bereits abtriebsreif, die Stämme haben dann etwa
14 bis 20 m Höhe und 15 bis 25 cm Durchmesser
in Brusthöhe. Den Fällungsbetrieb und das Ge-
winnen der Rinde — in mancher Beziehung unserm
Schälwaldbetrieb ähnlich — konnten wir in mehreren
Schlägen beobachten. Im Herbst (März, April) ist
die beste Schälzeit; doch kann das Schälen jederzeit
bei Eintritt feuchten Wetters erfolgen, welches ander-
seits auch stets abgewartet werden soll. Der Kaffer
braucht vorwiegend zwei Werkzeuge, die Axt und
einen (etwa 1,50 m langen) hölzernen Maßstab. Das
Schälen geschieht zum Teil am stehenden, zum Teil
am liegenden Holze. Der Kaffer stellt den Maßstab
unten an den Stamm, kerbt in 1,5 m Höhe die
Rinde ringsherum bis #auf das Holz ein, greift dann,
um den Stamm herumgehend, mit der Schneide der
Axt in die Kerbe und löst mit Zuhilfenahme der
linken Hand die einzelnen Rindenstreisen des unteren
Stammteils bis tief auf die Wurzeln ab. Demnächst
wird der Stamm in Fußhöhe gefällt, mit dem Fäll-
ende entweder auf den stehengebliebenen Stumpf oder
auf eine gegen einen lebenden Stamm gestützte Holz-
gabel aufgelegt, zunächst von Asten gereinigt, dann
durch Kerben in Maßstablängen abgeteilt und schließ-
lich vom dicken Ende aus nach dem Wipfel zu geschält
derart, daß mit der Schneide der Axt ein Längs-
schnitt jedesmal von Kerbe zu Kerbe erfolgt und
darauf die betreffende (1,5 m lange) Rolle abgelöst
wird. Dem Schälen des Stammes folgt das Schälen
der entfernten Aste. Die Rinde wird im Bestande,
mit der Außenseite nach oben, gelagert, das Holz in
Stangenhaufen ausgeschichtet. Die eingebrachte Rinde
wird in einem regensicheren Schuppen auf Reisern
getrocknet, demnächst gewöhnlich mit einer starken
Maschine (nach Art der Futterschneidemaschine) in
kleine (etwa 10 cm lange) Stücke zerteilt und ist
nunmehr fertig zum Versand. Astrinde und über-
haupt geringwertigeres Material geht aus der Schneide-
maschine noch in eine Mühle, wo die Stücke zu
Pulver vermahlen werden. Der Preis für die engl.
Tonne Rinde beträgt am Platz etwa 6 L. Dies
beruht auf der Voraussetzung, daß die Transport-
kosten nach London (einschl. Verzollung) 2 L 10 sh
betragen und der Marktpreis in London über 10 #.
die Tonne ist, was zur Zeit mehr von der Qualität
der Rinde, als von der Menge des Angebots ab-
hängen soll. Sinkt der Preis in Liverpool, so sinkt
auch der Lokalpreis der Rmde. Der Tanningehalt
beträgt etwa 25 bis 37 pCt. Zum Überblick über
den außerordentlich günstigen Reinertrag einer Wattle-
wirtschaft mögen folgende Zahlen dienen:
1 Acker Wattle ergibt nach sechs Jahren etwa
4 engl. Tonnen Rinde und etwa 1000 Stämme von
15 bis 20 cm Durchmesser in Brusthöhe (die Größe
eines engl. Acker ist 40,4678 a). Der Verkaufswert
der Rinde beträgt am Platz für die Tonne 6 K4, für
den Acker also 24 L. Das Holz, welches zur Ver-
wendung als Grubenholz (mining poles) nach dem
Norden geht, erzielt am Platz pro Waggonladung
5905
U
(truck = 20 Tonnen) je nach der Entfernung 10 bis
20 2E; Brennholz 5 bis 10 K.
Ein 6 jähriger geschälter Stamm hat durchschnittlich
etwa 200 engl. Pfund Trockengewicht (1 engl. Pfund
— 453,,59 g. 1 engl. Tonne = 2240 engl. Pfund
— 1016,04 kg). Es ergeben also
etwa 11 Stämme eine Tonne,
220 - -Ladung,
-1100 - fünf Ladungen.
Für einen Acker mit einer Holzernte von etwa
50 pCt. Nutzholz würde sich nach den oben erwähnten
Preisen bei günstigen Absatzverhältnissen be-
reits ein Ertrag für Holz allein von etwa 45 40
ergeben. Der Prozentsatz des Nutzholzes ist jedoch
der Regel nach bedeutend höher als 50, er kann bis
zu 80 steigen. Der Gesamtertrag (Rinde und Holz)
kann sich pro Acker demnach auf etwa 100 8. be-
laufen. Dem stehen als Ausgaben gegenüber:
1. Die Kosten der Bestandsbegründung mit 1 #
für Pflügen und Eggen, mit 5 sh für Säen pro
Acker (der Ertrag der Maisernte ist dabei nicht in
Gegenrechnung gestellt). Verzinseszinsung auf 6 Jahre.
2. Die Gewinnungskosten von Holz und Rinde
mit im ganzen etwa 4 2 (falls nicht besondere
Bearbeitung des Holzes erfolgt, welche jedoch nur
in der Nähe von Absatz= oder Transportplätzen lohnt).
3. Das Bodenkapital mit seiner Verzinseszinsung
auf 6 Jahre. Der Verkaufswert für 1 Acker Land
beträgt hier zur Zeit 5 bis 15 K., je nach Lage.
(Etwaige Vorerträge [Durchforstungen) sind dabei
noch außer Betracht geblieben. Desgleichen der
Mehrgewinn, den der Produzent hat, wenn er gleich-
zeitig den überseeischen Handel betreibt.)
Die Verjüngung des einmal vorhandenen Be-
standes erfolgt natürlich. Beim Abtrieb wird alles
glatt abgenommen. Drei Monate später erscheint
von selbst reichlicher junger Aufschlag; die Stärke
desselben wird häufig dadurch gesteigert, daß nach
dem Abtrieb Unkraut und Abraum auf der Fläche
verbrannt werden, was die Keimung des reichlich
allenthalben liegenden Samens in gleicher Weise
befördert, wie die oben beschriebene Behandlung mit
kochendem Wasser. Einmal ausgekommen, wachsen
die jungen Pflanzen so rasch, daß sie das nachwuchernde
Unkraut gewöhnlich beherrschen. Stockausschläge
kommen in der Regel nur verstreut vor. Es ist das
wohl eine Folge der oben beschriebenen Schälmethode,
welche den Stamm oft bis tief unter den Wurzel-
knoten seiner Rinde beraubt. Ein auf gute Stock-
ausschläge gerichtetes Verfahren wäre mit dem vor-
handenen Arbeitspersonal kaum durchzusetzen und
jedenfalls erheblich teurer, kann auch schon mit Rück-
sicht auf den rapiden Wuchs der Samenpflanzen
außer Betracht bleiben, die meist dicht wie Unkraut
emporschießen und das Wachstum einer ursprünglichen
Aufforstung noch weit übertreffen. Ein Unterschied
in der Qualität der Rinde von Kernpflanzen einer-
seits und den vereinzelt mitwachsenden Stockaus-
schlägen anderseits ist nicht bemerkt worden. Beim