Vor der Zulassung zur heiligen Taufe lernen
alle unsere Schwarzen eine Formel auswendig, be-
stehend in einem Akt des Glaubens an die wich-
tigsten Wahrheiten unserer heiligen Religion. Dieser
Art Credo bedienen sie sich alsdann zur Unter-
weisung der Kranken. Mehrmals konnte ich mich
später selbst überzeugen, daß die Belehrung völlig
hinreichend war. So hat mir ein guter Alter von
60 bis 70 Jahren, der sicher nicht mehr übers
beste Gedächtnis und den hellsten Kopf versügte,
nach folch einer Unterweisung ganz befriedigende
Antworten gegeben über den einen Gott, die Ewig-
keit der Höllenstrafen, die Dreifaltigkeit, die Mensch-
werdung und die Erlösung. Als ich ihn noch fragte,
ob er seine Sünden bereue und fest entschlossen sei,
nicht mehr zu sündigen, gab er zur Antwort:
„Diese Teufeleien führen geradezu ins Feuer“, und
dazu machte er eine Gebärde, die nicht minder
beredt seinen Abscheu ausdrückte.
Tag um Tag mehren sich die Bitten um Zu-
lassung zur heiligen Taufe, so daß wir Eingeborene
in Anspruch nehmen müssen, um die ungenügende
Zahl der Missionäre einigermaßen zu ergänzen.
Vierzig Katechisten sind bereits an den verschiedensten
Punkten unserer Insel Ukerewue angestellt, in Ab-
ständen von zwei bis sechs Tagereisen mit der
Barke. Gott weiß, wie diese Gegenden bevölkert
sind! Die Insel Ukerewue allein hat 2500 Ein-
wohner; sie allein könnte dem Eifer dreier Missionare
genügen. Doch dazu kommen noch 500 000 Seelen,
zerstreut auf einer Fläche von 200 qkm. Wer
macht sich in Europa einen rechten Begriff von
diesen innerafrikanischen Pfarreien? Auf einer
Fläche von vier Millionen Hektar 600 000 Seelen;
— und wir sind drei Priester!
Um unsere Ausgabe einigermaßen zu erleichtern,
ohne dadurch den Erfolg zu vermindern, haben wir
vor kurzem vier Stunden von hier eine Hilfsstation
errichtet. Hilfsstation! Ja, die Kirche und die Schule,
die unser Pater Lupias in zwei Monaten hat aus dem
Boden erstehen lassen, verdienen wohl jenen Namen:
sie sind uns eine große Hilfe. Jetzt kann eine Menge
unserer schwarzen Pfarrkinder öfters die heiligen
Sakramente empfangen, was ihnen bisher unmöglich
war. Jeden Monat begibt sich einer von uns dreien
dorthin, läßt die Trommel rühren, schart die Leute
um sich, so zahlreich sie kommen können, hört Beichte,
unterrichtet und kann nach einigen Tagen zurück-
kehren, wenn auch etwas müde, so doch mit dem
süßen Bewußtsein, in kurzer Zeit viel schöne Arbeit
vollbracht zu haben.
Die Einweihung dieser neuen Station fand im
Dezember statt. Das war ein Fest für unsere Leutel
Das Pulver muß „reden“, und nur drei Ochsen
wurden verzehrt! Ich hatte mich schon vier Tage
vorher an Ort und Stelle begeben, um all die
nötigen Vorbereltungen für ein so großes Fest zu
treffen: es galt die Kirche und nächste Umgebung
aufs beste mit bunten Stoffen und Bannern zu
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schmücken. Meine Ankunft allein brachte schon eine
erstaunliche Menschenmenge zusammen; ich frug mich,
woher nur all diese Scharen kommen mögen. Fast
glaubte ich, es war meine Gegenwart, eines Weißen,
erst ganz frisch aus Europa gekommen, die ihren
guten Anteil an diesem bunten Kommen und Gehen
hatte. Ihr hättet sie sehen sollen, diese guten Neger,
wie sie mit unverwandten Augen meine geringsten
Bewegungen verfolgten! „Hör' nur, er spricht wie
wir! — Aber so dick wie der andere Bwana ist er
nicht! Wozu mag er nur die zwei „Spiegel“ vor
den Augen haben?“
Es war ein wahres Kreuzfeuer von Bemerkungen,
die eine so naiv und absonderlich wie die andere.
Ich hörte zu, mit desto größerer Gemütsruhe,
je weniger ich davon verstand. Nur dann und
wann, wenn ich einen besonders drolligen Kerl be-
merkte, ließ ich mir von meinem Dolmetsch etwas
übersetzen. — Daß ich so unablässig, ohne zu
plaudern, vom frühen Morgen bis zum späten
Abend arbeitete, begriffen die guten Schwarzen nicht.
So was geht über ihren trägen Verstand.
Die Kirchtüre stand den ganzen Tag weit offen;
die Heiden waren nicht die letzten und die wenigsten,
sie zu besichtigen. Unsere Christen gaben ihnen
reichliche Erklärungen über all das Neue, was sie
da schauten. „Wer mag nur der Alte sein mit
seinem weißen Barte, mit dem kleinen Kinde auf
dem Arme?“ Hilerzulande haben die Frauen allein
das Recht, die Kleinen so zu tragen, und die Männer
sind ihnen deswegen nicht gram! „Und seht nur,
wie der Kleine auf seinem Arme schon so reich mit
vielen Stoffen gekleidet istt Sonderbare Leute, die
Europäer!“"
Das Fest selbst hat einen bleibenden, tiesen Ein-
druck gemacht auf die Schwarzen. O moöchten sie
doch künftighin recht zahlreich sich einfinden, alle,
den einen, wahren Gott anzubeten!
Aus Ponape wird berichtet:
In der Kapuzinermission hat aus Anlaß der
Einführung des deutschen Sprachunterrichts in den
Lehrplan der Schule, nach Umbau und Neuein-
richtung der letzteren, am 25. d. Mts. in Gegenwart
des geschäftsführenden Vizegouverneurs Berg eine
Feier stattgefunden, zu welcher die in Ponape an-
sässigen Deutschen und Spanier mit ihren Familien
von dem P. Superior Luis de Valencia Ein-
ladungen erhalten hatten. Eingeleitet wurde die
Feier durch ein deutsches Lied. Nachdem darauf
einige Ansprachen gehalten waren, folgte eine Prü-
fung der Kinder, deren Leistungen in Anbetracht
der kurzen Zeit als vorzügliche zu bezeichnen waren.
Den Schluß der Prüfung bildete der Vortrag eines
weiteren deutschen Liedes, worauf einige Geschenke
an die Kinder verteilt wurden.
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