waren, wurden heute vollends fertig gemacht. Anders
lief die Arbeit wieder am dritten Tage. Um 7 Uhr
riefen die Elfenbeinhörner die Leute zur Arbeit.
Schon nach einer Stunde war wieder alles auf dem
Bauplatze. Auch einige Stadtälteste hatten sich ein-
gefunden, darunter sogar der alte Wongam, der ein
großes Ansehen genießt. Es war eine helle Freude,
diesem muntern Treiben zuzusehen. Alles wogte
durcheinander wie in einem Ameisenhaufen. Die
einen verfertigten das Dach, die andern hieben Gras
ab zum Decken, wieder andere bereiteten den Lehm,
zu welchem ungefähr 50 Weiber das Wasser trugen,
und bewarfen damit die Wände. Noch war es nicht
4 Uhr nachmittogs, so stand das ganze Haus samt
Küche fix und fertig da. Fo Nyonga hatte Wort
gehalten. Schon zwei Tage danach siedelten wir
vom königlichen Gehöft nach unserm Hause über.
—□.1.0 0 Ú
Auf dem letzten Jahresfest der Rheinischen
Missionsgesellschaft berichtete Inspektor P. Spieker
von seiner Afrikareise u. a. folgendes:
Meine Reiseeindrücke kann ich dahin zusammen-
fassen, daß ich sage: Unsere Arbeit ist nicht vergeblich
in dem Herrn. Das gilt auch von den Stationen
in Deutsch-Südwestafrika, von denen ich leider
nur einzelne sehr flüchtig besuchen konnte. Von
Hererostationen habe ich nur Okahandia, einen unserer
ältesten Missionsplätze, besucht und in Karibib die
neu entstehende Gemeinde begrüßt. Mit viel Freu-
digkeit habe ich den großen Scharen von Kirchen-
besuchern Gottes Wort verkündigt und mich über die
Aufmerksamkeit der Zuhörer gewundert. Noch mehr
hat es mein Herz erfreut, als ich dem zahlreich be-
suchten Taufunterricht des Bruders Diehl beiwohnte
und merkte, daß auch hier Ohren und Herzen für
Gottes Wort geöffnet waren. Bruder Diehl berichtete
mir, die Zahl der Taufbewerber sei so groß, daß es
nicht möglich sei, sie alle zu unterrichten und für die
Taufe vorzubereiten. „Hätten wir“, fügte er hinzu,
„nur mehr Missionare und eingeborene Gehilfen, so
würde ein sehr großer — wenn nicht der größte
— Teil des Volkes sich in die christliche Gemeinde
aufnehmen lassen.“ Auch bei den Besprechungen mit
einzelnen Christen hatte ich Ursache, mich zu freuen
über die Willigkeit, Gottes Wort zu hören und sich
von demselben unterweisen, auch strafen und warnen
zu lassen.
Kus fremden Holonien und
Produhktionsgrbieken.
Einfuhr von Tertilwaren nach Sansibar.
Den Hauptgegenstand der Einfuhr nach Sansibar
bilden Baumwollwaren. Indien bringt besonders
eine Spezialität „kaniki“ in ausschließlich blauer
Farbe auf den Markt; ferner liefert es baumwollene
Behänge (tentures) mit aufgedruckten Menschen= und
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Tierfiguren sowie auch einen weißen Stoff, eine
Nachahmung der amerikanischen Fabrikate. Holland
führt nur Baumwollstoffe für Frauenkleider — kangas
— ein, und zwar sowohl „turkey red“, welche in
den drei Farben: rot, rosa und blaßrot (blanche),
als auch „malabars“, welche in den zwei Farben:
weiß und schwarz geliefert werden. Die türkischroten
Stoffe werden besonders in Sansibar selbst verkauft;
die „malabars“ sind billiger und haben ihr Haupt-
absatzgebiet in Ostafrika. Die Vereinigten Staaten
von Amerika importieren weiße Baumwollzeuge —
sogenannte merrikani oder amerikanische Sheetings,
welche besonders im italienischen Somalilande ver-
kauft werden —, außerdem einen weißen rohen Stoff
„Drill“ und Khakistoffe. England liefert Leinwand
(shirtings) für Hemden, kanzous (langes weißes
Hemd, welches das Hauptkleidungsstück der Neger
bildet), Bettücher, Tafelleinen, Leichentücher für die
Eingeborenen, nansouks und mulls-mulls (Musselin-
stoff zu feinen „kanzous“), leinene Moskitonetze,
Khakistoffe, blaue und weiße Kanikistoffe, klikoiis (kurze
Stücke Stoff, womit die Schwarzen unter den „kan-
zous“ die Lenden gürten), endlich einfarbige Tuche.
Deutschlands Einfuhr besteht vornehmlich in Kopf-
tüchern für Frauen (shawls), Kaschmir und Teppichen.
Aus Mascat kommen Stoffe für Turbane und Be-
sätze für arabische Mäntel (muscat clothb); die
Schweiz sendet Nachahmungen von solchen. Seiden-
und tuchartige Stoffe werden aus Frankreich, Fez,
Decken und Tuche aus Osterreich-Ungarn bezogen.
Agypten macht einige Geschäfte in Teppichen, Ta-
pisseriewaren und Fez. Aus Aden gelangen im
Transitverkehr Waren verschiedener Provenienz zur
Einfuhr. (Nach einem Bericht des französischen
Vizekonsuls in Sansibar.)
Neue Liebseuchenverordnung für Transvaal vom
6. August d. IJs.
Die von der Transvaalregierung am 14. Ja-
nuar d. Is. erlassene Biehseuchenverordnung?)
scheint sich in der Praxis nicht bewährt zu
haben, denn sie ist nach nur siebenmonatigem Be-
stehen durch neue „Diseases of stock regulations"
ersetzt worden.
Unter den Abänderungen finden wir zunächst
eine Verschärfung der Einfuhrbestimmungen: als neu
wird verfügt, daß das landwirtschaftliche Departe-
ment von jeder beabsichtigten Einführung von Vieh,
sobald es sich um mehr als 100 Stück handelt, in
Kenntnis zu setzen ist. Die Anzeige hat eine An-
gabe über die Herkunft, den Reiseweg, das Ziel zu
enthalten, ebenso ist eine amtliche Bescheinigung
darüber, daß die Tiere nicht aus einem infizierten
Gebiet stammen, beizufügen.
Sollte die darauf stattfindende Untersuchung die
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt vom 15. Juli 1903.
Nr. 14, S. 371
S. 371.