erreicht und genommen. Der letzte Anhang Bertuas
wurde dabei völlig zersprengt und das Pferd, 24
Weiber und Kinder und die gesamte Habe Bertuas
wurden erbeutet. Er, selbst war bereits am Abend
vorher infolge des Uberfalls seiner Verpflegungs-
karawane außerhalb der Wege in den unbewohnten
Wald geflüchtet, und seine weitere Spur konnte,
obwohl die gesamte Truppe, teilweise auch in der
Nacht, die Gegend weithin abpatrouillierte, zunächst
nicht aufgefunden werden; nach Aussage der Ge-
fangenen hatte er nur noch fünf bis sechs Mann
zur Begleitung.
Westafrikanische Pflan zungs-Gesellschaft „Victoria“.
Der Vorstand der Gesellschaft führt in dem
soeben erschienenen Geschäftsbericht für das Jahr
1902 aus:
Einschließlich der auf Urlaub befindlichen Be-
amten beschäftigte die Pflanzungsabteilung durch-
schnittlich 17, die Handelsabteilung 10 und die
Feldbahnabteilung 11 Europäer. Wir können eine
weitere Besserung der gesundheitlichen Verhältnisse
seststellen, welche der streng durchgeführten Chinin=
Prophylaxe sowie den im Laufe der Jahre urbar
gemachten und in Kultur genommenen großen Land-
strecken zu verdanken ist.
Die Arbeiterlage war gut. Es arbeineten auf
allen Abteilungen zusammen etwa 1800 Neger, von
welchen auf Pflanzungsabteilung etwa 900, Feld-
bahnabteilung etwa 700, Handelsabteilung etwa 200
durchschnittlich entfielen. In der Leistungsfähigkeit
der Neger und ihrer Gewöhnung zur Arbeit war
ein erfreulicher Fortschritt zu bemerken. Es herrschte
zeitweise sogar Angebot von Arbeitskraft über den
Bedarf hinaus. Durch Aussendung eines Lazarett-
gehilsen für die Aussicht in den Krankenhäusern,
weitere Anpflanzung von elwa 300 000 Bananen,
Vergrößerung der Arbeiterhäuser rc. hat die Gesell-
schaft in der Besserung der Lage ihrer Arbeiter
wieder einen Schritt vorwärts getan. Nach wie
vor ist aufs strengste darauf geachtet worden, daß
die Arbeiter gut und angemessen verpflegt und
keinerlei Mißhandlungen von weißen oder schwarzen
Anfsehern ausgesetzt wurden. Zur Verpflegung er-
hielten neben der Frucht unserer Olpalmen und fast
dem ganzen Ertrage von über einer Million Bananen=
pflanzen unsere 1800 Arbeiter etwa 5500 Zentner
Reis und etwa 1500 Zentner Fische.
Der Stand sämtlicher Pflanzungen ist ein guter.
Am Jahresende waren etwa 1500 ha Land in
Kultur, auf welchen neben etwa 550 000 Kako-
bäumen an die tausend Kickrien, etwa 1 100 000
Bananen und etwa 600 000 frei geschlagene, der
Mehrzahl nach tragende Olpalmen standen. Die
großen Erfolg versprechenden Versuche, welche dankens-
werterweise die Pflanzungs-Gesellschaft Soppo G.
m. b. H. mit ihrem wilden Kickxienbestande in
238
Malende, der einen überraschenden Erfolg ergab,
sowie mit ihren Kulturen in Soppo anstellte, haben
uns bewogen, der Kickxienanpflanzung besondere
Aufmerksamkeit zu schenken. Wir werden im laufen-
den Jahre eine größere Kickxrienpflanzung schaffen,
die bei der von Jahr zu Jahr wachsenden Wert-
bemessung, welche dem Produkte der Kickria auf dem
Rohgummimarkt geschenkt wird, durchaus zeitgemäß
und rentabel erscheint. Die bis Ende 1902 ge-
pflanzten etwa 550 000 Kakaobäume erforderten
einen Aufwand von 1721 639,83 Mk. Der Baum
steht mit etwa 3,50 Mk. im Durchschnitt zu Buche,
ein durchaus normaler Wert, da über die Hälfte
der Bäume im laufenden Jahre trägt. Vergrößert
wurde das Maschinenhaus für die Kakaoaufbereitung.
Neu gebaut wurden neben verschiedenen Anlagen für
die Feldbahn, wie Lokomotiv= und Wagenschuppen,
ein Lagerhaus in Boniadicombo, ferner verschiedene
Arbeiterhäuser und kleine Unterkunftsräume für Be-
amte an der Eisenbahnstrecke. Neu erworben wurden
verschiedene für uns brauchbare Gebäude der Firma
J. Weiler am Kakaohafen. Die Kakaoernte wurde
in zwei „Guardiolas Patent“-Trockenapparaten auf-
bereitet und mit 3040 Zentnern auf den Markt ge-
bracht. Nach Abzug der Erntekosten, Fracht, Asse-
kuranz r2c. betrug der Reingewinn aus derselben
94184,13 Mk. (46 113 Mk. beziehungsweise
13 825 Mk. in den Vorjahren.) Der Marktpreis
für Kakao war im ganzen Geschäftsjahre stetig, so
daß wir einen Durchschnittserlös von 111,50 Mk.
erzielen konnten. Unsere Bananenanlagen (über
1 000 000 Pflanzen) trugen soviel Früchte, daß wir
nicht nur unsere Arbeiter (1800) damit reichlich
verpflegen, sondern auch noch zeitweise dem Kaiser-
lichen Bezirksamt Victoria für dessen Arbeiter
wöchentlich bis zu 400 Büschel ablassen konnten.
Die Früchte unserer Olpalmen stellten wir den
Arbeitern zur Verfügung, während den Olpalmen
selber eine besondere Sorgfalt zu teil wird, indem
wir bemüht sind, den Bestand derselben zu erhalten
und zu vermehren, in der Hoffnung, auch diesen mit
der Zeit nutzbringend verwerten zu können.
In der Handelsabteilung verbleiben nach Abzug
der Unkosten, Tantièmen 2c. an Reingewinn
55 896,50 Mk. gegen 16 101 Mk. im Voriahre.
Wir besitzen zurzeit Faktoreien in Victoria, Bonia-
dicombo, Buea, Soppo, Molyko und Bali. Von
diesen war die Bali-Faktorei im abgelaufenen Jahre
nur während der persönlichen Anwesenheit des Herrn
Steinhausen in Bali im Betriebe. Die Soppo-
Faktorei wurde erst zum Jahresende eröffnet. Als
Neuerung führten wir bei der Handelsabteilung
ständige Trägerkolonnen ein, welche von Boniadi-
combo, dem augenblicklichen Endpunkt der Gebirgs-
bahn aus die Waren nach Soppo, Buea und Molyko
befördern mußten. Umgesetzt wurden von der
Handelsabteilung in unseren Faktoreien für über
1 000 000 Mk. Waren, die zum größten Teile
deutschen Ursprungs waren.