Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Zeugnis für das Wachsen der weißen Familien ab- 
legte. Beide Orte boten ein Bild der tüchtigen, 
zielbewußten Arbeit und des Fortschritts. In Klein- 
Windhoek bot sich für Herrn Professor Hahn Ge- 
legenheit, den Weinbergbesitzern Winke über die Art 
der Weinbereitung zu geben. In Okahandja waren 
ebenfalls große Fortschritte im Garten= und Tabak- 
bau zu verzeichnen, wobei, wie auch in Groß-Wind- 
hoek, der Regierungsgarten angenehm auffiel. Von 
ganz besonderem Interesse war aber die von dem 
Gouvernement dort angelegte, unter der besonderen 
Obhut des Herrn Dieter stehende Baumpflanzung, 
die in der kurzen Zeit ihres Bestehens sehr erfreuliche 
Resultate gezeitigt hat und, falls sie zielbewußt 
weitergeführt wird, ein großer Segen für das Schutz- 
gebiet werden kann. 
Dem Kraiserlichen Gouvernement und dem 
Truppenkommando gebührt der Dank der Kapstädter 
Besucher dafür, daß sie ihnen in jeder Weise be- 
hilflich gewesen sind, in der kurzen Zeit möglichst 
viel von dem Lande zu sehen. Die Gäste haben 
denn auch den besten Eindruck von der Zuvor- 
kommenheit der Beamten und Offiziere, von der 
Gastfreundschaft der Bevölkerung und der Entwicke- 
lungsfähigkeit des Landes erhalten. Sowohl Pro- 
fessor Hahn wie andere seit langen Jahren in Süd- 
afrika ansässige Herren haben mir immer aufs neue 
ihr Erstaunen über das Land ausgedrückt, kein Hehl 
daraus gemacht, daß sie sich dasselbe viel schlechter 
vorgestellt hätten, und versichert, daß es nach ihrer 
Meinung erheblich besser als die Karoo und ebenso 
gut sei wie andere große Teile Britisch-Südafrikas. 
Gegenüber der Zeit, wo ich das Land verließ, 
habe ich sehr wesentliche Fortschritte gefunden. Es 
hat auf mich den Eindruck gemacht, daß viel und 
zielbewußt namentlich seitens der Regierung gear- 
beitet und daß durch Hafen und Bahn eine feste 
Basis geschaffen worden ist, auf der die weitere und 
schnellere Entwickelung sich aufbauen kann. Nach 
den eingezogenen Erkundigungen haben sowohl meine 
Begleiter wie ich selbst indes den Eindruck gewonnen, 
daß auf die Frage der Wasserversorgung noch viel 
mehr Gewicht gelegt werden müsse, als es bisher 
geschehen ist. Hier fallen Vergleiche mit der Kap- 
kolonie sehr zu Ungunsten des Schutzgebietes aus, 
nicht weil Wasser nicht ebenso leicht zu beschaffen 
wäre, wie im übrigen Südafrika, sondern weil noch 
keine genügende Arbeit darauf verwandt worden ist, 
vielleicht auch bei den Privaten das Verständnis 
fehlt. Man begnügt sich mit einer oder höchstens 
zwei natürlichen Wasserstellen auf einer Farm, wo 
ein Kapfarmer vielleicht drei bis vier gute, tiefe 
Brunnen mit ein bis zwei Windmotoren und ebenso 
viele kleinere Ddämme angelegt haben würde. Der 
Einwand, es fehle an Kapital, trifft wohl manchmal, 
aber sicher nicht immer zu. Das Land eignet sich 
an sehr vielen Stellen und wohl noch besser als die 
Kapkolonie gerade auch zur Anlage kleinerer Dämme, 
die der einzelne Farmer bei richtiger Anleitung ohne 
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große Kosten auf seinem Besitztum erbauen und so 
Wasser für die Trockenzeit aufspeichern könnte. Ein 
weiterer Mangel für die Entwickelung des Landes 
war in letzter Zeit das Fehlen von Absatzmärkten. 
Hierin ist durch die Offnung der Ostgrenze für 
Viehtransporte eine wesentliche Besserung eingetreten. 
Nicht nur das Innere des Landes, sondern auch 
die Küstenplätze haben sich wesentlich gehoben. 
Während bei meiner zuvorigen Ausreise von Kap- 
stadt nach Südwestafrika im Jahre 1894 Port 
Nolloth sowohl wie Walfischbay unseren Hafenplätzen 
weit überlegen waren, hat jetzt Swakopmund — 
sowohl was die Zahl als was die Ausführung der 
Bauten anbetrifft — Port Nolloth und Lüderitzbucht 
Walfischbay in den Schatten gestellt. 
über den verlauf der Rinderpest im Jabre J902 
hat der stellvertretende Referent für das Veterinär- 
wesen beim Kaiserlichen Gouvernement in Windhoek, 
Roßarzt Rassau, folgenden Bericht erstattet: 
Die Rinderpest herrschte Anfang vorigen Jahres 
im Karibiber Distrikte und wurde im April, als die 
Seuche daselbst im Erlöschen begriffen war, durch 
je einen Frachtfahrer des Windhoeker und Rehobother 
Bezirks, die in ihre Gespanne einige nur mit Galle 
geimpfte Ochsen eingereiht hatten, in den mittleren 
Teil des Schutzgebietes verschleppt. Durch rechtzei- 
tige Isolierung der der Ansteckung verdächtigen Tiere 
und sofortige Impfung des Bestandes gelang es in 
Windhoek, die Verluste auf wenige Tiere zu be- 
schränken und einer Weiterverbreitung der Pest vor- 
zubeugen, im Rehobother Distrikte dagegen hatte die 
Seuche, als die Meldung von ihrem Ausbruche nach 
hier gelangt und der alsbald zur Ergreifung von 
Maßnahmen nach dort entsandte Tierarzt daselbst 
eingetroffen war, bereits auf eine Nachbarwerft über- 
gegriffen. Da wenig Aussicht vorhanden war, unter 
diesen Umständen die Seuche auf ihren Herd zu 
beschränken, der stets rege Verkehr benachbarter 
Bastards untereinander die Durchführung einer solchen 
Maßnahme überdies außerordentlich erschwert, wurde 
sofort am Ausbruchsherde der Pest in Kumkuß, etwa 
25 km südlich von Rehoboth, eine Gallenstation er- 
richtet und die Impfung sowohl der bereits infizierten 
Herden, als auch der noch gesunden Bestände der 
bedrohten Umgebung vorgenommen. Um einen 
möglichst großen Teil des Bastardlandes gemäß den 
früher geäußerten Wünschen seiner Bewohner durch- 
impfen zu können, erwies sich im Verlaufe des Impf- 
geschäftes eine mehrmalige Verlegung der Gallenposten 
als notwendig; derartige Stationen wurden einge- 
richtet in Kumkuß, Neuras, Duruchaus, Nuams und 
Hornkranz. Die Durchführung der Impfungen im 
Bastardgebiete stieß auf mancherlei Schwierigkeiten. 
Mangelhafte Futter= und Wasserverhältnisse zwangen 
mehrfach die Besitzer, den alten Wohnplatz aufzugeben 
und mit einem mit günstigeren Bedingungen ver-
	        
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