Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

(Olona--linga), Esamba (Simini), Jebikorre (Ajeé), 
Ibitumulu (Nangaseboko), konnte ohne jedwede 
kriegsähnliche Verwicklung erreicht werden. 
Allerdings hat die Zerrissenheit und der Mangel 
jeglicher Verbände der Einzelstämme mich über die 
anberaumte Zeit hinaus festgehalten. Ich bin jedoch 
nunmehr in der Lage, die Verantwortung für ge- 
sicherten Verkehr des Handels und Wandels in jenen 
Gebieten, auch ohne eine starke militärische Besatzung, 
übernehmen zu können und habe die hiesigen Handels- 
firmen zu erneutem und weitergreifendem Vorgehen 
angespornt. 
Der Oberhäuptling Si-mkoa, #) der sich inzwischen 
der Station gestellt hatte und den ich zwecks even- 
tueller Wiedereinsetzung von hier nach seiner Landschaft 
mit zurückzunehmen gedachte, ist plötzlich in Won- 
dosana, wo er bei dem ihm nahe verwandten Bakoa- 
häuptling bis in die letzte Zeit Zuflucht gefunden 
hatte, verstorben, vermutlich am Herzschlage, da nach 
Feststellung Si-mkoa herzkrank war. 
Politisch ist sein Tod kein Nachteil, da Si= mkoa- 
früher ein despotisches Regiment in seiner Landschaft 
geführt hatte und die Wiederzusammenführung der 
Gebietsteile unter seinem zweiten Sohne Zumbu, 
den ich zum Nachfolger als Oberhäuptling wählen 
ließ und nach allgemeiner Zustimmung bestätigte, 
wesentlich erleichtert wurde. Da Zumbu ein jüngerer 
Mann ist, habe ich ihm als Beirat und gewisser- 
maßen Kanzler (nlöb, Jaundesprache) den schon 
länger botmäßigen Bruder Si-mkoas, Mamensala, 
zur Seite gegeben. 
Die noch nicht unterworfene Landschaft Bakoa 
habe ich auf dem Wege Atschoko—Sinde-bus (Land- 
schaften Embuni und Voggenama) betreten und den 
Häuptling Wondensana friedlich gewonnen. Von 
dort bin ich durch die Landschaft Jebikorre (Ober= 
häuptling Ajé) nach der Station in der Esum- 
landschaft marschiert, die ich inzwischen gut aufgebaut 
und restauriert vorsand. Von den Eingeborenen 
wurde ich überall freundlich eingeholt, auch konnte 
ich die Verpflegung für meine Expedition reichlich 
durch Aufkauf erhalten. 
Nach Erledigung der Neuwahl eines Oberhäupt- 
lings von Esum marschierte ich über Vogge-tedena 
nach dem wichtigen Handelsplatz Tabennc, Landschaft 
Diabli, und weiter zu dem Oberhäuptling der Land- 
schaft Ekaba Nanga-eboko, am Sannagaflusse (Han- 
delsstraße Tabenne — Joko). Von dort denselben 
Weg wieder zurück nach Lembe und über Mamensala 
durch die Landschaften Embah (Oberhäuptling Abanda- 
ekuti) und Emvelle (Oberhäuptling Obamas-itschimbi) 
nach Station Jaunde. 
Die nächste Verbindung von Jaunde nach Lembe 
dürfte direkt auf Atschoke Sindeboa, von da der 
bisherigen Linie nach zum Posten Si-mkoa sein. Die 
beste Route von Jaunde nach dem Handelsplatz 
Tabenne geht über Sindebue, Mamensala. Die An- 
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1903, S. 66. 
  
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lage dieser Wege, welche die Händler von Jaunde 
aus bisher nicht berührten, ist in Angriff genommen. 
Hinzufsügen muß ich, daß die Hauptroute vom 
Njong über Jaunde nach dem Sannaga, soweit ich 
sie bislang kennen gelernt, den Anforderungen an 
einen Verkehrsweg durchweg entspricht. 
Ansiedlungen Eingeborener sind auf dem ehe- 
maligen Kriegsschauplatze an den genannten Ver- 
kehrswegen im Esumland zur Zeit noch sehr selten. 
So liegt zwischen Lembe und Tabenne (zwei Tage- 
märsche) nur die Orschaft Vogetidena (Nachtlager), 
zwei Tagemärsche westlich Lembe nur Mamensala, 
von da bis Jobeh (zweites Nachtlager) keine Ortschaft. 
Die Wiederbesiedelung der alten Ortschaften ist dem 
neuen Oberhäuptling zur Bedingung gemacht worden. 
Die Landschaft Esum war zur Zeit der Macht- 
entwicklung Si-mkoas das Zentrum eines ausge- 
dehnten Reiches. Die Landschaften Jebikorre, En- 
gonne, Jobeh, Ekaba, Djabli (Tabenne) waren jenem 
Herrscher botmäßig und tributpflichtig. Nachdem 
Si-mkoa landesflüchtig geworden war, rissen sich die 
verschiedenen Gebietsteile los, so daß ich eine große 
Zahl kleiner und kleinster Stammverbände vorfand, 
welche sich nunmehr alle als selbständig betrachteten. 
Da zwecks vereinfachter Verwaltung im Stations- 
bezirk die Organisation größerer Stammesverbände 
Erfordernis ist, habe ich die seiner Zeit für selbständig 
erklärten Teile gelegentlich der Neuwahl des Ober- 
häuptlings von Esum mit Ausscheidung der großen 
Landschaften Jebikorre und Djabli wieder mit Esum 
vereinigt. 
Die ehemalige Ortschaft Si-mkoas wurde Lembe 
genannt, an ihrer Stelle steht heute die Regierungs- 
station, die einen Teil der Hütten Si= mkoas über- 
nommen hat. Der neue Häuptling baut sich nun- 
mehr unweit der Station (fünf Minuten) ein neues 
Dorf. Der Ausbau des neuen Dorfes und die 
Heranziehung der Esum-Eingeborenen an die Station, 
deren Umgebung zur Zeit auf viele Stunden rings- 
herum unbevölkert ist, wird noch geraume Zeit in 
Anspruch nehmen. Da ich jedoch die Station künftig 
lediglich mit drei Polizisten besetzen werde, wird die 
Scheu der Eingeborenen voraussichtlich bald über- 
wunden sein. 
Auch mit dem Hordenstamme der Makahs (östlich 
Esum) habe ich Verbindung gewonnen, indem der 
Häuptling Okana-linga im Süden, der Häuptling 
Simini im Norden des großen Urwaldgebiets, in 
dem noch reiche Kickxriabestände sich befinden, noch 
während ich in Tabenne war, sich bei mir angemeldet 
haben. Beide haben versprochen, zum nächsten Voll- 
mond die Jaundestation zu besuchen und weitere 
Makahhäuptlinge mitzubringen. 
Somit kann ich in den östlichen und nordöstlichen 
Gebieten keinerlei Schwierigkeiten für eine wirtschaft- 
liche Erschließung des Landes ersehen. Bei dauernder 
Beaufsichtigung durch verlässige Patrouillen wird sich 
die Ruhe im Lande auch ohne weitere militärische 
Machtmittel leicht aufrecht erhalten lassen.
	        
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