wurde in der Vormittagssitzung ferner noch der Etat
von Togo, wobei namentlich die Behandlung christ-
licher Eingeborener, eine etwaige Verbesserung der
Stellung der nicht etatsmäßigen Beamten, die Stellung
und Tätigkeit der Polizei= und Schutztruppenoffiziere
und der Arzte in den Schutzgebieten, eine Erhöhung
der Ausgaben für Wegebauten, das Krankenhaus in
Lome und die Küstenbahn zwischen Lome und Klein-
Popo besprochen wurden. Herzog Johann Albrecht
zu Mecklenburg nahm noch besonders Veranlassung,
dem Kolonialdirektor das Vertrauen der kolonialen
Kreise auszusprechen.
In der Nachmittagssitzung vom Montag beschäf-
tigte sich der Kolonialrat mit dem Etat für das
südwestafrikanische Schutzgebiet. Geh. Regierungsrat
Simon regte die Frage an, ob nicht die Eingeborenen
allgemein zu einer Besteuerung in irgend welcher
Form heranzuziehen seien, und machte gegen die neue
Zollverordnung einzelne Bedenken geltend. Der
Vorsitzende erklärte, daß die Verhältnisse in Deutsch-
Südwestafrika für eine Besteuerung der Eingeborenen
noch nicht reif seien, und daß insbesondere der Um-
setzung der Besteuerung in eine Arbeitsleistung die
geringe Zahl und die geringe Seßhaftigkeit der Be-
völkerung im Wege stehe. Die Zollverordnung sei
auf das eingehendste geprüft und bringe erhebliche
Verbesserungen. Von den zuständigen Referenten
der Kolonial-Abteilung wurden über diese Fragen
noch weitere Ausschlüsse gegeben, worauf Herr Woer-
mann bemerkte, daß die Zollerhöhungen seiner Über-
zeugung nach dem südwestafrikanischen Handel keinen
Eintrag bringen würden. Weiter wurde die Zwangs-
impfung des Rindviehs erörtert und regierungsseitig
entschieden befürwortet. Früher hervorgetretene Miß-
stände hätten mit dem Mangel an Veterinärärzten
zusammengehangen, dem jetzt abgeholfen sei. Auf
eine Anfrage erklärte der Vorsitzende, daß die Kolo-
nialverwaltung eine Verbesserung der Bahnstrecke
Swakopmund—Karibib im Auge behält, diese Auf-
gabe zur Zeit jedoch nicht für dringend erachtet;
die neue Otavibahn werde dem Schutzgebiete neue
Vorteile bringen. Dr. Scharlach machte über die
geplante Otavibahn eingehende Mitteilungen. Die
Bahn solle in längstens 2½ Jahren fertig sein und
eröffne für die Weiterentwickelung des Schutzgebiets
die besten Aussichten. Auf eine Anfrage des Herzogs
Johann Albrecht zu Mecklenburg teilte der Vorsitzende
mit, daß Verhandlungen mit der Firma A. Woermann-=
Hamburg wegen ÜUbernahme des Molenbetriebes in
Swakopmund schweben, und von seiten der Inter-
essenten auch Widerspruch gegen diese an sich praktisch
erscheinende Lösung bisher nicht erhoben sei. Exzellenz
v. Hofmann befürwortete die Übernahme des Lan-
dungsgeschäftes durch die Regierung selbst; seinen
Befürchtungen gegenüber wurde regierungsseitig
näher nachgewiesen, daß von einem Monopol der
Firma Woermann keine Rede sei, während die Re-
gierung ein solches Privatgeschäft unmöglich selbst
übernehmen könne. Herzog Johann Albrecht zu
258
Mecklenburg regte die Entsendung eines bergmännischen
Sachverständigen an, während Geh. Bergrat Schmeißer
die Entsendung eines Geologen befürwortete. Dem
gegenüber legte der Vorsitzende dar, daß die berg-
männischen Fundstätten im Schutzgebiete durchaus
nicht mehr unbekannt, zu ihrer Erforschung vielmehr
seit einer Reihe von Jahren bedeutende Mittel von
privater Seite ausgewandt seien. Zur Erörterung
gelangte ferner die Bedeutung des meteorologischen
Dienstes und des Schulwesens, wobei Herzog Johann
Albrecht die Subvention von Farmschulen anregte
und außerdem befürwortete, daß dem Generalkonsulat
in Kapstadt ein kolonialer Sachverständiger beigegeben
werde. Der Vorsitzende erklärte die Verhältnisse für
die Einrichtung von Farmschulen wegen der weiten
Entfernung der Farmen von einander für einstweilen
noch nicht reif. Der Kolonialrat beschäftigte sich
weiter mit der Frage der Wassererbohrung und den
Kosten der Schutztruppe; eine Herabsetzung der
Truppenzahl wurde vom Vorsitzenden namentlich mit
Rücksicht auf die noch wenig geklärten Verhältnisse
im Norden des Schutzgebiets für vorläufig nicht
empfehlenswert erklärt, doch werde eine Verminderung
der Kosten angestrebt, und es sei insbesondere die
teilweise Umwandlung der Kompagnien in eine Ein-
geborenentruppe ins Auge gefaßt.
Am Dienstag bildete in der Vormittagssitzung
der Etat für das ostafrikanische Schutzgebiet den
ersten Gegenstand der Tagesordnung. Nachdem Herr
v. der Heydt die unbedingte Notwendigkeit des Baues
der Bahn Dar-es-Saläm—Mrogoro betont und der
Verwaltung nahegelegt hatte, für Bewilligung der
betreffenden Vorlage im Reichstage mit aller Ent-
schiedenheit einzutreten, wurde eine von Exzellenz
v. Jacobi beantragte Resolution folgenden Inhalts:
„Der Kolonialrat spricht in Bestätigung seiner früheren
Beschlüsse wiederholt die Uberzeugung aus, daß ohne
weiteren Ausbau der gänzlich ungenügenden Verkehrs-
mittel, namentlich der Eisenbahnbauten, Fortschritte
von Bedeutung in der inneren Entwickelung der
Schutzgebiete nicht erwartet werden können“ einstimmig
angenommen. Weiter wurde die Schonung der Forst-
bestände besprochen, wofür, wie regierungsseitig dar-
gelegt wurde, von der Kolonialverwaltung nach
Möglichkeit Sorge getragen wird. Auf Antrag des
Dr. Hindorf und nach Befürwortung durch den Vor-
sitzenden nahm der Kolonialrat ferner eine Resolution
an, worin empfohlen wird, in den nächstjährigen Etat
einen gegenüber dem jetzigen möglichst auf das Drei-
fache erhöhten Betrag zur Förderung der Eingeborenen-
Ansiedelungen und von Eingeborenen-Kulturen einzu-
stellen. Es folgte die Beratung des Etats für Neu-
Guinea, wobei die etwaige Konzessionierung der in
der Presse kürzlich mehrfach angegriffenen deutsch-
australischen Siedelungsgesellschaft eingehend erörtert
wurde. Der Etat für die Verwaltung der Karolinen,
Palau und Marlanen wurde ohne wesentliche Debatte
erledigt, ebenso der Etat für Samoa.
Sodann beschäftigte sich der Kolonialrat mit dem