Montag Morgen die korrigierten Übersetzungen zurück-
erwartet! Ob Null oder Fehler, diese Frage läßt
ja auch das Herz eines sonst ziemlich sorglosen Neger-
knaben rascher schlagen. Einmal kam ein Schüler
in frühester Morgenstunde auf mein Zimmer und
bat um sein Heft; es sei ihm ein Fehler eingefallen
und habe ihn in der Nacht nicht schlofen lassen.
Die Hefte waren leider schon korrigiert und der
Fehler war gezählt worden. Gern tröstete ich den
Jungen, der um seine Nachtruhe gekommen war.
Mir aber zeigte solches und ähnliches, daß Leben
und Streben in meinen Buben war. und diese
Wahrnehmung ließ mich in schweren Schulstunden
wieder und wieder hoffen, daß aus diesem und jenem
Sorgenkinde doch noch was Rechtes werden könne.
In dem halbjährlichen Bericht der Kongregation
der Pallottiner über ihre Mission in Kamerun
lesen wir:
Es läßt sich nicht leugnen, daß Kamerun, diese
schönste aller deutschen Kolonien, sich gegenwärtig im
Zustand einer gedeihlichen Entwickelung befindet,
welche für die Zukunft zu den besten Hoffnungen
berechtigt. Nächst der Eisenbahn der Westafrikanischen
Pflanzungsgesellschaft und den von der Regierung
ausgeführten Wegeanlagen kommt besonders die rege
Bautätigkeit in Betracht, die sowohl von der Re-
gierung als auch von Privaten in allen größeren
Ortschaften der Kolonie entfaltet wird. So sind in
Duala, der Hauptstadt, eine ganze Menge solider
und geschmackvoller Neubauten entstanden. Von be-
sonderer Bedeutung für Duala ist auch die nach einem
einheitlichen Plane unternommene Straßenregulierung,
welche mit der Reinigung der ganzen Yoßplatte von
unnützen Bäumen und Strauchwerk sowie der Trocken-
legung der zahlreichen Krieks und Sümpfe Hand in
Hand ging. Infolge dieser Maßnahmen kann jetzt
die für die Gesundheit der Weißen so notwendige
Brise ungehinderter zu den Wohnungen gelangen,
und die Brutstätten der Moskitos, welche die gefähr-
liche Malariakrankheit erzeugen, werden dadurch ver-
ringert. Ebenso eifrig wurde in Viktoria gebaut,
und ein Weg nach dem Kriegsschiffhafen wurde an-
gelegt. In Kribi, der bisher ungesundesten und
gefährlichsten Station, hat man angefangen, die
Sümpfe auszutrocknen, deren giftige Ausdünstungen
bisher soviele und gefährliche Krankheiten verursachten.
Die bisher am Meeresstrande vorbeiführenden Wege
nach Campo und Longji sind weiter landeinwärts
gelegt worden, damit sie auch zur Zeit der Flut
gangbar seien, während bisher nur bei Ebbe die
Füße der Glaubensboten darauf wandeln konnten.
Ein neuer Weg ist von Longji über Edea nach
Dehanne angelegt worden. Der Weg über N’kone-
makak nach Ebolova bis Nikin wurde verbreitert.
Die Station Ebolova wurde vergrößert und er-
weitert, ebenso diejenige von Lolodorf. Von letzterer
Station aus wurde auch ein Weg nach Yaunde an-
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gelegt, der so breit und solide ist, daß er für den
Wagenverkehr taugt. Uber den Lokundjefluß ist an
Stelle der alten Lianenbrücken eine solide, feste
Brücke geschlagen worden. Zwischen den Flüssen
Sanaga und Njong werden ebenfalls gangbare Wege
angelegt. Die Station Nabassi wurde zu einer
völligen Ortschaft mit zahlreichen Gebäuden erweitert.
Hinter dieser regen Bautätigkeit der Regierung steht
diejenige, welche die Mission entfaltet, nicht zurück.
Trotz der beschränkten Mittel ist es der Pallottiner--
Mission dennoch gelungen, in Marienberg ein neues
Haus, in Kribi ein Wohnhaus für Patres und
Brüder, auf der Schwesternstation daselbst eine
Schule nebst Kopelle und in Yaunde zwei neue
Häuser zu errichten. Auf der letztgenannten Station
stellten die Missionsbrüder nicht nur die Backsteine,
sondern auch die Dachziegel selber her, spielten selbst
Architekt, Baumeister, Maurer, Schreiner und Schlosser
für ihre Bauten und halfen überdies noch den Kauf-
leuten beim Bau ihrer Häuser. Uber die finanzielle
Lage der Kolonie Kamerun, über Handel, Einfuhr
und Ausfuhr, Plantagen, Schutztruppe, Flottille rc.
wollen wir an dieser Stelle nichts berichten, da alle
diese Dinge, streng genommen, nicht Sache der Mission
sind. Es besteht aber trotzdem eine stete Wechsel-
wirkung zwischen dem materiellen Fortschritt der
Kolonie und der Mission, und letztere trägt unstreitig
viel zur Hebung auch der irdischen Wohlfahrt bei.
Ihr Hauptaugenmerk richten aber die Missionare
selbstverständlich auf die Gewinnung der unsterblichen
Seelen für Gott und den Himmel. Kamerun ist
unstreitig eines der schwierigsten und undankbarsten
Missionsgebiete der Erde. Trotzdem haben die
Pallottiner während ihres nunmehr 13 jährigen Wir-
kens in Kamerun Bedeutendes und wahrhaft Großes
geleistet, wie allgemein von Freund und Feind an-
erkannt werden muß. Ganz abgesehen von der
eigentlichen Missionstätigkeit, haben sie als Pioniere
der Kultur in bestem Sinne des Wortes gewirkt,
indem sie zahlreiche Stationen in der früheren Wildnis
gründeten, die faulen Neger zur Arbeit gewöhnten,
sie Ackerbau und Viehzucht lehrten, überall, wo sie
hinkamen, Schulen errichteten, worin sie unentgeltlich
die schwarzen Kinder unterrichten und dazu beköstigen,
Kranke pflegen, und sich in jeder Art von Kufltur-
fortschritt und christlicher Liebestätigkeit auszeichneten.
Alle Kenner der Verhältnisse Kameruns, Beamte,
Offiziere der Schutztruppe sowohl wie Kaufleute und
Forschungsreisende haben wiederholt den katholischen
Missionaren die ehrenvollsten Zeugnisse über ihre
Wirksamkeit in Kamerun ausgestellt. Die Zahl der
gegenwärtig in Kamerun tätigen Pallottiner-Missionare
beträgt 57. Davon sind 13 Priester, 30 Laien=
brüder und 14 Schwestern. Das Personal verteilt
sich auf 7 Haupt-Missionsstationen, zu welchen noch
einige Nebenstationen gehören.