Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

linien belegenen je 15 km breiten Landstreifen herren- 
loses Land in der bisher zulässigen Weise zu okku- 
pieren. Die dem Olkupationsrechte der Gesellschaft 
unterworfenen Landflächen sollen tunlichst rechteckig 
sein; ihre an der Bahnlinie liegenden Seiten sollen 
3 km breit sein und zwischen den einzelnen Land- 
flächen soll sich ein Abstand von je 12 km befinden. 
§ 7. Der Landesfiskus von Deutsch -Ostafrika 
wird auch fernerhin die in der Vereinbarung mit der 
Gesellschaft vom 25. September 1900 übernommene 
Verpflichtung erfüllen, an die Gesellschaft die Hälfte 
der Feldersteuern und Förderungsabgaben abzuführen, 
welche er auf Grund der §#§ 54 bis 56 der Ver- 
ordnung, betr. das Bergwesen in Deutsch-vOstafrika, 
vom 9. Oktober 1898 oder auf Grund der etwa an 
deren Stelle zu setzenden Bestimmungen bis zum 
31. Dezember 1935 erheben wird.“ 
Die Handelsgeschäfte im Berichtsjahre werden 
unter Berücksichtigung der ungünstigen Geschäftslage 
in Ostafrika als zufriedenstellend bezeichnet. Die seit 
Jahren andauernden ungesunden Wirtschaftsverhältnisse 
im Nyassagebiet und Uganda führten die Gesellschaft 
und die Firma Hansing & Co. dazu, in diesen beiden 
Gebieten ihre Geschäftsinteressen auf mehrere Jahre 
zu vereinigen. Die Verluste der Gesellschaft finden 
ihren Ausdruck in der Reduzierung des Delkredere- 
konto bezw. der Abschreibung von Debitoren und 
sonstigen Aktiven der Innenfaktoreien in Höhe von 
207 329 Mk. Die Gesellschaft unterhält nunmehr 
noch Faktoreien für alleinige Rechnung in Tanga, 
Bagamoyo, Daressalam, Kilwa, Lindi, Muanza 
(Viktoriasee), Ibo (Portugiesisch-Ostafrika) sowie in 
Majunga und Nossibé auf Madagaskar. 
Bezüglich der Plantagen ist angeführt: 
Kaffeeplantage Union. Der Bestand an Kaffee- 
bäumen betrug am 31. Dezember 1902 rund 715,0000 
Bäume, davon rund 450 000 tragende und 72 000 
auf den Stock gesetzte Bäume. Das Ergebnis ist 
quantitativ als ein gutes zu bezeichnen, es wurden 
rund 135 000 kg enthülsten Kaffees geerntet, gegen 
57 000 kg im Vorjahr. Der Erlös war infolge der 
anhaltend niedrigen Kaffeepreise gering, doch sind in 
diesem Jahr zum erstenmal die Betriebskosten der 
Pflanzung durch den Erlös überschritten, da die Ein- 
nahmen 131 000 Mk., die Ausgaben 110 000 Mk. 
betrugen; die Gesellschaft bemerkt jedoch ausdrücklich 
bezüglich der Erniedrigung des Unionkonto, daß 
Abschreibungen nicht gemacht sind. Neuanpflanzungen 
von Kaffee sind in diesem Jahre nicht vorgenommen; 
auch die Anpflanzung von Kardamom ist bei 2300 
Sträuchern belassen. - 
Plantage Muoa. Der Bestand an Kokospalmen 
betrug Ende 1902 rund 203 000 Palmen, davon 
allerdings erst 3800 blühend und tragend. Gegen 
das Vorjahr ist der Bestand um 1100 Palmen durch 
Eingehen verringert. 
Der Bestand an Sisalagaven betrug 1 125 000 
Pflanzen, davon allerdings 1 000 000 erst im Be- 
richtsjahr ausgesetzte Pflanzen. Im laufenden Jahr 
521 
  
sollen weitere 400 000 Pflanzen gesetzt werden, da- 
mit soll die Ausdehnung der Plantage dann vorläufig 
beendet sein. Von etwa 1000 schnittreisen Pflanzen 
wird in diesem Jahre die erste kleine Ernte erwartet. 
Plantage Kikogwe-Mwera. Der Bestand an 
Sisalagaven betrug Ende 1902 rund 1 800 000 
Pflanzen, davon etwa der zehnte Teil — 182000 — 
schnittreif. Für 1903 sind Neuanpflanzungen nicht 
vorgenommen. Die Ernte ergab für 1902 rund 
178 000 kg Sisalhanf, gegen 45 000 kg im Vor- 
jahr. Bei den derzeitigen hohen Marktpreisen war 
der Erlös ein recht hoher. Für 75 000 Mk. sind 
bereits im Jahre 1902 verkauft, während Ende 1902 
noch ein Quantum im Werte von rund 35 000 Mk. 
unverrechnet war. 
Die Bilanz der Gesellschaft schließt für 1902 mit 
einem Gewinnsaldo von 198 391 Mk. ab, welcher, 
wie folgt, Verwendung findet: 10 pCt. Rücklage aus 
den Erträgnissen 1902 = 17 558 Mék., 5 pCt. Divi- 
dende auf in Höhe von 2550 000 Mk eingezahlte 
Vorzugsanteile = 127 500 Mk., Delkrederefonds 
32 329 Mk., der Rest von 21 004 wird auf neue 
Rechnung vorgetragen. Eine Dividende auf die 
Stammanteile in Höhe von 4 128 900 Mk. ist nicht 
erübrigt. (Tropenpflanzer.) 
Kamerun. 
Dienstreise des Gouverneurs in das CEschadseegebiet. 
Der Kaiserliche Gouverneur v. Puttkamer be- 
richtet aus Lokodia unter dem 1. September über 
die Reise in das Tschadseegebiet, die er am 6. August 
d. Is. von Buea aus angetreten hat: 
Nach einem zwölftägigen Aufenthalt in Duala 
habe ich am 24. August Forcados, am 30. August 
Lokodja erreicht. Für die Reise bis Yola hat mir 
das Southern Nigeria-Gouvernement seinen größten 
Heckraddampfer „Valiant“ zur Verfügung gestellt; 
den Transport der Lasten von Burutu bis Garua 
sowie unsere Weiterbeförderung hat die Niger- 
Company übernommen. In meiner Begleitung be- 
finden sich: Hauptmann Thierry, Oberleutnant 
Stieber, Leutnant Kramsta, Polizeimeister Brückner, 
Techniker Holstein, ein Unteroffizier und 15 Soldaten 
der Schutztruppe. Am 12. September hoffe ich in 
Garua einzutreffen. 
Dienstreise des Bauptmanns Thierry nach 
Ssum-Sannaga. 
Der Stationsleiter von Jaunde, Hauptmann 
Thierry, berichtet über eine Dienstreise nach Esum- 
Sannaga, wie folgt: 
Der Zweck meiner Reise, Orientierung und Maß- 
nahmen in wirtschaftlicher Beziehung sowie Organi- 
sation der teilweise noch nicht einverleibten Landschaften 
Bakoa, Esum (Si-mkoa alias Semikore), Engonne
	        
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