aufhalten, das sie nicht verlassen dürfen. Nach dieser
Zeit können sie wieder in das Sterbehaus zurück-
kehren, müssen hier indessen wiederum 9 Tage ab-
geschlossen zubringen. Erst nach dieser Zeit nehmen
sie wieder ihr gewöhnliches Leben auf. Die Dauer
der Absperrung variiert etwas, indem hier jede
einzelne Ortschaft ihre besonderen Sitten und Ge-
bräuche hat.
Ist der Tod einer Person unter ungewöhnlichen
Umständen erfolgt oder handelt es sich um einen
Großen der Insel, so werden vor der Beerdigung
große Trauerfestlichkeiten abgehalten, zu denen ein
starker Zusammenfluß von Leuten aus allen Teilen
der Insel stattfindet. Die kondolierenden Ortschaften
erhalten je nach ihrem Range Geldgeschenke von dem
Dorfe, dem der Tote angehörte. Diese Leidtragenden
helsen nun den Toten beweinen und wenn es sich
um eine weibliche Verstorbene handelt, nehmen sie
auch an den Trauertänzen teil, die meist sitzend,
unter Bewegungen des Oberleibes, aufgeführt werden.
Bei der Totenfeier für einen Mann finden keine
Tänze statt.
RAus dem Bereiche der Wissionen und
der RAnkisklaverei-Bewegung.
Die Generalversammlung der Rheinischen
Mission hat den Pastor Haußleiter einstimmig
zum Nachfolger des verstorbenen Dr. Schreiber und
zum leitenden Inspektor der Mission erwählt.
In einem Briefe des R P. Leo aus Nyangao
(Deutsch-Ostafrika) heißt es:
Mit einer großen Arbeit habe ich kürzlich be-
gonnen; ich sammle nämlich unter Beihilfe des kaiser-
lichen Bezirksamtes die zerstreut wohnenden Neger
meines Missionsgebietes in Ortschaften. Wahrlich
keine kleine Aufgabe, aber sicher voll des Segens
für die Mission. Der gemachte Anfang hat viel
Versprechendes, möge Gott das weitere Gedeihen
geben! Die Leute kommen mir mit Vertrauen ent-
gegen, und so habe ich bereits ein Drittel meiner
Arbeit hinter mir. Ist sie vollendet, so werden
zu meinem jetzt bestehenden Missionssprengel etwa
1500 Hütten zählen mit einer Bewohnerzahl von
etwa 5000 Seelen. Ich habe jetzt 300 Knaben in
meinen acht Schulen, sobald aber die Leute gesammelt
sind, wird sich die Schülerzahl der Knaben bedeutend
vermehren, und auch die Mädchen und die Erwachsenen
werden in größerer Anzahl als bisher am Unter-
richte teilnehmen.
Dem letzten Jahresbericht der katholischen Mission
in Kaiser Wilhelmsland entnehmen wir nach dem
„Steyler Missionsboten“:
Es wird für den, der nicht in Neuguinea ge-
wesen ist, schwer sein, sich ein hinreichendes Bild zu
machen von den primitiven Zuständen dieses Landes
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und von den Schwierigkeiten, womit wir zu kämpfen
haben. Gesetz, jede Ordnung und christliche Gewohn-
heit sind von Ur an einzuimpfen. Während in China
und Indien die christliche Religion in manchen
Gegenden schon seit langem bekannt ist, während die
Schulen dort länger in Ubung sind und feste Wurzeln
gefaßt haben, ist hier jede Schule noch erst neu ein-
zurichten; noch mehr, die erste Kenntnis von dem
Zwecke und Nutzen der Schule ist den Papuas noch
vorher mühsam und in vieler Geduld zu einigem
Verständnis zu bringen. Jede höhere Idee ist diesen
Wilden völlig neu und muß ihnen langsam faßbar
gemacht werden. Fast in allen andern Ländern kann
man für Geld, wenn nicht alles, so doch das meiste
erhalten. Hier in Neuguinea kennen die Leute nicht
einmal Geld. Und wollen wir, daß man für uns
arbeite, so müssen wir es dem Wilden erst zehnmal
vormachen, ihm dann die Schaufel oder Hacke in die
Hand drücken und bedeuten, er solle es jetzt geradeso
machen bis Mittag oder bis zum Sonnenuntergang.
Anfangs reizt die Neuheit, und er geht hübsch in die
Stränge. Kehren wir aber eben den Rücken und
kommen wir nach zwei oder drei Stunden wieder,
so ist der lustige Vogel auf und davon und pflegt
zu Hause des dolce far niente. Auf diese Weise
sind wir gezwungen, den Roh= und Vorarbeiten in
umfangreichem Maße unsere Aufmerksamkeit, Mühe
und Zeit zu widmen. Die vielseitigsten Ansprüche
werden somit an uns gestellt. In Monumbo haben
unfre braven Brüder vor einigen Monaten eine
Landungsbrücke in die See hinausgebaut, nachdem
in Tumleo schon seit einigen Jahren eine solche be-
stand. Des ferneren müssen wir Häuser, Schulen,
Kapellen usw. planen und bauen, müssen Landwirte,
Gärtner und Pflanzer sein, Vieh einführen, pflegen
und züchten, müssen auf unsern Seefahrten Segeln
und Steuern verstehen, Wunden sind zu verbinden,
Krankheiten zu studieren oder leidende Mitbrüder zu
pflegen; denn ein ständiger Arzt findet sich auf
mehrere hundert Seemeilen in der Runde nicht.
Und da es auch an einer geeigneten Faktorei fehlt
und bei den Eingeborenen noch kein Geld, sondern
nur Tauschwaren in Ubung sind, so sind wir auch
gezwungen, Kaufmannsarbeiten zu verrichten, billige
Bezugsquellen einzuführen, Waren zu bestellen, Lager
einzurichten und instandzuhalten, Rechnungen zu
prüfen, Bücher zu führen und so sort. Dazu kommen
dann die gewöhnlichen Seelsorgsarbeiten, Brevier,
Betrachtung, Messe, Katechese, Vorträge, Schulunter-
richt, Versehgänge, Besuch der Dörfer und dergleichen.
— Wir waren im verflossenen Jahre, da die Gründung
einer neuen Station nicht möglich war, bemüht, das
begonnene Werk immer mehr zu vertiefen und die
jungen Bäumchen kräftiger wurzeln zu lassen. Die
Station vom hlst. Herzen in Monumbo ist allerdings
um einen bedeutenden Schritt vorwärts gekommen,
indem zu Anfang des letzten November (1902) drei
Schwestern in ihr neues Haus einziehen konnten.
P. Vormann wurde, weil die Schwestern bald den