Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

hat, je einen zweiten Bruder für die Stationen Wind- 
huk und Otjimbingue und einen dritten für eine in 
dem Eingangshafen der Kolonie, Swakopmund, neu 
anzulegende Station.“ 
— —— — 
Aus fremden MHolonien und 
Produktionsgebieten. 
Rautschukgewinnung in Ceplon. 
Bis vor nicht zu langer Zeit wurde der Para- 
kautschuk des Handels ausschließlich aus den Kaut- 
schukbäumen, deren Heimat die sumpfigen Wälder 
Paras waren, gewonnen. Aber der immer zuneh- 
mende Bedarf an Kautschuk in den verschiedensten 
Industriezweigen ließ es in Verbindung mit den für 
Parakautschuk erzielten hohen Preisen ratsam erscheinen, 
den Parakautschukbaum auch in anderen Gegenden zu 
kultivieren. Einige Pflanzer auf Ceylon waren unter 
den ersten, welche mit dieser Kultur den Anfang 
machten, indem sie von der Botanischen Abteilung 
auf Ceylon Samen von Parakautschukbäumen bezogen, 
welche durch die indische Regierung nach Ceylon schon 
1876 eingeführt waren. 
Die in Ceylon mit Parakautschukbäumen bepflanzte 
Fläche wird zur Zeit auf 3000 Acre (à 40,5 Ar) 
geschätzt. Die Parakautschukbäume gedeihen auch gut 
auf den Hochebenen bis zu 3000 Fuß über dem 
Meeresspiegel, wo die jährliche Regenmenge zwischen 
70 und 150 engl. Zoll schwankt. In dem Süd- 
Kalturadistrikte scheinen die günstigsten Erfolge erzielt 
zu werden. Dieser liegt etwa 100 Fuß über dem 
Meeresspiegel und hat jährlich eine durchschnittliche 
Regenmenge von über 100 Zoll. Der Boden besteht 
zum größten Teil aus sandigem Lehm. Die Bäume 
wurden aus Samen gezogen und in Zwischenräumen 
von 12 Fuß voneinander gepflanzt. Bereits nach 
Verlauf von sieben Jahren konnte mit der Kautschuk- 
gewinnung begonnen werden. Die Ausbeute an 
eingetrocknetem Saft belief sich im verflossenen Jahre 
durchschnittlich auf 1 engl. Pfund pro Baum. 
Die Art der Gewinnung und Behandlung des 
frischen Milchsafts ist auf den einzelnen Besitzungen 
ziemlich gleichartig. Mit einem keilförmigen Instru- 
mente werden etwa 6 Fuß über der Erdoberfläche 
in jedem Baume eine Reihe winkelförmiger Einschnitte 
mit der Spitze nach unten in Zwischenräumen von 
8 bis 4 Zoll gemacht. Die Seiten des Winkels 
haben gewöhnlich eine Länge von 5 bis 6 Zoll und 
liegen an der offenen Seite etwa 4 Zoll auseinander. 
Die keilförmige Gestaltung des Instruments soll ein 
allzu tiefes Einschneiden verhindern, damit nicht das 
Holz des Baumes verletzt wird. An den Punkten, 
wo die beiden Seiten des winkelförmigen Einschnittes 
zusammentreffen, wird ein kleines, rundes, dünnwan- 
diges Gefäß von 3 bis 4 Zoll Weite und einer Tiefe 
von etwa 4 Zoll zum Auffangen des rahmähnlichen 
Saftes in der Weise befestigt, daß der dünne Rand 
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des Gefäßes in die Rinde eingepreßt wird. Sogleich, 
nachdem der Einschnitt in den Baum gemacht ist, 
beginnt der Milchsaft herauszufließen, und fließt ge- 
wöhnlich während einiger Stunden. 
An dem darauffolgenden Tage wird wiederum 
eine Reihe ähnlicher Einschnitte, etwa 6 Zoll unter 
der ersten, gemacht und in dieser Weise an jedem 
Tage fortgefahren, bis das Fußende des Baumes 
erreicht ist; zwischen der ersten wird dann eine zweite 
Serie solcher Schnittringe gemacht und dieses Ver- 
fahren wird je nach der Größe der ersten Einschnitte 
und der Stärke und dem Alter der Bäume ein drittes 
und teilweise auch ein viertes Mal wiederholt. Das 
Anzapfen der Bäume wird gewöhnlich am frühen 
Morgen oder am Spätnachmittage vorgenommen, da 
augenscheinlich die Sonnenhitze das Herauslaufen des 
Milchsaftes beeinträchtigt. 
Die bei der Weiterbehandlung des Saftes ange- 
wandten Methoden sind von denkbar einfachster Natur. 
Sobald der Milchsaft von den Pflanzungen eingebracht 
ist, wird er in emaillierte eiserne Schüsselchen von 
etwa 1 Fuß Durchmesser und 2 Zoll Tiefe gegossen 
und hierin belassen, bis er eintrocknet, was gewöhnlich 
an dem darauffolgenden Tage bereits erfolgt ist. 
Wünscht man diesen Prozeß zu beschleunigen, so 
mischt man dem Saft einige Tropfen Essigsäure bei. 
Dieses Verfahren ist jedoch nicht zu empfehlen, da 
der Kautschuk hierdurch stets minderwertig wird. Der 
eingetrocknete Kautschuk wird demnächst durch Walzen 
gepreßt. Es wird möglichst vermieden, während 
dieser Behandlung Unreinigkeiten in den Kautschuk 
gelangen zu lassen. Nach dem Pressen wird der 
Kautschuk gewöhnlich ein wenig erhitzt, damit er 
rascher trocknet und dann in einen gut gelüfteten 
Raum gebracht. Auf diese Weise eingedickter Kaut- 
schuk ist bernsteinfarben und durchscheinend; derselbe 
wird mit etwa 4 s pro Pfund bezahlt. 
(Nach The India Rubber Journal.) 
  
Babndau in Khodesien. 
Bei der Generalversammlung der Rhodesia 
railways lim., einer Tochtergesellschaft der Chartered 
Company, die vor einiger Zeit in London stattfand, 
sind verschiedene Mitteilungen von allgemeinem In- 
teresse gemacht worden. 
Die Chartered Company hat jährlich 267 271 # 
Zinsen für das Kapital der Gesellschaft garantiert. 
An Schienen und rollendem Material ist in England 
für 2 350 000 8& gekauft worden. Die Bahn Vry- 
burg—Buluwayo bringt genug ein, um die 5 PCt. 
Zinsen einer Anleihe von 2000 000 8 zu zahlen. 
Es wird beabsichtigt, die Bahn 250 Meilen nach 
Norden über den Sambesi hinaus nach reichen Kupfer- 
minen auszubauen. Der Sambesi soll Anfang nächsten 
Jahres erreicht werden. Die Linie Gwelo —Selukwe 
ist fertig, von der Gwandalinie sind 34 Meilen ge- 
baut. Die Matopolinie ist ebenfalls vollendet. Am
	        
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