Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

seines Dorfhäuptlings nicht zufrieden ist, und drittens 
das Kaiserliche Bezirksamt, wenn durch das zweite 
Gericht kein endgültiges Urteil erzielt wird. Dem 
einheimischen Gerichtshofe wurden im Strafmaß be- 
stimmte Grenzen gesetzt. Ebenso wurde allen Häupt- 
lingen ans Herz gelegt, dafür zu sorgen, daß die 
Kinder eine deutsche Schule besuchen und das be- 
treffende Schulgeld entrichten, indem der Keiserliche 
Bezirksamtmann ausdrücklich betonte, doß es nur 
denjenigen Knaben möglich sei, vorwärts zu kommen, 
die deutschen Unterricht genossen hätten. Da der 
Schwarze fast nie Baargeld in seinem Besitze hat 
und kleinere Münzsorten hierzulande überhaupt fehlen, 
so wurde bestimmt, daß das Schulgeld (monatlich 
50 Pfennig) in Landesprodukten entrichtet werden 
könne. Jetzt ist die Sache schon völlig eingebürgert; 
nur 25 Mabeajungens verweigerten die Zahlung 
und verließen daher die Schule. 
Im Kolonialblatt vom 15. Februar d. Is. wurde 
ein vorläufiger Bericht über die Reise dreier Baseler 
Missionare nach Bali (Kamerun) mitgeteilt. Einem 
in der neuesten Nummer des „Eovangelischen Heiden- 
boten“ veröffentlichten Bericht über diese Missions- 
reise entnehmen wir noch folgendes: 
Am 14. November 1902, nachmittags 3 Uhr, 
zogen wir in Bali ein. Der König begrüßte uns 
freundlich. Br. Schuler teilte den Zweck unseres 
Kommens mit, indem er den König an die Bitten 
seines Vaters Garega erinnerte, die wir gehört, aber 
damals nicht hätten erfüllen können. Jetzt sei die 
Zeit gekommen; wir wollten uns einmal Bali an- 
sehen und darüber nach Hause berichten. Der König 
erwiderte: Ich habe bereits gehört, daß ihr unter- 
wegs seid, und habe euch morgen erwartet. Ich 
freue mich sehr über euer Kommen; denn schon vier 
Jahre schreien wir um Missionsleute und haben 
jeden Europäer, der kam, gebeten, uns solche zu 
schicken. Ich hoffe, ihr bleibt nun fünf Monate 
bier. — Auf Montag den 17. November wurde 
die erste Predigt festgesetzt. Nach wiederholtem Ge- 
sang konnte Br. Schuler beginnen. Er redete über 
Apostelg. 17, 30. Das Ubersetzen war recht um- 
ständlich. Unser Dolmetscher teilte es dem einen 
Sprecher in Bafo mit. Dieser sagte es weiter einem 
bei ihm sitzenden Unterhäuptling. Derselbe erhob 
sich aus seiner hockenden Stellung, und in Begleitung 
von sechs Zeugen ging er in die Mitte des Platzes 
und teilte es mit weithin hörbarer Stimme dem 
versammelten Balivolk mit. Auf diese Weise wurde 
den Bali zum erstenmal das Evangelium ver- 
lündigt, und dieser Tag ist gewiß ein wichtiger 
Tag in der weiteren Geschichte der Bali. Es 
mögen 1500 Menschen beisammen gewesen sein. 
Zuletzt wurde allen der Zweck unseres Kommens 
und der Bau einer Schule mitgeteilt. Am 19. No- 
vember brachten 200 Mann je eine Last Palm- 
rippen zum Schulhausbau. Wir machten unseren 
245 
  
Abschiedsbesuch beim König. Er bat uns, so bald 
als möglich zu kommen. Wir versprachen ihm, 
sofort nach Basel zu berichten. Am Morgen des 
20. November schickte der König noch jedem einen 
wertvollen Elefantenzohn als Geschenk sowie eine 
Kalabasse Met und bat, noch einmal zu ihm zu 
kommen. Wir schickten Gegengeschenke. Reisefertig 
begaben wir uns dann zu ihm. Voll Freundlichkeit 
empfing er uns, schenkte noch jedem eine Pfeife und 
übergab Missionar Schuler seinen Sohn zur Er- 
ziehung. So schieden wir in der Hoffnung, unsere 
Gesellschaft werde bald in Bali die Arbeit be- 
ginnen. — Inzwischen ist von Basel die Nachricht 
nach Kamerun gekommen, daß Bali besetzt und die 
Arbeit dort ausgenommen werden solle. Missionar 
Keller sollte Ende April mit Missionar F. Ernst 
nach Bali aufbrechen. Als Baumeister geht Missionar 
Leimbacher mit. 
In dem illustrierten Familienblatt „Die evan- 
gelischen Missionen“ lesen wir: 
Im Auguft v. Is. veröffentlichte die Bremer 
Missionsschwester Hedw. Rohns im „Anscharboten“ 
ein Bittgesuch um 3000 Mk., um in Lome (Togo) 
ein Grundstück erwerben zu können, auf dem ein 
Diakonissenhaus erbaut werden sollte, wonach ein 
dringendes Bedürfnis vorlag. Erfreulich schnell 
brachten Hamburger Missionsfreundinnen den Betrag 
auf. Nun sollte dafür ein Grundstück gekauft werden, 
das einem eingeborenen Christen, Theodor Anthony, 
gehörte; der forderte zunächst für das Grundstück mit 
den darauf befindlichen Gebäuden 2100 Mk. Aber 
wie freudig überrascht war Missionar Spieß, als er 
nach ein paar Tagen von dem Verkäufer folgenden 
Brief erhielt: „Lieber Herr Spieß! Es ist schon 
lange mein Wunsch, daß ich der Mission als Dank 
irgend etwas Gutes tue; aber ich tat es bisher 
nicht. Ich ging in Keta im Jahre 1872 zur 
Schule und sah bis zu meinem Austritt 1880 einen 
guten Fortgang. Das Land, welches ich der Mission 
verkaufen soll, war in meinem Herzen ohne Geld; 
aber Ihr sollet doch wissen, wie stark die Hand auf 
den Ländereien ist. Ich gebe es der Mission mit 
Freuden und wünsche keinen Kauri dafft. Zu 
jeder passenden Zeit gehen wir zu Gericht, damit 
wir ins Buch hinein kommen und ich die Hand der 
Versicherung reiche, daß ich das Land der Mission 
gebe. . .. Anthony.“ 
Von der Mission in Deutsch-Neu-Guinea 
berichten dortige Missionare im „Steyler Missions= 
boten“. P. Girard schreibt u. a.: 
„Betrachtet man die Sitten der Bewohner von 
Tumleo und vergleicht man sie mit denen anderer 
Stämme, so bemerkt man sofort einen wesentlichen 
Unterschied, und man kennt die Tumleos im Ver- 
gleich zu früher kaum wieder. Während zu Anfang 
der Mission die Männer kaum drei Schritte weit 
gingen, ohne vorsichtig ihre Waffen mitzunehmen,
	        
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