pflichtungen einen Tauschwarennachschub aus Muka-
duma abzuwarten, gab Gelegenheit, in weitgehender
Weise der kaufmännischen Bearbeitung auch dieses
Teils der neuen Region den Boden vorzubereiten
und auch, soweit dies bei der großen Entfernung
vom Sitze der Verwaltung ohne Anlage einer von
einem Europäer geleiteten Station erreichbar ist,
zur Ordnung und Festlegung der Verhältnisse der
Eingeborenen untereinander beizutragen. Vor allem
handelte es sich um eine eingehende Verwarnung an
die vielen Unterhäuptlinge Mokbes, die, wie dies bei
allen östlicheren Waldlandstämmen des Verwaltungs-
gebiets üblich ist, zu ihrem Oberhäuptling in nur
sehr losem Abhängigkeitsverhältnis stehen und sich
manche Gewalttätigkeiten hatten zuschulden kommen
lassen. Für den Augenblick wenigstens hatte diese in
einer vollbesuchten Versammlung der betreffenden
Häuptlinge erteilte Vermahnung einen vollen Erfolg.
In der Versammlung wurde auch der Streit mit
Bimba geschlichtet und die Notwendigkeit der Ver-
legung der früheren Mokbefaktorei an den Dume
sowie die Frage der Trägergestellung bis Molundu
erörtert. Auch bei den am Nordufer ansässigen
Bibaoleuten (Oberhäuptling Ndungi) machte sich vor
allem im Interesse der Trägerfrage eine solche
Häuptlingsversammlung notwendig, deren Erfolg
bisher ebenfalls befriedigte. Gesandte von Sambara,
Beri und Bua (Besimbo) trafen während dieser Zeit
mit Geschenken ein und wurden in entsprechender
Weise abgefertigt.
Unter Berücksichtigung der politischen Schwierig=
keiten in der sonst so hoffnungsvollen Dume-Kadbi-
region habe ich es bereits damals für unerläßlich
gehalten, gewissermaßen eine Aufnahmestellung für
die Angestellten der Gesellschaft Südkamerun in die-
sem von der Verwaltung so weit entfernten Distrikt
zu schaffen. Bei dem nun reichlicher fließenden
Rekrutenmaterial aus Gamane, das zu Stations-
besatzungen am Djah oder auch im Westen auszu-
bilden wäre, beabsichtigte ich nach Rückkehr der
Bertugexpedition eine ganz schwache Besatzung an
des Südufer des Dume, benachbart dem Ubergang
der Karawanenstraße, zu detachieren, die einesteils
die erwähnte Aufnahmestellung im Falle eintretender
Verwicklungen für das Faktoreipersonal bilden, dann
aber auch schon durch ihre Anwesenheit den Einge-
borenen die Gegenwart der Verwaltung stets vor
Augen führen und damit den Eindruck des Bertua-
krieges in frischer Erinnerung halten sollte. Ich
habe deshalb während des Ndungiaufenthaltes eine
kleine, als Zollposten gedachte Anlage nächst der
Faktorei der Gesellschaft Südkamerun an dem Straßen-
übergang geschaffen, die gleichzeitig die Einrichtung
für Unterkunft und Depotanlage späterer Expeditionen
nach Norden in sich schloß. Auch für ausgedehnte
Reispflanzungen, die für das Passieren der zwischen
Mokbe und Balaga befindlichen Urwaldzone ein
dringendes Bedürfnis sind, wurde Sorge getragen.
Bei dem Abmarsch der Expedition am 21. November
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wurde diese Anlage zunächst noch nicht besetzt, da-
gegen mit überflüssig gewordenen Expeditionsaus-
rüstungsstücken, einem Faltboot, einem kleinen Muni-
tionsdepot usw. für spätere Verwendung ausgestattet
und vorläufig der Ndungifaktorei übergeben. Bei
Ankunft in Yukaduma fand ich dann ein die Wünsche
der Gesellschaft bezüglich Errichtung eines kleinen
Postens in der neuen Region wiederholendes Gesuch
vor, das mich trotz der geringen Kopfzahl des
farbigen Personals veranlaßte, unter Leitung eines
bereits auf derartig detachierten Posten bewährten
Haussagefreiten neun Mann und einige Arbeiter mit
eingehender schriftlicher Instruktion nach dem neuen
Ndungizollposten zu detachieren.
Ich resumiere über die in der Dume-Kadbiregion
gesammelten Erfahrungen, erzielten Erfolge und die
voraussichtliche Entwicklung der Region: Die Ein-
geborenen sind durchweg auf einer höäöheren
Kulturstufe als die Bewohner des reinen Wald-
landes, ziemlich erwerbslustig und im ganzen fleißig
und willig, wenn auch ihre Verhältnisse untereinander
vorübergehende Verwicklungen an einzelnen Stellen
als nicht ausgeschlossen erscheinen lassen. Der
Kautschukreichtum ist noch um vieles höher, als er
an anderen Stellen des im allgemeinen ja sehr
gummireichen Gesellschaftsgebietes ist. Für den
Elfenbeinhandel kommen nur der südlichste und süd-
westlichste Teil der neuen Region, eventuell auch
entferntere im Nordwesten gelegene Distrikte in Frage.
Die Transportfrage im Innern der Region ist durch
gute Verbindungswege, vor allem aber durch die fast
die gesamte Region einschließenden Wasserstraßen
gelöst. Der Verkehr und Transport nach dem Djah
erscheint durch reichlich vorhandenes und im ganzen
billiges Trägermaterial zunächst gesichert, wie denn
zwei bis drei Karawanen nach Molundu aus fast
jedem der bereisten Dörfer während meines späteren
Aufenthaltes in Yukaduma passierten und auch bis
jetzt irgend eine Stockung nicht eingetreten ist.
Kurzum, wenn der Regionsagent mit der nötigen
Geschicklichkeit vorgeht, so besteht alle Aussicht, daß
die neue Region sich zu einem guten Handelsbezirk
gestalten wird. Die Anlage einer stärkeren Station
nördlich des Dume dürfte allerdings in der Zukunft
sich immer dringender als nötig erweisen.
Vom 21. bis 27. November wurde trotz des
noch immer häufigen Regens in sehr guten Märschen
Yukaduma erreicht, wobei auf etwa einen Tagemarsch
durch die Mokbeleute unternommene Wegeaufbesse-
rungen und die Herstellung eines ausgeschlagenen
Weges Balaga— Yukaduma durch die Gesellschaft
Südkamerun wesentliche Erleichterung gewährten.
Die Station Bukaduma selbst wurde trotz der
Schwäche der unter einem Haussagefreiten zurück-
gelassenen Besatzung in recht gutem Zustand vorge-
funden. Vor allem die Farmanlagen hatten gute
Resultate ergeben; mit Hilfe der Faktoreiarbeiter und
der Weiber des Yukadumadorfes waren etwa 2000 kg
Rohreis, ebensoviel Mais und eine beträchtliche
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