strengendem Marsche an eine kleine Bucht des Kiwus
bei Mumariwa arushozi, während die von jetzt ab
immer für sich marschierenden Kongolesen gegen 3 Uhr
nachmittags weit nördlich von mir Lager bezogen.
Ich machte in Mumariwa arushozi einen Ruhetag
und gelangte von dort in weiteren fünf Stunden
in die Landschaft Mumegatate. Der Marsch führte
uns dann weiter, stetig steigend, auf die Igigahöhen,
wo angeblich besonders schöner Urwald passiert
werden sollte. Der ganze von uns durchzogene Ur-
waldstrich hatte indessen nur die Breite einer Marsch-
stunde und muß als ein winziger Rest früheren
Urwaldes bezeichnet werden; auch war die Höhe
und Stärke der einzelnen Bäume nicht auffallend.
Als Untergestrüpp waren Farne und Königskerzen
vorherrschend. Dieser noch stehende Teil wird leider
auch in wenigen Jahren verschwunden sein, da die
Eingeborenen schon jetzt sich hier anbauen und den
Wald urbar machen. Dieses zu verhindern, ist, so
lange eine direkte Einwirkung auf Ruanda fehlt, der
Station Usumbura unmöglich. Eine diesbezügliche
Rücksprache mit dem Msinga dürfte keinen weiteren
Erfolg haben, da derselbe den Zweck dieses Schauris
nicht einsehen wird.
Nachdem dann die Wasserscheide zwischen Kiwu
und Kagera-Nil überschritten war, stiegen wir zum
Tal des Kirurumebaches ab, eines Nebenflusses des
Nyawarongo, und lagerten hier. Nach Süden zu
sahen wir ausgedehnten Urwald, dessen Durchquerung
auf dem Lugegawege allerdings fünf bis sechs Tage
beanspruchen soll. In vier weiteren Märschen er-
reichten wir dann in der Landschaft Ubufando den
Nyawarongofluß, welcher hier eine Breite von etwa
20 m hatte und zu beiden Seiten etwa 100 m
breite Papyrussümpfe zeigte. Bis zum Nyawarongo
passierten wir in sehr bergigem Gelände die Land-
schaften Kabire, Muganno und Rkole und über-
schritten den Birurume, den Ngofu= und Lukalala=
bach, sämtlich Nebenflüsse des Nyawarongo. In der
Landschaft Muganno mußte ich Lebensmittel re-
quirieren, da die Bevölkerung mir diese verweigerte.
In der Landschaft Nkole erblickten wir dieses Mal
zuerst die Vulkane Michawura und Kirunga ka
Karisimbi. Die Bevölkerung der bisher durchzogenen
Landschaften war keine auffallend dichte, muß für
das stark bevölkerte Ruanda sogar als gering be-
zeichnet werden. Die Bewässerung war dem sehr
zerrissenen und relativ hohen Gelände gemäß auch
eine gute, fast in jedem Tal trafen wir auf größere
oder kleinere Bäche. Am 25. September überschritten
wir den Nyawarongo an einer 20 m breiten und
nur ¾ m tiefen Stelle und gelangten in allmählich
sich abflachendem Gelände in die Landschaft Nduzi,
von wo wir auf Ansuchen Luabilindas lagerten,
trotzdem es nur noch 1 ½ Stunden bis zur Residenz
des Msinga waren. Auch für den nächsten Morgen
bat Luabilinda uns, nicht zu früh aufzubrechen, da-
mit der Msinga sich auf unsere Ankunft vorbereiten
könne. Wir erschienen daher auch erst gegen 9 Uhr
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des nächsten Tages in der Königsprovinz Nduga.
Die Gegend ist hier ausgesprochenes Hochplateau
mit leichten Bodenwellen und Sümpfen geringerer
Breite in den Mulden. Auf den Kuppen liegen die
Dörfer mit spärlichen Bananenhainen, stellenweise
von hohen Bäumen umgeben, ein Zeichen, daß hier
angesehene Watussi ihren Wohnsitz haben oder hatten.
In breiter Front ging ich in der Landschaft Nduga
gegen das Dorf Nyanza des Msinga vor, die Askaris
mit aufgepflanztem Seitengewehr, die Träger in
dichtem Haufen dahinter, von den nach Tausenden
zählenden Eingeborenen zu beiden Seiten begleitet.
Lager schlugen wir etwa 500 m vom Sultansdorf
entfernt auf, in welchem die deutsche Flagge gehißt
war. Gegen 11 Uhr erschien dann Luabilinda, um
uns das Erscheinen Msingas zu melden. Es ver-
ging indessen noch eine weitere Stunde, bis sich der
vor dem Sultansdorf lagernde schwarze Haufe löste
und sich unter dem Gedröhne von fünf großen und
auf dem Kopfe getragenen Trommeln auf unser Lager
in Bewegung setzte. Die Spitze bildeten mehrere
hundert Speer= und Bogenträger, denen der eigent-
liche Zug mit einer tausendköpfigen Menge folgte.
Inmitten dieser befand sich der Msinga in einem
Tragkorbe, zu beiden Seiten von etwa 30 außer-
gewöhnlich großen Watussis im Kriegsschmuck begleitet.
Im Lager stellten sich diese dann in weitem Halb-
kreis um mein Zelt auf, so Platz für den nachfol-
genden Msinga schaffend, welcher 50 m vorher
seinem Tragkorbe entstiegen war. Ich begrüßte den
Msinga mit Handschlag, die neben meinem Zelt
aufgestellten Askaris präsentierten, während Msinga,
von den Watussi Luandangiko, Kawale und Luabi-
linda begleitet, mir in mein Zelt folgte, wo sich auch
Leutnant v. Parisch und Oberarzt Dr. Engeland ein-
gefunden hatten. Nachdem ich dort dem Msinga
erklärt hatte, daß ich nur in friedlicher Absicht
zu ihm gekommen wäre, versicherte er mir, der
deutschen Regierung untertan zu sein. Im Laufe
der nun stattfindenden Unterhaltung erkundigte er
sich nach den Namen des Leutnants v. Parisch und
des Dr. Engeland und kehrte dann wieder inmitten
seiner Leute in sein Dorf zurück. Die ganze Be-
grüßung, bei welcher ein gewisses Zeremoniell beob-
achtet wurde, dauerte kaum 10 Minuten.
Der Mfsinga ist ein noch junger Mann von
etwa 20 Jahren und großer, schlanker Figur.
Auch er trug gleich seinem Gefolge einen weiß-
gegerbten Lederschurz aus Antilopenfell mit herab-
hängenden Quasten und einen reich mit Perlen be-
sticken Kopfputz. Die ins Gesicht hängenden
Perlenschnüre gaben ihm in Verbindung mit den
hervorstehenden Zähnen zeitweise einen etwas blöden
Ausdruck, den ich indessen später, ohne diesen Kopfputz,
nicht mehr wahrgenommen habe. Mit dem Mfsinga
war dann auch Verpflegung für die Askaris und
Träger mit etwa 150 Ziegen, 300 bis 400 Lasten
Kartoffeln, Pombe und Brennholz eingetroffen. Nach
Rückkehr des Msinga in sein Dorf erschienen dann