Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Resultate erzielt. Die in den nördlichen und südlichen 
Küstendistrikten aus ägyptischer Saat gezogene Baum- 
wolle, von der etwa 1000 Pfund zur Ausfuhr ge- 
langten, ist durch die Bremer Baumwollbörse in 
Bremen, durch die Handelskammer in Manchester 
und durch den Vorsitzenden der Vereinigung sächsischer 
Spinnereibesitzer, Direktor Stark in Chemnit, als 
guter Ersatz für ägyptische Baumwolle bewertet. 
Den Kommunen Bagamoyo, Dars-es-Saläm, 
Kilwa, Lindi, Morogoro, Pangani, Rufiyi, Tanga, 
sowie den Pflanzern C. Zschaetzsch, Muhesa, und 
P. Devers bei Dar-es-Saläm gewährt das Komitee 
eine Prämie für jeden binnen Jahresfrist ordnungs- 
gemäß mit Baumwolle bepflanzten Hektar im Be- 
trage von 150 Mk. (bis zum Höchstbetrag von 
3000 Mk.) und verpflichtet sich ferner, jedes erzeugte 
Quantum von Baumwolle zum Preise von 25 Pf. 
per Pfund entkernte Baumwolle in Qualität der 
amerikanischen Baumwolle und 35 Pf. per Pfund 
entkernte Baumwolle in Qualität der ägyptischen 
Baumwolle frei Küste abzunehmen. Ginmaschinen 
und Ballenpressen sowie größere Mengen der drei 
besten Arten ägyptischer Saat sind den Kommunen 
und Pflanzern kostenfrei zur Verfügung gestellt. 
Die in Muanza am Viktoria-Nyanza von Wie- 
gand betriebenen Baumwollbauversuche gewinnen da- 
durch an Bedeutung, daß in diesem Gebiet Vieh 
vorhanden und der Transport der Baumwolle nach 
Deutschland durch eine bequeme Dhauverbindung nach 
Port Florence und von da durch die Ugandabahn 
über Mombassa erfolgen kann. 
Außerdem hat das Komitee den ostafrikanischen 
Pflanzer und Kaufmann C. Weydig im Oktober 1902 
nach den Südstaaten der Union zwecks Studium der 
Baumwollkultur, des Baumwollhandels und der 
Transportverhältnisse entsendet. Derselbe hat die 
wichtigeren Baumwollkultur= und Handelszentren, 
u. a. Memphis, Atlanta, Tuskegee, New-Orleans, 
San Antonio, Charleston und Galveston, besucht und 
wird voraussichtlich im Herbst d. Is. nach Ostafrika 
zurückkehren, um die gesammelten Erfahrungen im 
Interesse der Kolonie zu verwerten. 
Wie die Woermann-Linie für Togo, so haben 
die Deutsche Ostafrika-Linie und Wm. O'Swald & Co. 
für Deutsch-Ostafrika die vorläufige srachtfreie Be- 
förderung von Baumwolle nach Deutschland über- 
nommen. 
Für eine wirtschaftliche Erkundung der Interessen- 
gebiete einer Eisenbahn Kilwa— Nyassasee, die der 
Heranziehung des Verkehrs aus den zentral-afrika- 
nischen Seengebieten und zugleich der Förderung der 
Baumwollkultur im Süden der Kolonie dienen soll, 
hat das Komitee die erforderlichen Mittel ausgebracht. 
Die Ausführung ist für April 1904 vorgesehen. 
Im Küstengebiet von Kamerun ist Baumwolle 
aus Ecuadorsaat probeweise kultiviert, das Produkt 
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ist den besten nordamerikanischen Sorten gleichbewertet. 
Im Hinterlande Kameruns (Tschadseegebiet) stellte die 
Expedition des Obersten Pavel (1902) große Baum- 
wollfelder fest, deren Produkt vorläufig für den 
eigenen Gebrauch der Eingeborenen Verwendung 
findet. Die Ausfuhr von Baumwolle aus diesem 
Gebiet auf dem Niger-Benus ist nicht ausgeschlossen. 
Aus dem Norden Deutsch-Südwestafrikas 
(Okahandja) stammende Baumwollproben sind der 
Sea Island-Baumwolle (1 bis 1,70 Mk. per ½ kg) 
gleichbewertet. Der Stapel zeigt eine erstaunliche 
Länge und Feinheit. Eine Probe von im Outjio- 
gebiet gewachsener Baumwolle ist der China-Baum- 
wolle ähnlich, aber von längerem Stapel und über 
middling amerikanische Baumwolle bewertet. Aus 
dem Süden Deutsch-Südwestafrikas (Warmbad) 
stammende Baumwolle zeigt wieder eine der Sea 
Island ähnliche Qualität. 
Die Verarbeitung der deutschen Kolonial- 
baumwolle wurde von der deutschen Industrie mit 
großem Interesse ausgenommen. Die bedeutendsten 
Spinnereien und Webereien Nord= und Süddeutsch- 
lands haben die Qualität der aus den verschiedenen 
Samen gezogenen Baumwolle einer gründlichen Prü- 
fung unterzogen, die u. a. dahin führte, daß die 
Togobaumwolle eine höhere Wertstufe einnimmt, als 
die Taxe der Bremer Baumwollbörse ursprünglich 
feststellte. 
Für die Fortsetzung der Baumwollunter- 
nehmungen in den nächsten Jahren hat das Komitee 
das solgende Programm aufgestellt: 
1. Einheitliche Organisation der Baumwoll= 
Eingeborenenkulturen, Versuchs= und Lehrstationen, 
Baumwollmärkte und Transportverhältnisse in Togo 
und in Deutsch-Ostafrika und Einleitung einer Orga- 
nisation in Kamerun und Deutsch -Südwestafrika 
zwecks Steigerung der Baumwollproduktion, Ver- 
edelung der Qualitäten, Bekämpfung von Schädlingen, 
Vervollkommnung der maschinellen Erntebereitung 
und Verbilligung von Land= und Seetransport. 
Aufstellung von Generalbevollmächtigten. Abhaltung 
von jährlichen Baumwollkonferenzen an Ort und 
Stelle in den Kolonien. Unterstützung selbständiger 
Baumwollunternehmungen durch kostenfreie Uber- 
lassung von ausgesuchtem Saatgut, von Gins und 
Ballenpressen, und durch Gewährung von Transport- 
vergütungen und Geldprämien. 
2. Betreiben des Baues von Eisenbahnen in 
den Kolonien zur Aufschließung von Baumwoll= 
produktionsgebieten. 
3. Förderung deutscher Baumwollunternehmungen 
in Kleinasien und Südmerika durch Baumwollversuchs- 
und Lehrstationen, kostenfreie Uberlassung von aus- 
gesuchtem Saatgut, von Gins und Ballenpressen 
und durch Maßnahmen zur Erleichterung und Ver- 
billigung des Transports der Baumwolle nach 
Deutschland. 
Expedition der Noval Lociety nach Neu-Gninea. 
Dem „British Medical Journal“ zufolge wird 
im August eine Expedition der Londoner Royal
	        
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