einer Tiefe von 20 bis 22 Klaftern, einem sandigen
Meerbusen gegenüber und ungefähr 1 ⅛ englische
Meilen vom Lande, vor Anker. Der Grund dieser
Reede ist mit scharfgespitzten Korallenklippen angefüllt,
welche während vier Monaten des Jahres, nämlich
von der Mitte des Juni bis zur Mitte des Oktober,
den Aufenthalt allhier sehr unsicher machen. Dies
ist die Zeit der westlichen Monsuns, da bei dem
vollen und neuen Monde, insonderheit aber bei dem
neuen, der Wind den ganzen Kompaß herum ver-
änderlich ist und öfters mit solcher Heftigkeit tobet,
daß man sich auf die stärksten Ankertaue nicht ver-
lassen kann. Was die Gefahr zu dieser Zeit noch
vermehrt, ist die überaus große Schnelle der Flut,
welche südostwärts zwischen dieser und der kleinen
Insel Aguignan geht, die nahe an der westlichen Spitze
von Tinian liegt. Diese Flut geht zuerst mit einem
vorauslaufenden großen Anschusse des Wassers und
verursacht eine so hohle und hohe See, daß man es
sich kaum vorstellen kann; daher wir die erschrecklichste
Furcht ausstanden, dadurch von hinten in das Meer
geschlagen zu werden, ob wir gleich auf einem Schiffe
von 60 Kanonen waren. In den übrigen acht Mo-
naten des Jahres, nämlich von der Mitte des Okto-
bers bis zu der Mitte des Juni, ist das Wetter
beständig, und wenn die Ankertaue gut verwahrt sind,
hat man kaum zu befürchten, daß sie zerrieben werden
möchten, und die Reede ist während solcher Zeit so
sicher, als man es wünschen kann. Ich muß nur
noch hinzusetzen, daß das Ufer der Ankerstelle sehr
abhängig ist und sich längst dem südwestlichen Ende
der Insel erstreckt; serner, daß sie ganz und gar
keine Untiefen hat, wenn ich eine Reihe Klippen
ausnehme, welche sichtbar ist und ungefähr eine halbe
Meile vom Lande liegt. Dieselbe macht einen engen
Eingang in eine kleine sandige Bai, welches die
einzige Stelle ist, wo Boote möglicherweise landen
können.“
Sampa.
RKulis für Samoa.
Nach einer telegraphischen Meldung des Keiser-
lichen Konsulats in Swatow (China) ist am
3. April d. Is. ein Transport von 283 Kulis von
dort nach Samoa abgegangen.
RAus dem Bereiche der Wissionen und
der RAnkishlaverei-Bewegung.
Im Verlag der Berliner evangelischen Missions-
gesellschaft ist in dritter neubearbeiteter Auflage der
vom Ausschuß der deutschen evangelischen Missionen
herausgegebene Führer durch die evangelischen
Misstonen in den deutschen Kolonien und
Schutzgebieten erschienen. In den deutschen über-
seeischen Gebieten sind 18 evangelische und 12 katho-
182
–
lische Missionsgesellschaften tätig. Jede Kolonie hat
evangelische und katholische Missionare neben einander
aufzuweisen. Die evangelische Mission zählt in den
sieben Kolonien 146 Hauptstationen, 800 Neben-
stationen, 210 ordinierte und 55 nichtordinierte weiße
Missionare, 35 unverheiratete Missionarinnen, 194
ordinierte Eingeborene und 1044 nichtordinierte ein-
geborene Gehilfen. In 900 Missionsschulen werden
30 600 Schüler und Schülerinnen unterrichtet. Die
Zahl der Getauften beläuft sich auf 37 317. Sie
erhöht sich wesentlich, wenn man die von mehreren
Missionsgesellschaften als „Anhänger“ bezeichneten
Eingeborenen mit hinzurechnet, die als regelmäßige
Kixchgänger schon jahrelang unter christlichem Einfluß
75 und sich ganz zur Mission halten, aber bei
der vorsichtigen Taufpraxis dieser Gesellschaften noch
auf die förmliche Aufnahme in die Gemeinde warten
müssen. Zählt man sie hinzu, so gibt es rund
77 000 evangelische Heidenchristen in den deutschen
Kolonien.
Von der Mission der Weißen Väter berichtet
P. Conrads in „Kreuz und Schwert“ aus Bukumbi
(Deutsch-Ostafrika):
Wie schöne Früchte hier gezeitigt werden, zeigt
sich u. a. auf dem Gebiete der Schule. Freilich
steht, was Begabung und Intelligenz belangt, das
hier am Südufer des Viktoria wohnende Bagwevolk
hinter anderen afrikanischen Völkerschaften, wie z. B.
den Baganda und einigen Stämmen am Tanganyika,
zurück. Nichtsdestoweniger ist die seitens der Patres
auf die intellektuelle Bildung der jungen Bagwe
verwendete Mühe keineswegs eine verlorene zu
nennen. Ich bin glücklich, Ihnen das als Urteil
eines Dritten wiedergeben zu können, der nicht auf
eben dieselbe Weise wie wir bei dem Werke interessiert
ist. Ich meine das Urteil des Stationschefs der
Kaiserlichen Militärstation Muanza, des Oberleut-
nants Baumstark. Als ich Mitte vorigen Monats,
mit dem Bischof Hirth von Ukerewe kommend, zu-
sammen mit letzterem der Militärstation einen Besuch
machte, kam Oberleutnant Baumstark gerade von
einer Expedition zurück, im Verlaufe welcher er auch
unserer Missionsstation Bukumbi einen Besuch ge-
macht hatte. Bei dieser Gelegenheit wollte er es
nicht versäumen, sich persönlich ein Urteil zu bilden
über die Leistungen der Zöglinge der dortigen vom
P. A. Meyer geleiteten Missionsschule. Auf Ein-
ladung des P. Superior, P. J. Barthelemy, nahm
er selbst eine Prüsung vor. „Ich war äußerst an-
genehm überrascht und erstaunt“, erzählte uns der
Stationschef, „zu konstatieren, welche schönen Resultate
in dieser Schule bereits erzielt wurden. Nicht nur
in der Kisuahelisprache zeigten sich die Knaben be-
schlagen, in der sie korrekt schrieben, lasen und rech-
neten, sondern auch die Leistungen in der deutschen
Sprache überstiegen alle meine Erwartungen.“ Der
Oberleutnant ließ sich eine ganze Reihe der gebräuch-
lichsten Vokabeln der Umgangssprache auf deutsch