Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Entfernung passiert, nach Westsüdwest. Von hier 
nach Süden ist die Richtung des noch von Schnellen 
durchsetzten Flusses eine meridionale bis Barambi 
(4° 30), worauf der nunmehr bis weit südlich der 
Dumemündung schiffbare Strom allmählich nach 
Südsüdost umbiegt und nach der Aufnahme des eben 
genannten Hauptzuflusses sich in mehr östliche Rich- 
tung wendet. Als weitere nennenswerte Zuflüsse 
von über 20 m Breite sind der Kubbo (20 bis 
30 m), der Biaga (20 m), der Udu (80 bis 40 m) 
bis jetzt zu verzeichnen. Zwischen Bakumbo und 
Barambi befindet sich kein Dorf am Kadei. Der 
Tukki ergießt sich nicht in den Kadei, sondern in 
den Dume. 
Was den Gesunddeltszustand der Expedition an- 
betrifft, so sah ich mich schon beim Aufbruch am 
22. Mai, dem zweiten Marschtag von Gambussa, 
veranlaßt, zwei Soldaten ohne Gepäck und einen 
Träger ohne Last marschieren zu lassen. Doch schon 
nach zweistündigem Marsch, um 9 Uhr, als die 
Sonne die Wolkendecke zerteilte, wurde ein anderer 
Träger marschunfähig, und weitere zeigten große 
Mattigkeit, so daß ich mich zum Lagern genötigt 
sah. Die Kranken wurden in einem schnell her- 
gerichteten Grashaus besonders untergebracht. Sie 
zeigten meist folgende Krankheitssymptome: Kopf- 
schmerz, Mattigkeit, Appetitlosigkeit, Stiche in der 
Brust — meist auf der linken Seite in der 
Gegend der falschen Rippen —, die bis zur 
Atemnot gingen, mehr oder weniger hohes Fieber und 
dabei meist einen trockenen Husten. Als mir des 
Abends in der neunten Stunde wieder ein Kranker, 
der infolge Atemnot ohnmächtig war, vor mein Zelt 
getragen wurde, war es mir klar, daß es sich um 
eine epidemische Infektionskrankheit der Athmungs- 
organe, Brustfell- oder Lungenentzündung handeln 
mußte und ich zunächst nicht weiter konnte. 
Ob der Ubergang aus dem Waldgebiet in das 
Grasland während der Regenzeit die jedenfalls etwas 
weichlichen Waldlandssöhne allein so angegriffen hat, 
oder ob aus dem Dorfe Barambi, wo gemäß einer 
meiner Tagebuchnotizen so auffällig viel von den 
Einwohnern gehustet wurde, daß ich mehrfach Me- 
dizin verteilte, Ansteckungskeime mitgenommen wurden, 
bin ich freilich nicht kompetent, zu entscheiden. 
Nach drei Tagen des Abwartens, während deren 
ich von rückwärts hatte Verpflegung nachholen lassen, 
hatten die schwerer Erkrankten die Krisis glücklich 
überstanden, wenn auch an ihre Marschfähigkeit noch 
nicht zu denken war. Ich marschierte nun, den zu- 
verlässigen Unteroffizier Lewis der Begleittruppe mit 
einigen Pflegern bei den Rekonvaleszenten zurück- 
lassend, mit dem Haupttrupp weiter, hatte aber am 
folgenden Morgen wieder einige Matte und zwei 
Schwerkranke. 
Nach einem weiteren Tag Aufenthalt marschierte 
ich unter Zurücklassung der Kranken und Pfleger in 
diesem zweiten Krankenlager am Kubbo weiter, da 
ich aus Verpflegungsrücksichten vorwärts= oder rück- 
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wärts gehen mußte. Jedoch nach dem nächsten Tage- 
marsch mußte ich am Biaga ein drittes Krankenlager 
etablieren, und da. mir eine weitere Zersplitterung 
der Expedition nicht ratsam erschien, wurden nun die 
Kranken aus dem hintersten Lager nachtransportiert. 
Mittlerweile wurde die Mehlverpflegung knapp, und 
wenn auch genügend Wuild geschossen wurde, so ver- 
anlaßte doch der allzureichliche Fleischgenuß bei einigen 
Leuten starke Durchfälle, also neue Erkrankungen. 
Ich mußte nun also Doko zu erreichen suchen, um 
Lebensmittel zu beschaffen, was mir nach einem 
weiteren Marschtage am 31. Mai auch gelang. 
Die Expedition fand sehr gute Aufnahme und 
reichliche Verpflegung bei Doko. Die Gastfreundschaft 
der einzelnen Baia ging sogar soweit, daß sie nicht 
nur Lebensmittel, sondern auch Wasser und Feuerholz 
ihren schnell gefundenen Freunden zutrugen und ihnen 
Grashütten bauen halfen. Wenn auch die Expedition 
direkt kein Opfer erfordert hat und wohl nicht 
mehr erfordern wird, so führte die bei ihrer Zer- 
splitterung mangelnde Aufsicht doch zu einem 
Unglücksfall. Am zweiten Krankenlager am Kubbo 
hatte ich eine Brücke über diesen kleinen, jedoch 
angeschwollenen Fluß geschlagen, die von mir allein 
siebenmal und von allen Trägern mit Lasten wie 
den Kranken ohne Schwierigkeit passiert worden 
ist. Der von mir dortselbst als Pfleger zurück- 
gelassene Headmann Amuggu hielt sich leichtsinniger- 
weise beim Überschreiten der Brücke nicht am 
Halteseil, tat aus Unvorsichtigkeit einen Fehltritt und 
versank mit Gewehr, Tornisterbeutel und Patronen- 
taschen, in denen er 100 Patronen trug, in der 
starken Strömung. 
Vor Ablauf von 14 Tagen werden die Kranken 
kaum alle marschfähig sein, selbst wenn keine Neu- 
erkrankungen mehr eintreten, und auch dann werden 
die Leute noch großer Schonung bedürfen.“ 
  
  
Deutsch-Südwelkafrika. 
Dienstreise des Gestütsdirektors v. Elaé. 
Der Chef der Gestütsverwaltung des deutsch- 
südwestafrikanischen Schutzgebiets hat bestimmungs- 
gemäß alljährlich zur Orientierung über den Pferde- 
bestand und die Vererbung der Landbeschäler sowie 
zur Kontrolle über die stationierten Landbeschäler 
selbst eine Dienstreise zu unternehmen, welche so ein- 
zurichten ist, daß sie die einzelnen Pferdezuchtgegenden 
mindestens alle vier Jahre einmal berührt. Über 
seine diesjährige Dienstreise berichtet Gestütsdirektor 
v. Clavé, wie folgt: 
Es wurde das südliche Bastardland, die Distrikte 
Maltahöhe und Gibeon sowie das Pferdezuchtgebiet 
östlich Windhuk und die Gegend Harris— Heusis 
besucht. Die Reise begann am 14. April. Sie ging 
von Rehoboth über Kognub, Aub, Gamis, Nomtsas, 
Maltahöhe, Sechskameelbaum, Gibeon, Marienthal,
	        
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