dicht bevölkert. Doch scheinen die Bewohner in ver-
hältnismäßigem Reichtum zu leben. Die Bakossi sind
ein groß gewachsener, intelligenter Menschenschlag
und anscheinend sehr friedliebend und voll Vertrauen
zur Regierung. Die Dörfer machen einen sehr
sauberen und freundlichen Eindruck. Die Straßen
sind gerade, regelmäßig und sauber gehalten. In
der Mitte der Dörfer befindet sich meist die als
Palaverhaus benutzte Fetischhütte mit einem schattigen
Baum davor. Die Hütten sind, für Männer vier-
eckig, für Weiber rund mit einem spitzen Dach, ge-
fällig aus Raphiapalmen erbaut und mit Matten
bedeckt.
Die Bakossi bauen außer Plantanen noch Koko,
Bohnen und etwas Mais. Ihren Haupterwerbszweig
bildet die Viehzucht. Man sieht sehr schönes, ver-
hältnismäßig großes, gut genährtes Rindvieh, daneben
viel Schafe, Ziegen und Schweine, alle in gutem
Zustande. Für das Kleinvieh befinden sich hinter
den Hütten kleine, auf Pfählen gebaute Ställe. Das
Rindvieh zieht sich gewöhnlich des Nachts an die
Dörfer heran und übernachtet im Schutze der Hütten.
Tagsüber geht das Vieh auf die Weide. In ge-
wissem Sinne findet Fruchtwechsel statt, indem das
zu Farmen benutzte Land im nächsten Jahre zur
Viehweide liegen bleibt und die Farmen nun im
vorjährigen Weideland angelegt werden. Der Bakossi
bewahrt über die Anzahl des ihm gehörigen Viehes
das größte Stillschweigen. Zu diesem Zwecke hat
er auch nie sein eigenes Vieh bei sich, sondern ver-
stellt es in andere Dörfer, während er selbst fremdes
Vieh dafür in Verwahrung nimmt. So ist es selbst
im eigenen Dorfe nicht belaunt, ob und wieviel Vieh,
namentlich Rindvieh, ein jeder hat. Als Entgelt für
die Aussicht über das eingestellte Vieh wird je das
vierte Junge gewährt. Die männlichen Tiere werden
im allgemeinen nach ¾ bis 11½ Jahren verkauft
oder geschlachtet. Jedes Dorf hält sich nur einen
Zuchtbullen. Weibliches Vieh wird nur im aller-
größten Notfall verkauft.
Die Gründe dafür, daß nicht noch bei weitem
mehr Vieh vorhanden ist, zu dessen Ernährung die
Fruchtbarkeit des Landes hinlänglich ausreichen
würde, sind im besonderen folgende: Erstens gehen
insolge der primitiven Aufsicht — das Vieh geht ohne
Hirten auf die Weide, die nicht eingesenzt ist —
viele Tiere verloren, indem sie gestohlen oder von
Leoparden gefressen werden. „Der Leopard hat es
gefressen“, ist vielfach der scherzhafte Ausdruck für:
„Es ist gestohlen.“ Sodann wird noch immer viel
Vieh, und zwar zu unverhältnismäßig hohen Preisen,
von den Balongleuten aufgekauft, von denen es als
Hetiratsgut gebraucht wird. Die Bakossi bezahlen
ihre Frauen nicht mit Vieh, sondern mit Waren im
Werte von 40 bis 50 Mban = 200 bis 250 Mk.
Die Viehaufläufe der Duala haben in letzter Zeit
aufgehört, da die Bakossi die Schwindeleien der
Duala durchschaut haben und diese sich nun nicht
mehr dort sehen lassen dürsen. Schließlich wird noch
500 —
bei den Totenfesten von den Bakossi massenweise
Vieh geschlachtet und verzehrt.
Der Preis für ein männliches Stück Jungvieh
schwankt je nach Größe zwischen 35 bis 50 oder
55 Mk. für ein Stück von etwa 70 kg Lebend-
gewicht. Weibliches Rindvieh wird mit 80 Mk.
und mehr bezahlt. An Waren werden bezahlt für
ein Stück Rindvieh zwei bis drei Stück Zeug
(à 12 Mk. Verkaufspreis in der Faktorei), vier bis
fünf Faß Pulver (à 7,50 Mk) und Salz oder Hau-
messer im Werte von 5 Mk., event. als Drauf-
gabe Rum.
Am 18. abends trasen wir in Nyassoso ein.
Dort wurden wir von der Mission sehr gastrei
aufgenommen und verbrachten den nächsten Tag, wie
auch auf dem Rückmarsch den 25. Dez., als Ruhetag.
Die nächsten Tage wurden zur Erkundung des
Bakossigebietes und zu einem Marsch nach Ninong
verwendet. Bodenbeschassenheit, Klima 2c. von Ninong
ist vielfach von dem in Bakossi verschieden. Infolge
der größeren Höhenlage ist die Temperatur in Ninong
bedeutend niedriger. Nachts ist es sehr kalt und am
Tage immerhin so kühl, daß, mit Ausnahme der
Mittagsstunden, wohl auch Europäer im Freien
arbeiten können. Der Boden ist etwas lehmhaltiger
als der in Bakossi und nicht ganz so humusreich.
Das Land scheint arm an Wasser zu sein. Nachts
fällt sehr starker Tau. Die Ninong schließen sich
ziemlich ab. Ihre Dörfer, einschließlich der Weiden
und Farmen, sind eingesenzt und die Wege durch —
allerdings wenig widerstandssähige — Pallisaden
versperrt. Auf jeder Seite dieser Pallisaden steht
ein mit Stufen versehener, leicht wegzunehmender
Baumstamm zum Hinüberklettern.
Die Nmong sind sehr arbeitsam und scheinen
auf einer verhältnismäßig hohen Kulturstufe zu stehen.
Ihre Haupterwerbszweige sind Ackerbau und Vieh-
zucht. Die von ihnen angebauten Felder zeichnen
sich durch peinliche Sauberkeit aus. Angebaut werden
Makabo, Mams und Mais. Die Felder, von denen
ich einige bis zu einem Flächeninhalt von etwa 2 bis
3 ha sah, sind in kleinen länglichen Hügeln angelegt,
auf denen die Frucht wächst. In jedem Jahre wird
mit der angebauten Fläche gewechselt. Das Vich ist
wohl im allgemeinen dem in Bakossi gleichwertig.
Das Land scheint sehr bevölkert zu sein. Der
Hauptort liegt am Berge und besteht wohl aus
mehreren hundert kleineren Dörfern von je acht bis
30 Hütten. Die Dörfer sind durch Plantanen= und
Koloanpflanzungen getrennt. Im Gegensatz zu Ba-
kossi gibt es nur runde Hütten. Sollte die spätere
Entwickelung der Gegend die Errichtung einer Re—
gierungsstation erfordern, so würde dafür wohl an
erster Stelle Nmong in Frage kommen. Einmal
scheint das Klima sehr gesund zu sein, und dann
würde eine Station in Ninong viel zur Aufschließung
des Hinterlandes tun können. Sehr erwünscht wäre
es, von Ninong aus eine Verbindung mit Bamum
und weiter hinaus nach Banyo herzustellen.