Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Von Jaunde bis etwa Sinde-bus findet sich 
durchweg offenes, durchschnittenes Hügelland, welches 
bei sehr fruchtbarem Boden und guter Bevölkerungs- 
dichtigkeit den geplanten Eingeborenenkulturen günstige 
Aussicht bietet. Von Sinde-bus nach Osten hin 
beginnt der große Urwald abwechselnd mit Busch. 
Während Kleinvieh in der Parklandschaft sich viel 
findet, wird dasselbe im Urwaldgebiet immer seltener. 
Uberall im Urwalde finden sich noch reichlich jüngere 
Kickriastämme sowie Kola (acuminata). Letztere 
wird gern gehandelt und selbst von Haussas genossen. 
Sovweit ich ersehen konnte, finden diese Kulturen auch 
bei den Eingeborenen ein lebhaftes Interesse. Die 
Olpalme wird nach dem Sannaga zu immer spär- 
licher, während sie bekanntlich nach dem Njong zu 
und in Bakoko reichlich steht. Erdnußkulturen sind 
allenthalben bekannt, auch Strophantus hispidus 
kommt in größeren Beständen vor. Desgleichen wird 
Ricinus vielfach von den Eingeborenen gepflanzt. 
Ich habe begonnen, dem Kickxriaraubbau durch In- 
struktion der betreffenden Häuptlinge sowie der Auf- 
käufer Einhalt zu tun. Natürlich läßt sich nur durch 
energisches Einschreiten und dauernde Kontrolle ein 
durchgreifendes Resultat erzielen. Ohne jeden Zweifel 
läßt sich in dem bereisten Gebiete in landwirtschaft- 
licher Beziehung die eingeborene Bevölkerung bei 
dauernd friedlichen Verhältnissen zu Mehrproduktion 
gewinnen, dagegen halte ich die Viehzucht, ausge- 
nommen die Schweinezucht zwecks Fleischgewinnung, 
nicht für aussichtsvoll, da der Busch noch überwiegt 
und ein Verständnis seitens der Eingeborenen für 
Viehzucht, wie man es nördlich des Sannaga wohl 
antrifft, gänzlich fehlt. 
Der Gesundheitszustand der zur Beobachtung 
mitgeführten Stationspferde war im großen und 
ganzen recht gut. Trotz der ungünstigen Gelände- 
und Wegeverhältnisse sind mit Ausnahme einer ver- 
unglückten Stute sämtliche Tiere nach ein= und ein- 
halbmonatlicher Buschreise in der Regenzeit in 
befriedigendem Zustande zur Station zurückgebracht 
worden. Tesetsefliegen habe ich trotz andauernden 
Suchens nirgends feststellen können. Erkrankungen, 
welche ich an anderen Tieren zu beobachten Gelegen- 
heit hatte, mußten angesichts des Fehlens sämtlicher 
für Surra besonders charakteristischer Krankheits- 
erscheinungen auf andere Krankheitserreger zurück- 
geführt werden. Es darf dabei nicht unberücksichtigt 
bleiben, daß gerade diese Jahreszeit für Mensch und 
Tier, wie allgemein bekannt, die ungünstigste ist und 
Epidemien der verschiedensten Art sich gelegentlich 
einstellen. 
Der Handel basiert fast ausschließlich auf Gummi 
und Elfenbein. Letzteres ist noch reichlich vorhanden, 
jedoch bedarf auch hier der Elefant auf die Dauer 
eines starken Jagdschutzes, da das noch immer übliche 
— obwohl längst verbotene — Einfenzen durch Feuer 
in erster Linie stets die junge Generation vernichtet. 
Seitens der Eingeborenen weiter ab wird die Jagd 
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auf Elefanten weniger des Elfenbeins als hauptsächlich 
des Fleisches wegen betrieben. 
Kautschuk in größeren Mengen wird nur noch 
in den von Weißen nicht betretenen, östlichen Teilen 
gewonnen. 
Von Jaunde auf Sinde-bus, von da nach Ma- 
mensala und direkt Tabenne ist eine Handelsroute 
bereits in Angriff genommen. Nach Einrichtung 
derselben dürfte es möglich sein, den zur Zeit noch 
stark östlich Jaunde der Küste zustrebenden Handel 
zwecks Konzentrierung und Kontrolle über Jaunde 
zu leiten. 
Im allgemeinen bin ich auf dieser Dienstreise 
wieder zu der Uberzeugung gelangt, daß Unbot- 
mäßigkeit der Eingeborenen in größerem Umfange 
völlig ausgeschlossen ist. Bedingung für die Aufrecht- 
erhaltung der Ruhe im Lande ist allerdings, daß 
Soldaten ohne Führung eines Weißen nirgends Ver- 
wendung finden, die Häuptlinge in ihrem Ansehen 
gestärkt und durch unbewaffnete Polizisten in ihrer 
Tätigkeit unterstützt werden. 
  
Wissenschaftliche Sammlung. 
Die Direktion des Königlichen Museums für 
Völkerkunde zu Berlin schreibt uns: 
Die afrikanische Abteilung des Museums für 
Völkerkunde hat kürzlich eine außerordentlich wertvolle 
Bereicherung durch ein großartiges Geschenk des 
Herrn Oberleutnants Dominik erhalten. Es handelt 
sich um eine Sammlung von gegen 600 Nummern, 
die Herr Dominik von seiner Expedition in die 
Tschadseeländer mitgebracht hat. Die Sammlung 
zerfällt in zwei Teile. Der erste, weniger umfang- 
reiche enthält hauptsächlich Gegenstände, die den 
herrschenden Völkern im zentralen Sudan, den Fulbe, 
Haussa und Kanuri, angehören. Besonders bemerkens- 
wert sind die Ausrüstungsgegenstände der Soldaten 
des Usurpators Rabeh, eiserne Kettenpanzer aus 
Bubandjidda und Mandara, Helme aus Marrua 2c. 
Weit wichtiger und wissenschaftlich interessanter aber 
als diese, immerhin zum Teil schon bekannten Dinge, 
ist der zweite Teil der Sammlung, der die Ethno- 
graphie eines bisher fast völlig unbekannten Gebietes 
mit einem Schlage vor uns erschließt, der Ecke 
unserer Kamerunkolonie nämlich, die nördlich des 
10. Grades nördlicher Breite bis zum Schari hin 
in das französische Gebiet hinein vorspringt. Die 
Kultur der diese Landschaften bewohnenden Stämme 
der Masa, Kuang, Miltu, Ssarua 2c., die bisher 
im Museum gänzlich unvertreten waren, erhält durch 
diese Sammlung eine fast lückenlose Darstellung. 
Herr Oberleutnant Dominik hat sich dadurch, daß 
er seine Aufmerksamkeit diesen Heidenstämmen zu- 
gewendet hat, deren Kultur bald vor der der isla- 
mitischen Herrenvölker dahinschwinden wird, ein nicht 
hoch genug zu schätzendes Verdienst um die Ethno- 
logie erworben.
	        
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