Nach Berichten des Missionars Klamroth in
Milow enthält der „Missions-Freund“ der Missions-
gesellschaft Berlin I über die Missionsarbeit in
Deutsch-Ostafrika u. a. folgende Mitteilungen:
Unsere alte Berliner Missionsgesellschaft hat im
Jahre 1891 am Nordende des Nyassasees in Deutsch-
Ostafrika bei dem gut gearteten Kondevolke mit ihrer
Arbeit eingesetzt. Dort wurden zuerst die Stationen
Wangemannshöh und Manow angelegt, von denen
aus dann im Laufe der Jahre zwölf andere Stationen
bis tief ins Land hinein gegründet wurden. Der
Herr hat sich zu diesem unserem Werke sehr freund-
lich bekonnt. Die eingeborenen Heiden haben sich
überall freundlich zu unseren Boten gestellt; fast
ausnahmslos bringen sie ihnen das größte Vertrauen
entgegen. Am meisten aber müssen wir dafür dank-
bar sein, daß auf die Aussaat des Wortes Gottes
gar bald das Einsammeln von Früchten gefolgt ist.
Das ist auf Missionsgebieten, die eben in Angriff
genommen worden sind, bisher nur selten der Fall
gewesen. Noch immer breitet sich dort unsere Arbeit
aus und vertieft sich mehr und mehr. Auch im ver-
kgangenen Jahre ist eine neue Station dort angelegt
worden und zwar in einer wilden Gebirgsgegend,
die bis dahin wenig bekannt war, sie heißt Vupangwa.
Die Bewohner dieser Gegend wurden früher von
Raubstämmen vielfach gehetzt, ihre Dörfer liegen
deshalb meist in Baum und Busch versteckt. End-
lich ist nun auch dieses Volkes Zeit gekommen, und
durch das Eingreifen unserer Gesellschaft erfüllt sich
an Vupangwa das Wort: „Wie lieblich sind auf
den Bergen die Füße der Boten, die den Frieden
verkündigen, die das Gute verkündigen.“ Unsere
Station dort trägt den Namen Milow nach dem
Geburtsort eines Missionsfreundes, der die Mittel
zum Aufbau des Platzes gespendet hat. Am Sonn-
tag erscheinen die Umwohner in größeren und
lleineren Trupps zum Gottesdienst, der zunächst im
Freien, das letzte Mal aber schon in der neuen
Kirche abgehalten wurde. Zwei unserer Bena-
gesänge mit vom Chor gesungenen Refrain haben
schon Emgang gefunden, und besonders der regel-
mäßig kommende Häuptling Gigima singt schon aus
voller Brust mit.
„Arbeien und Erfolge auf der Insel Ukerewe
im Vfktoria-Nyanza“ (Deutsch-Ostafrika) betitelt sich
ein im „Afrika-Boten“ veröffentlichter Bericht des
L. Roussez, dem wir folgendes entnehmen:
Besonders die große Insel Ulkerewe nimmt unsere
Tätigkeit in Anspruch. Diese Insel zählt ungefahr
25 000 Einwohner, die in 49 Dörfern wohnen.
In 43 von diesen Dörfern haben wir Christen, die
namentlich in der nächsten Umgebung der Mission
zahlreich sind. Im Umkreis von einer Meile um
unsere Niederlassung finden sich acht Katecheten-
posten. Sie unterrichten sämtliche Dörsfer, taufen
die Kinder und im Falle der Not auch die Er-
wachsenen. Von 49 Dorfvorstehern sind 31cchristlich.
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Ostlich von Ukerewe auf der anderen Seite des
Sees liegt das „kontinentale“ Ukerewe, getrennt von
der Insel Ukerewe durch einen schmalen Kanal, der
ebenfalls dem König von Ukerewe gehört. Wir
haben dort überall Neubekehrte; fünf Katecheten und
sechs christliche Vorsteher verwalten den größten Teil
dieses Gebietes. Endlich südlich von Ururi, immer
noch auf dem Festland, liegt das ungeheure Gebiet
Zanaki. Wir sind im Begriff, dort eine Schule zu
gründen. Wenn der Katechetenposten durch eine
Missionsstation ersetzt würde, dürfte hier eine schöne
Mission erblühen, welche ihren wohltötigen Einfluß
dem nordwestlichen, ausgedehnten Zanaki, dem süd-
westlichen Sizakli und dem nordöstlichen Ikoma,
lauter bevölkerten Gebieten, mitteilen könnte. Die
Schulen sind die Zukunft unserer Mission. Die
deutsche Regierung nimmt sich der Eingeborenen an
und hat bereits beschlossen, die Schulen zu ver-
mehren. Die Schüler unserer Missionsstation,
welchen wir die Elementarkenntnisse beibringen,
müssen uns ähnlich wie die Katechisten aushelfen,
so daß wir der Regierung, die sich mit dem Ge-
danken trägt, regelmäßige Schulen zu eröffuen, die
nötigen Lehrkräfte stellen können. Dann ist die
Jugend unser. — Stand der Mission: 3 Missionare,
30 Katechisten, 8 Schulen, 975 Neubekehrte, 3000
Katechumenen, 8388 Beichten, 7991 Kommunionen,
57 Taufen von Erwachsenen, 58 Taufen von Kmdern
christlicher Eltern, 498 Taufen in Todesgefahr,
33 Ehen, 5257 Kranke gepflegt.
Aus Kamerun schreibt Br. A. Schilitz in „Kreuz
und Schwert“:
Im Küstengebiet des Bezirkes Kribi kommen
hauptfächlich die zwei Volksstämme Banoho und Ba-
puku in Betracht. Jeder dieser beiden Stämme hat
nun einen eigenen Oberhäuptling. Auf einem von
der Reglerung einberufenen Häuptlingstage zu An-
fang Februar d. Is., zu dem auch sämtliche Missio-
nare eingeladen waren, wurde das nun dahin ab-
geändert, daß der Südbezirk in zwei ziemlich gleich
große Teile gesondert wurde. Als Scheidelinie
wurde der Lobefluß bestimmt. Der Banoho-Ober-
häuptling Madola wurde zum Oberhäuptling des
südlichen Teiles und der Bapuku-Oberhäuptling Bo-
balla als solcher für den nördlichen Teil bestimmt'?).
Auf dem gleichen Häuptlingstage wurde auch ein
einheimischer Gerichtshof errichtet, dessen Schieds-
spruch besonders die so häufigen Frauenpalaver über-
wiesen sind. Er besteht aus zwei Richtern, den
Häuptlingen Boballa und Madola, sechs Betsitzenden
(3 Bapuku und 3 Banoho), einem Bapuku und
emmem Banoho als Schreiber. Den Schwoarzen
siehen also jetzt drei Gerichtsinstanzen offen: erstens
der Häuptling des betreffenden Dorfes, zweitens das
einheimische Gericht, wenn er mit dem Schiedsspruch
pVecral. auch den Bericht des Bezirksrichters Diehl im
Kol. Bl. 1903, Seite 147. D. Red.