Landschaften stärkere Abteilungen von Yeruma aus-
gesandt, um den Häuptling aufzufinden. Am 30.
September verlegte ich das Lager wiederum nach
Gamane selbst, um dort das weitere abzuwarten.
Am 29. war der Bruder des mehrerwähnten Abu,
dem die Flucht nach Gamane gelungen war, einge-
bracht worden, der als letzter angesehener Baia nach
der Gefangennahme Abus den Häuptling verlassen
hatte. Auf Zureden Abus selbst, der seiner Ketten-
haft gern ein Ende machen wollte, gestand er, daß
Bertug am 26. oder 27. nachts, ganz dicht an
Gamane vorbei, unbemerkt, von nur sechs Leuten
begleitet, die Staadtsche Route nach Süden passiert
habe und sich nun irgendwo südlich Gamane in
nicht allzugroßer Entfernung aufhalten müsse. Er
habe die Absicht, Deruma als Häuptling in Gamane
zu lassen und selbst zu seinem Bruder, dem Häupt-
ling eines sehr großen Stammes Vangeri, zwei
Tage östlich Carnotville, dauernd zu flüchten. Um
absolute Klarheit in diese Wendung der Angelegenheit
zu bringen, wies ich sofort die in der Nähe des
Mpandi am Kadei sitzenden entflohenen Gadshi und
die Betakoroleute an, Nachrichten einzuziehen und
Bertua, wenn möglich, zur Stelle zu schaffen. Außer-
dem entsandte ich einige Haussa über den Kadöi, um
dort ebenfalls Nachrichten einzuziehen.
In den nächsten Tagen kamen die Baiaabteilungen
aus allen angeführten Landschaften zurück, ohne eine
Spur Bertuas aufgefunden zu haben, brachten aber
von seiten der Vangeri-, Bobalo= und Goimahäupt-
linge, deren Verstecke sie aufgesucht hatten, durchweg
die Bitte um Frieden und stellten das Erscheinen
dieser Häuptlinge in Aussicht.
Um bei der großen Wahrscheinlichkeit, die die
Flucht Bertuas in der Bingerichtung jetzt genommen
hatte, alles zu versuchen, diese fortgesetzte Quelle der
Beunruhigung der gesamten Nordzone zu beseitigen,
konnte ich nun, da ich auf Grund der kriegerischen
Erfolge, der Unbeliebtheit Bertuas und der Erbitte-
rung aller umwohnenden Stämme gegen die Baia
betreffs der Folgen sicher ging, in Gamane selbst
energische Maßregeln ergreifen. Ich berief am
5. Oktober eine allgemeine Versammlung, in der ich
die alsbaldige Einlieferung Bertuas verlangte. In-
solgedessen begaben sich sämtliche einflußreichen Männer
sofort auf die Suche nach dem Häuptling, nachdem
sie vorher ihre Waffen zusammengeworfen und erklärt
hatten, keinesfalls mehr mit der Verwaltung kämpfen
zu wollen. Unter allgemeiner Zuversicht, daß fried-
liche Verhältnisse nun zurückkehren würden, verstrichen
die nächsten Tage, während derer Abteilungen aller
Balachefs in der Richtung Binge vorgesandt waren.
Leider lief zu derselben Zeit die Nachricht ein, daß
die Gadshileute den Kadi beim Mpandi überschritten
und sich nahe Baturi angesiedelt hätten. Bertua,
wohl von Dokogenye und Korodundue nur gering
unterstützt, da alle Dörfer, die ihm bisher Hilfe ge-
währt hatten, bestraft worden waren, hatte sich den
Gadshizwischenfall dahin zu nutze gemacht, weit
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südlich der Bingestraße nach Westen zurückzukehren,
und es blieb auch den Baia deshalb sein Aufenthalt
zunächst verborgen.
Nunmehr machte sich der Yeruma selbst auf die
Suche, und von einigen seiner Leute wurde Bertuas
Aufenthalt zwischen dem Ntungu und Sambe, südlich
des verlassenen Djimagu wirklich entdeckt. Doch er-
klärte sich Meruma außer stande, Bertua zu greifen,
da er mit einigen Hinterladern bewaffnet sei und
sich zur Verteidigung angeschickt habe. Ich teilte
nun sofort Patrouillen ein und befahl, um diesmal
ganz sicher zu gehen, am 12. Oktober den Abmarsch
noch in der Nacht gegen Morgen. Trotz aller guten
Aussichten würde aber auch dieses Mal eine vergeb-
liche Bewegung eingeleitet worden sein, wenn nicht
in der Nacht noch zwei der Bertua begleitenden
Leute, die, um Verpflegung zu besorgen, nach Dahia-
gekommen waren, dort von Yerumas Leuten aufge-
griffen wären. Bertua hatte, nachdem er sich entdeckt
sah, sofort seinen Aufenthalt wieder gewechselt und
in dem Walde des Garikundi ein neues Versteck
gefunden. Die sogleich dahin abgeschickte weitere
Patrouille hat ihn dann gegen Mittag des
12. Oktober erreicht und nach Zersprengung seiner
wenigen Begleiter ihn selbst zu greifen verspucht.
Ein einzelner Mann erreichte ihn schließlich und
hat ihn, als Bertua einen Revolver in Tätigkeit
setzte, erschossen. Die Leiche wurde am 13. von
Leuten der Expedition bis Dahia zurückgebracht und
dem Yeruma übergeben. Das Gros der Expedition
war an dieser letzten Aktion nicht mehr beteiligt,
hatte vielmehr des außerordentlichen Hochwassers
halber erst die Hälste des Weges zum Garikundi
zurückgelegt und bezog in Sus bei Eintreffen der
bezüglichen Meldungen Lager. Von hieraus wurde
in den nächsten Tagen mehrfach Gamane besucht und
dort die Verhältnisse endgültig geordnet. Nach Er-
ledigung aller Angelegenheiten konnte am 18. Oktober
der Rückmarsch nach Berri angetreten werden.
Der rein militärische Erfolg der Expedition
gegen Bertua ist zufriedenstellend. Die Rekruten-
truppe hat sich im ganzen recht gut gehalten.
Insbesondere den Pangweleuten kann ich ein gutes
Zeugnis ausstellen. Der Verlust der Expedition
beträgt: 1 Träger tot (Krankheit), 2 Schwerver-
wundete (Schädelbruch, Schuß durch Schulter mit
Blutvergiftung) und 3 leichter Verwundete (Pfeilschuß
durch Fuß und 3 Hiebverletzungen). Die politischen
Resultate finden ihren Höhepunkt wohl in dem außer-
ordentlichen moralischen Erfolg, den die kriegerische
Aktion gegen die allgemein gefürchteten Baia bis an
den Djah nach Süden, bis weit über Kunde hinaus
nach Norden und auch weithin nach Westen gehabt
hat, ein Eindruck, der durch den Tod Bertuas und
die Gefangennahme Abus noch sehr verstärkt wird.
Die nun unbestrittene Herrschaft des sehr regierungs-
freundlichen Meruma, der im Laufe der Aktion immer
wieder seine völlige Loyalität bewiesen hat, gewähr=
leistet eine für den Handel ersprießliche Veränderung