Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

aufhalten, das sie nicht verlassen dürfen. Nach dieser 
Zeit können sie wieder in das Sterbehaus zurück- 
kehren, müssen hier indessen wiederum 9 Tage ab- 
geschlossen zubringen. Erst nach dieser Zeit nehmen 
sie wieder ihr gewöhnliches Leben auf. Die Dauer 
der Absperrung variiert etwas, indem hier jede 
einzelne Ortschaft ihre besonderen Sitten und Ge- 
bräuche hat. 
Ist der Tod einer Person unter ungewöhnlichen 
Umständen erfolgt oder handelt es sich um einen 
Großen der Insel, so werden vor der Beerdigung 
große Trauerfestlichkeiten abgehalten, zu denen ein 
starker Zusammenfluß von Leuten aus allen Teilen 
der Insel stattfindet. Die kondolierenden Ortschaften 
erhalten je nach ihrem Range Geldgeschenke von dem 
Dorfe, dem der Tote angehörte. Diese Leidtragenden 
helsen nun den Toten beweinen und wenn es sich 
um eine weibliche Verstorbene handelt, nehmen sie 
auch an den Trauertänzen teil, die meist sitzend, 
unter Bewegungen des Oberleibes, aufgeführt werden. 
Bei der Totenfeier für einen Mann finden keine 
Tänze statt. 
RAus dem Bereiche der Wissionen und 
der RAnkisklaverei-Bewegung. 
Die Generalversammlung der Rheinischen 
Mission hat den Pastor Haußleiter einstimmig 
zum Nachfolger des verstorbenen Dr. Schreiber und 
zum leitenden Inspektor der Mission erwählt. 
  
In einem Briefe des R P. Leo aus Nyangao 
(Deutsch-Ostafrika) heißt es: 
Mit einer großen Arbeit habe ich kürzlich be- 
gonnen; ich sammle nämlich unter Beihilfe des kaiser- 
lichen Bezirksamtes die zerstreut wohnenden Neger 
meines Missionsgebietes in Ortschaften. Wahrlich 
keine kleine Aufgabe, aber sicher voll des Segens 
für die Mission. Der gemachte Anfang hat viel 
Versprechendes, möge Gott das weitere Gedeihen 
geben! Die Leute kommen mir mit Vertrauen ent- 
gegen, und so habe ich bereits ein Drittel meiner 
Arbeit hinter mir. Ist sie vollendet, so werden 
zu meinem jetzt bestehenden Missionssprengel etwa 
1500 Hütten zählen mit einer Bewohnerzahl von 
etwa 5000 Seelen. Ich habe jetzt 300 Knaben in 
meinen acht Schulen, sobald aber die Leute gesammelt 
sind, wird sich die Schülerzahl der Knaben bedeutend 
vermehren, und auch die Mädchen und die Erwachsenen 
werden in größerer Anzahl als bisher am Unter- 
richte teilnehmen. 
  
Dem letzten Jahresbericht der katholischen Mission 
in Kaiser Wilhelmsland entnehmen wir nach dem 
„Steyler Missionsboten“: 
Es wird für den, der nicht in Neuguinea ge- 
wesen ist, schwer sein, sich ein hinreichendes Bild zu 
machen von den primitiven Zuständen dieses Landes 
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und von den Schwierigkeiten, womit wir zu kämpfen 
haben. Gesetz, jede Ordnung und christliche Gewohn- 
heit sind von Ur an einzuimpfen. Während in China 
und Indien die christliche Religion in manchen 
Gegenden schon seit langem bekannt ist, während die 
Schulen dort länger in Ubung sind und feste Wurzeln 
gefaßt haben, ist hier jede Schule noch erst neu ein- 
zurichten; noch mehr, die erste Kenntnis von dem 
Zwecke und Nutzen der Schule ist den Papuas noch 
vorher mühsam und in vieler Geduld zu einigem 
Verständnis zu bringen. Jede höhere Idee ist diesen 
Wilden völlig neu und muß ihnen langsam faßbar 
gemacht werden. Fast in allen andern Ländern kann 
man für Geld, wenn nicht alles, so doch das meiste 
erhalten. Hier in Neuguinea kennen die Leute nicht 
einmal Geld. Und wollen wir, daß man für uns 
arbeite, so müssen wir es dem Wilden erst zehnmal 
vormachen, ihm dann die Schaufel oder Hacke in die 
Hand drücken und bedeuten, er solle es jetzt geradeso 
machen bis Mittag oder bis zum Sonnenuntergang. 
Anfangs reizt die Neuheit, und er geht hübsch in die 
Stränge. Kehren wir aber eben den Rücken und 
kommen wir nach zwei oder drei Stunden wieder, 
so ist der lustige Vogel auf und davon und pflegt 
zu Hause des dolce far niente. Auf diese Weise 
sind wir gezwungen, den Roh= und Vorarbeiten in 
umfangreichem Maße unsere Aufmerksamkeit, Mühe 
und Zeit zu widmen. Die vielseitigsten Ansprüche 
werden somit an uns gestellt. In Monumbo haben 
unfre braven Brüder vor einigen Monaten eine 
Landungsbrücke in die See hinausgebaut, nachdem 
in Tumleo schon seit einigen Jahren eine solche be- 
stand. Des ferneren müssen wir Häuser, Schulen, 
Kapellen usw. planen und bauen, müssen Landwirte, 
Gärtner und Pflanzer sein, Vieh einführen, pflegen 
und züchten, müssen auf unsern Seefahrten Segeln 
und Steuern verstehen, Wunden sind zu verbinden, 
Krankheiten zu studieren oder leidende Mitbrüder zu 
pflegen; denn ein ständiger Arzt findet sich auf 
mehrere hundert Seemeilen in der Runde nicht. 
Und da es auch an einer geeigneten Faktorei fehlt 
und bei den Eingeborenen noch kein Geld, sondern 
nur Tauschwaren in Ubung sind, so sind wir auch 
gezwungen, Kaufmannsarbeiten zu verrichten, billige 
Bezugsquellen einzuführen, Waren zu bestellen, Lager 
einzurichten und instandzuhalten, Rechnungen zu 
prüfen, Bücher zu führen und so sort. Dazu kommen 
dann die gewöhnlichen Seelsorgsarbeiten, Brevier, 
Betrachtung, Messe, Katechese, Vorträge, Schulunter- 
richt, Versehgänge, Besuch der Dörfer und dergleichen. 
— Wir waren im verflossenen Jahre, da die Gründung 
einer neuen Station nicht möglich war, bemüht, das 
begonnene Werk immer mehr zu vertiefen und die 
jungen Bäumchen kräftiger wurzeln zu lassen. Die 
Station vom hlst. Herzen in Monumbo ist allerdings 
um einen bedeutenden Schritt vorwärts gekommen, 
indem zu Anfang des letzten November (1902) drei 
Schwestern in ihr neues Haus einziehen konnten. 
P. Vormann wurde, weil die Schwestern bald den
	        
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