größten Teil des Schulunterrichts übernahmen, von
da an freier für die Ausgänge auf die Dörfer. Drei
etwa eine Stunde von unserer Station entfernte
Dörfer waren bis dahin nur wenig in den Kreis
der Wirksamkeit gezogen. Eines Nachmittags begab
sich nun der eifrige P. Vormann in die drei Dörfer
und bestellte die schulfähige Jugend, als wäre das
ganz selbstverständlich, einfach für den nächsten Tag
auf unsere Station zur Schule. Und siehe, am andern
Morgen stellten sich die Kinder jener drei Dörfer
zugleich mit den übrigen Schülern frühzeitig ein.
Mehrere Wochen war die Schule in Monumbo dann
auch durchschnittlich von 80 bis 90 Kindern besucht.
Dann begannen die genannten drei Dörfer aber zu
streiken. Auf eine Mahnung hin fanden sich die
Mädchen wieder vollzählig ein, während die meisten
Knaben doch noch bis auf weiteres die freie Luft
in Feld und Wald und ihre lustigen Spiele dem
ermüdenden Gang zur Schule vorzogen. Hoffentlich
haben mittlerweile erneute Mahnungen die anfäng-
liche Pünktlichkeit in ihre Rechte eingesetzt. Auf der
neuen etwa 2 bis 3 Stunden von Monumbo ent-
fernten Station vom Hl. Geiste (Bogia) hatte P. Pad-
berg neben seinen vielen anderweitigen Arbeiten die
Zepasprache so weit erforscht, daß vor mehreren
Monaten die Schule eröffnet werden konnte. Die
Schülerzahl schwankt noch zwischen 20 und 30, wird
aber voraussichtlich noch wachsen. Im ganzen haben
wir auf unseren fünf Stationen 300 Schüler. Die
Zahl der Getauften ist auf 470 gestiegen. Im
Berichtsjahre wurden 1700 Beichten gehört und
3600 Kommunionen gespendet, wovon 230 Jahres-
beichten und 220 Jahreskommunionen. Das Missions-
personal besteht aus 9 Priestern, 8 Brüdern und
8 Schwestern, welche sich auf fünf Hauptstationen
verteilen.
In der Zeitschrift „Die Evangelischen Missionen“
lesen wir in einem Rückblick auf die deutsche Missions-
arbeit an der Togoküste:
Am 3. September 1903 waren 50 Jahre ver-
flossen, seitdem die ersten Boten der Norddeutschen
Missionsgesellschaft, Däuble und Plessing, an der
Sklavenküste landeten und in einer kleinen Stunde
Weges auf der schmalen Landzunge zwischen der
Lagune und dem Meere Keta erreichten. Dieser
Küstenort sollte der Stützpunkt für die Missions-
arbeit unter dem Ewevolke werden. Will
man den vollen Erfolg der hier getriebenen Gedulds-
arbeit überschauen, so muß man einen Blick auf die
ganze Arbeit der Norddeutschen Mission im Ewe-
lande wersen. Am 1. Januar d. Is. waren 5 Haupt-
und 50 Nebenstationen vorhanden, auf denen 3324
Christen, darunter 1986 Abendmahlsberechtigte ge-
sammelt waren. In 54 Schulen wurden 2024 Zög-
linge unterrichtet. Den 20 europäischen Missionaren
und 9 Missionsschwestern standen 76 Gehilfen und
8 Gehilfinnen zur Seite. Uberall sind die Türen
weit geöffnet. Die Heiden errichten freiwillig die
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nötigen Gebäulichkeiten, um einen Lehrer zu bekommen.
Wären die erforderlichen Mittel und Kräfte vor-
handen, so könnte das ganze Ewe-Sprachgebiet be-
setzt werden. Diefe Fortschritte führen sich aber nicht
allein auf das natürliche Wachstum des Missions-
werkes zurück, das überall nach langsamen Anfängen
schneller vorwärts kommt, sondern auch auf die er-
freuliche Entwicklung unserer deutschen Togokolonie,
in deren Gebiet seit dem Vertrag von 1890 zwischen
Deutschland und England mehr und mehr der Schwer-
punkt der Norddeutschen Mission verlegt ist, so daß
jetzt in Deutsch-Togo 1776 Christen und 1113 Schüler,
in der englischen Goldküstenkolonie 1568 Christen
und 911 Schüler der Norddeutschen Mission gezählt
werden. Wenn man hört, daß 1890 der Wert des
ganzen Handels in Togo 2 806 000 Mk. betrug,
eine Summe, die sich schon 1893 mehr als ver-
doppelt hatte und 1902 auf 10 434 000 Mk. ge-
stiegen war, so geht schon daraus hervor, welche
Veränderungen im Lande eingetreten sein müssen.
Die allgemeine Unsicherheit der Verhältnisse hat auf-
gehört, und neben dem Missionar kann der Kauf-
mann dem Beamten bis weit ins Innere folgen.
Auf die Anlage und Erhaltung guter Wege wird
viel Mühe verwandt, so daß sich der Verkehr hebt
und vielfach schon das Fahrrad gebraucht werden
kann. Der Mittelpunkt dieser kolonialen Bestrebungen
und Handelsunternehmungen ist Lome, die Haupt-
stadt der deutschen Togokolonie. Es ist gar keine
Frage, daß für das zweite Halbjahrhundert deutsch-
evangelischer Missionsarbeit an der Togoküste Lome
immer mehr an die Stelle von Keta treten wird. —
Nach derfelben Zeitschrift hat die Ewe-Mission in Togo
neuerdings einen Fortschritt zu verzeichnen; sie hat
in Ewe ein eigenes Blatt, den „Friedensboten“,
Nutifafa na mi d. h. Friede sei mit euch, bekommen.
Die Herausgabe dieses Blattes ist ein Ereignis für
das Ewevolk. Wenn man bedenkt, daß die Eweer
erst seit 50 Jahren durch die Missionare lesen und
schreiben lernen, ist es ein sehr erfreuliches Zeichen
des erwachenden Bildungstriebes, daß sich das Be-
dürfnis nach einer eigenen Zeitschrift regte.
Vom 10. bis 18. Mai fand in Windhuk, der
Hauptstadt von Deutsch-Südwestafrika, die Konferenz
der rheinischen Herero-Missionare statt. „Wie haben
sich — so wird hierzu in der Zeitschrift „Die Evan-
gelischen Missionen“ bemerkt — doch seit den müh-
seligen Anfangszeiten die Verhältnisse im Hereroland
zum Vorteil geändert! Aus den zwei Pfadfindern,
die sich nur unter den größten Entbehrungen im
Lande behaupten konnten, ist eine Schar von treuen
Arbeitern geworden, welche das ganze Gebiet mit
einem Netze von Stationen überzogen haben, und
unter den erst so stumpfen, gleichgiltigen Herero regt
es sich mächtig. Bezeichnend für die Lage dort ist
es, daß die Konferenz einstimmig um Aussendung
von drei neuen Missionaren für dieses Gebiet gebeten