Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

dicht bevölkert. Doch scheinen die Bewohner in ver- 
hältnismäßigem Reichtum zu leben. Die Bakossi sind 
ein groß gewachsener, intelligenter Menschenschlag 
und anscheinend sehr friedliebend und voll Vertrauen 
zur Regierung. Die Dörfer machen einen sehr 
sauberen und freundlichen Eindruck. Die Straßen 
sind gerade, regelmäßig und sauber gehalten. In 
der Mitte der Dörfer befindet sich meist die als 
Palaverhaus benutzte Fetischhütte mit einem schattigen 
Baum davor. Die Hütten sind, für Männer vier- 
eckig, für Weiber rund mit einem spitzen Dach, ge- 
fällig aus Raphiapalmen erbaut und mit Matten 
bedeckt. 
Die Bakossi bauen außer Plantanen noch Koko, 
Bohnen und etwas Mais. Ihren Haupterwerbszweig 
bildet die Viehzucht. Man sieht sehr schönes, ver- 
hältnismäßig großes, gut genährtes Rindvieh, daneben 
viel Schafe, Ziegen und Schweine, alle in gutem 
Zustande. Für das Kleinvieh befinden sich hinter 
den Hütten kleine, auf Pfählen gebaute Ställe. Das 
Rindvieh zieht sich gewöhnlich des Nachts an die 
Dörfer heran und übernachtet im Schutze der Hütten. 
Tagsüber geht das Vieh auf die Weide. In ge- 
wissem Sinne findet Fruchtwechsel statt, indem das 
zu Farmen benutzte Land im nächsten Jahre zur 
Viehweide liegen bleibt und die Farmen nun im 
vorjährigen Weideland angelegt werden. Der Bakossi 
bewahrt über die Anzahl des ihm gehörigen Viehes 
das größte Stillschweigen. Zu diesem Zwecke hat 
er auch nie sein eigenes Vieh bei sich, sondern ver- 
stellt es in andere Dörfer, während er selbst fremdes 
Vieh dafür in Verwahrung nimmt. So ist es selbst 
im eigenen Dorfe nicht belaunt, ob und wieviel Vieh, 
namentlich Rindvieh, ein jeder hat. Als Entgelt für 
die Aussicht über das eingestellte Vieh wird je das 
vierte Junge gewährt. Die männlichen Tiere werden 
im allgemeinen nach ¾ bis 11½ Jahren verkauft 
oder geschlachtet. Jedes Dorf hält sich nur einen 
Zuchtbullen. Weibliches Vieh wird nur im aller- 
größten Notfall verkauft. 
Die Gründe dafür, daß nicht noch bei weitem 
mehr Vieh vorhanden ist, zu dessen Ernährung die 
Fruchtbarkeit des Landes hinlänglich ausreichen 
würde, sind im besonderen folgende: Erstens gehen 
insolge der primitiven Aufsicht — das Vieh geht ohne 
Hirten auf die Weide, die nicht eingesenzt ist — 
viele Tiere verloren, indem sie gestohlen oder von 
Leoparden gefressen werden. „Der Leopard hat es 
gefressen“, ist vielfach der scherzhafte Ausdruck für: 
„Es ist gestohlen.“ Sodann wird noch immer viel 
Vieh, und zwar zu unverhältnismäßig hohen Preisen, 
von den Balongleuten aufgekauft, von denen es als 
Hetiratsgut gebraucht wird. Die Bakossi bezahlen 
ihre Frauen nicht mit Vieh, sondern mit Waren im 
Werte von 40 bis 50 Mban = 200 bis 250 Mk. 
Die Viehaufläufe der Duala haben in letzter Zeit 
aufgehört, da die Bakossi die Schwindeleien der 
Duala durchschaut haben und diese sich nun nicht 
mehr dort sehen lassen dürsen. Schließlich wird noch 
  
500 — 
bei den Totenfesten von den Bakossi massenweise 
Vieh geschlachtet und verzehrt. 
Der Preis für ein männliches Stück Jungvieh 
schwankt je nach Größe zwischen 35 bis 50 oder 
55 Mk. für ein Stück von etwa 70 kg Lebend- 
gewicht. Weibliches Rindvieh wird mit 80 Mk. 
und mehr bezahlt. An Waren werden bezahlt für 
ein Stück Rindvieh zwei bis drei Stück Zeug 
(à 12 Mk. Verkaufspreis in der Faktorei), vier bis 
fünf Faß Pulver (à 7,50 Mk) und Salz oder Hau- 
messer im Werte von 5 Mk., event. als Drauf- 
gabe Rum. 
Am 18. abends trasen wir in Nyassoso ein. 
Dort wurden wir von der Mission sehr gastrei 
aufgenommen und verbrachten den nächsten Tag, wie 
auch auf dem Rückmarsch den 25. Dez., als Ruhetag. 
Die nächsten Tage wurden zur Erkundung des 
Bakossigebietes und zu einem Marsch nach Ninong 
verwendet. Bodenbeschassenheit, Klima 2c. von Ninong 
ist vielfach von dem in Bakossi verschieden. Infolge 
der größeren Höhenlage ist die Temperatur in Ninong 
bedeutend niedriger. Nachts ist es sehr kalt und am 
Tage immerhin so kühl, daß, mit Ausnahme der 
Mittagsstunden, wohl auch Europäer im Freien 
arbeiten können. Der Boden ist etwas lehmhaltiger 
als der in Bakossi und nicht ganz so humusreich. 
Das Land scheint arm an Wasser zu sein. Nachts 
fällt sehr starker Tau. Die Ninong schließen sich 
ziemlich ab. Ihre Dörfer, einschließlich der Weiden 
und Farmen, sind eingesenzt und die Wege durch — 
allerdings wenig widerstandssähige — Pallisaden 
versperrt. Auf jeder Seite dieser Pallisaden steht 
ein mit Stufen versehener, leicht wegzunehmender 
Baumstamm zum Hinüberklettern. 
Die Nmong sind sehr arbeitsam und scheinen 
auf einer verhältnismäßig hohen Kulturstufe zu stehen. 
Ihre Haupterwerbszweige sind Ackerbau und Vieh- 
zucht. Die von ihnen angebauten Felder zeichnen 
sich durch peinliche Sauberkeit aus. Angebaut werden 
Makabo, Mams und Mais. Die Felder, von denen 
ich einige bis zu einem Flächeninhalt von etwa 2 bis 
3 ha sah, sind in kleinen länglichen Hügeln angelegt, 
auf denen die Frucht wächst. In jedem Jahre wird 
mit der angebauten Fläche gewechselt. Das Vich ist 
wohl im allgemeinen dem in Bakossi gleichwertig. 
Das Land scheint sehr bevölkert zu sein. Der 
Hauptort liegt am Berge und besteht wohl aus 
mehreren hundert kleineren Dörfern von je acht bis 
30 Hütten. Die Dörfer sind durch Plantanen= und 
Koloanpflanzungen getrennt. Im Gegensatz zu Ba- 
kossi gibt es nur runde Hütten. Sollte die spätere 
Entwickelung der Gegend die Errichtung einer Re— 
gierungsstation erfordern, so würde dafür wohl an 
erster Stelle Nmong in Frage kommen. Einmal 
scheint das Klima sehr gesund zu sein, und dann 
würde eine Station in Ninong viel zur Aufschließung 
des Hinterlandes tun können. Sehr erwünscht wäre 
es, von Ninong aus eine Verbindung mit Bamum 
und weiter hinaus nach Banyo herzustellen.
	        
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