt, vereinigen sich die
fast gleich wasserreichen Flüsse Schari und Logone.
Wie weit der Logone schiffbar ist, ob er dem Schari
an Bedeutung gleichkommt, hoffe ich später berichten
zu können.
Auf niedrigem Grasufer, dicht unterhalb des
Zusammenflusses, liegt Fort Lamy am Schari, ein
Feldlager ohne Eingeborenensiedlung am Rande der
unfruchtbaren Bagirmisteppen.
Nördlich von Kusseri, am Fluß entlang, das
Delta einbegreifend, liegt das Land Makary mit
der Hauptstadt Gulfei. Das Land, das sich bis
Afade im Westen erstreckt, hat überall den Humus-
boden des Tsadbeckens. In der Regenzeit verwandelt
sich das ganze Land in eine Art schwarzen, unge-
mein fruchtbaren Sumpf, während in der Trockenzeit
tiefe Risse und Furchen in dem harten Boden ent-
stehen, der dann, wo nicht hohes, dichtes Dornen-
dickicht ist, von einer schwachen Grasnarbe bedeckt ist.
In der weiten fruchtbaren Ebene liegen etwas
erhöht, an einzelnen Bäumen kenntlich, überall
Arabersiedlungen. Diese Araber sind wohlhabender
als ihre Landsleute im Süden und besitzen große
Rindviehherden und zahlloses Kleinvieh. Die Rinder
sind breiter und kurzgehörnter als die Fullahzucht,
an spärliche Nahrung in der Trockenzeit gewöhnt.
Ihre Kamelherden schicken die Araber meist ins
Ghazal, wo die beste Werde für die Tiere sein soll.
Der Ackerbau liefert reiche Erträge, und an den
Wasserläufen und am See wird auch in der Trocken-
zeit mit Schöpfrädern das Land befruchtet und be-
baut; namentlich Werzen wird hier viel geerntet.
Die Makarys wohnen in Städten beisammen.
In 12 Stunden führt die Straße von Kusseri
über Mulue und Mara, zwei bedeutende Fischer-
städte, nach Gulfei, der saubersten, bestgebauten
Stadt, die ich überhaupt in West= und Centralafrika
kenne. Eme 4 m hohe Lehmmauer umschließt nur
massive, an regelrechten Straßen gebaute Häuser,
die, zum großen Teil zweistöckig, sehr geschickt er-
richtet sind, so daß Pferde und Kühe auch im oberen
Stockwerk stehen. Plätze mit hohen, alten Bäumen
finden sich muten in der Stadt, die auch die einzige
gut erhaltene Moschee im deutschen Tsadseegebiet
aufweist. Der Markt findet vor der Stadt statt,
das Leben ist ein ungemein reges, denn alle mög-
lichen Araber, Tripolitaner, Göberleute aus Sinder