Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Die Arbeiterverhältuisse in dem Plantagengebiete 
haben sich günstig gestaltet. Durch ein neues Ka- 
kaogärverfahren hat die Kameruner Land= und Plan- 
tagengesellschaft einen 10 Prozent höheren Preis 
ihres Kakaos erzielt. 
Die zum Zweck endgültiger Regelung der Grund- 
besitzverhältnisse der Eingeborenen innerhalb des 
Pflanzungsgebiets am Kamerunberge von dem Gou- 
verneur im April 1902 eingesetzte Kommission hat 
ihre Arbeiten nach Eintreffen eines Feldmessers in 
vollem Umfange ausgenommen. 
Die Gebirgsbahn Viktoria— Meanja der Gesell- 
schaft „Viktoria" ist auf etwa 7 km sertiggestellt 
und in Betrieb genommen. Dem „Kamerun-Eisen- 
bahnsyndikate“ ist eine vorläufige Konzession für den 
Bau und Betrieb einer etwa 100 km langen Eisen- 
bahn von der Küste nach Mundame gegeben worden. 
Die von dem Syndikate zum Studium der Bahn- 
linie entsandten Ingenieure sind nach Beendigung 
ihrer Arbeit zurückgekehrt. 
Der neue Regierungsdampfer „Herzogin Elisa- 
beth“ ist im September 1902 in Duala eingetroffen 
und bewährt sich gut. 
Die Telegraphen= und Fernsprechlinie zwischen 
Busa und Duala ist fertiggestellt. 
Deutsch-Südwestafriko. 
Der Beginn des lausenden Jahres brachte dem 
Schutzgebiete reichlichen Regen, so daß sich das Land 
von den Folgen der Trockenheit der beiden voran- 
gegangenen Jahre rasch erholte. Weide= und Wasser- 
verhältnisse sind zurzeit recht befriedigende. Dieser 
erfreuliche Wandel ist gerade jetzt, wo eine lebhafte 
Ausfuhr von Vieh über die Ostgrenze stattfindet, von 
ganz besonderem Wert. Es sind bereits erhebliche 
Viehverkäufe mit Händlern aus Britisch-Südafrika 
zum Abschlusse gelangt. Der Weg über Gobabis 
nach Betschuanaland, welcher wegen der Viehseuchen 
im Ngamisee-Gebiete für Viehtransporte englischer- 
seits gesperrt war, ist nach längeren, durch das 
Generalkonsulat in Kapstadt geführten Verhandlungen 
freigegeben worden. Ein weiterer Ausfuhrweg führt 
aus der Südoststrecke des Schutzgebiets in die eng- 
lischen Nachbarkolonien. Die vorhandenen Groß- 
und Kleinviehbestände, namentlich letztere, haben sich 
als so umfangreich erwiesen, daß bei ausreichenden 
Maßnahmen zum Schutze der Muttertiere eine Ge- 
fährdung der eigenen Viehzucht durch die Ausfuhr 
nicht zu befürchten ist. Zur Hebung der Kleinvieh- 
zucht ist kürzlich ein Transport Zuchtziegen aus 
Deutschland nach dem Schutzgeblete abgegangen. 
Das Zuchtmaterial des Gestüts in Nauchas wurde 
um drei aus Deutschland importierte Hengste ver- 
mehrt. In weiterer Ausgestaltung des Veterinär= 
wesens ist dem bakteriologischen Institut in Gam- 
mams ein Veterinärassistent überwiesen worden. Das 
Schutzgebiet verfügt über sechs Zivil= und drei 
Militärärzte. 
Die Fertigstellung des Bahnbaues bis Windhoek 
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hat auf die Besiedelung günstig eingewirkt. Bis nach 
Okapuka (etwa 30 km von Windhoel) sind längs 
der Bahn, soweit das besiedelungsfähige Gebiet in 
Betracht kommt, sämtliche Farmen verkauft. Nur 
südlich von Karibib sind an der Bahn noch zwei 
Farmen verkäuflich. Die durchschnittliche Größe der 
Farmen beträgt 10 000 ha. Die kleineren Grund- 
stücke (5000 ha) liegen zumeist im nördlichen Herero- 
lande. Wegen der von der Kaiserlichen Regierung 
geplanten Maßnahmen zur Förderung der Besiede- 
lung darf auf die Denkschrift zum Etat für das 
laufende Rechnungsjahr verwiesen werden. 
Die Annahme, daß der südafrikanische Krieg 
einen erheblichen Zugang von Buren zur Folge 
haben würde, hat sich nicht bestätigt. Es sind aller- 
dings während des Krieges einige hundert Buren 
— meist Frauen und Kinder — in das Schutzgebiet 
gekommen. Die Mehrzahl der Zuzügler suchte je- 
doch nur vorübergehendes Unterkommen, das sie nach 
Bekanntwerden des Friedensschlusses wieder aufgaben, 
um in die alte Heimat zurückzukehren. 
Der heliographische Nachrichtendienst hat sich als 
eine wertvolle Ergänzung der Telegraphenlinien be- 
währt. Er ist im Süden bis nach Keetmanshoop, 
im Norden bis Outjo erstreckt worden. Wenn auch 
in erster Linie zu Zwecken des Gouvernements ein- 
gerichtet, steht er doch auch dem Publikum zur Ver- 
fügung, wovon reichlich Gebrauch gemacht wird. 
Die Wortgebühr bei heliographischer Vermittelung 
beträgt 20 Pf. mit einer Mindestgebühr von 2 Mark 
für das Telegramm. Mit der Reichspostverwaltung 
ist eine Vereinbarung getroffen worden, welche den 
unmittelbaren Verkehr der Reichstelegraphenanstalten 
mit den Heliographenstationen ermöglichen wird. 
Der Betrieb der Eisenbahn Swakopmund — Wind- 
hoek konnte bisher im allgemeinen als befriedigend 
bezeichnet werden. Heftige Regenfälle des abge- 
laufenen Vierteljahrs hatten nennenswerte Betriebs- 
störungen nicht zur Folge. Der Tarif ist einer Um- 
arbeitung unterzogen worden, wodurch die Beförderung 
von Massengütern, insbesondere von Montanproduk- 
ten und Vieh, zu billigeren Preisen möglich wird. 
Die Leitung der Bahn ist auf einen im Kleinbahn- 
dienst erfahrenen Ingenienr übergegangen, welcher 
bereits im Schutzgebiet eingetroffen ist. Der Sitz 
der Eisenbahnverwaltung ist von Swakopmund nach 
Windhoek verlegt worden. 
Der Leichterhafen in Swakopmund ist am 12. Fe- 
bruar d. Is. eröffnet worden. Ein regelmäßiger 
Betrieb an der Mole konnte jedoch noch nicht statt- 
finden, da die gesamten Landungsverhältnisse vorerst 
einer Neuordnung bedürfen. 
Die im Etat für das laufende Rechnungsjahr 
vorgesehene Oberrichterstelle ist dem bisherigen Be- 
zirksrichter Richter übertragen worden. Zum etats- 
mäßigen Referenten beim Gouvernement in Wind- 
hoek ist der Landrichter a. D. Tecklenburg ernannt 
worden, welcher diese Geschäfte bereits seit 3 Jahren 
kommissarisch wahrnahm.
	        
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