Entfernung passiert, nach Westsüdwest. Von hier
nach Süden ist die Richtung des noch von Schnellen
durchsetzten Flusses eine meridionale bis Barambi
(4° 30), worauf der nunmehr bis weit südlich der
Dumemündung schiffbare Strom allmählich nach
Südsüdost umbiegt und nach der Aufnahme des eben
genannten Hauptzuflusses sich in mehr östliche Rich-
tung wendet. Als weitere nennenswerte Zuflüsse
von über 20 m Breite sind der Kubbo (20 bis
30 m), der Biaga (20 m), der Udu (80 bis 40 m)
bis jetzt zu verzeichnen. Zwischen Bakumbo und
Barambi befindet sich kein Dorf am Kadei. Der
Tukki ergießt sich nicht in den Kadei, sondern in
den Dume.
Was den Gesunddeltszustand der Expedition an-
betrifft, so sah ich mich schon beim Aufbruch am
22. Mai, dem zweiten Marschtag von Gambussa,
veranlaßt, zwei Soldaten ohne Gepäck und einen
Träger ohne Last marschieren zu lassen. Doch schon
nach zweistündigem Marsch, um 9 Uhr, als die
Sonne die Wolkendecke zerteilte, wurde ein anderer
Träger marschunfähig, und weitere zeigten große
Mattigkeit, so daß ich mich zum Lagern genötigt
sah. Die Kranken wurden in einem schnell her-
gerichteten Grashaus besonders untergebracht. Sie
zeigten meist folgende Krankheitssymptome: Kopf-
schmerz, Mattigkeit, Appetitlosigkeit, Stiche in der
Brust — meist auf der linken Seite in der
Gegend der falschen Rippen —, die bis zur
Atemnot gingen, mehr oder weniger hohes Fieber und
dabei meist einen trockenen Husten. Als mir des
Abends in der neunten Stunde wieder ein Kranker,
der infolge Atemnot ohnmächtig war, vor mein Zelt
getragen wurde, war es mir klar, daß es sich um
eine epidemische Infektionskrankheit der Athmungs-
organe, Brustfell- oder Lungenentzündung handeln
mußte und ich zunächst nicht weiter konnte.
Ob der Ubergang aus dem Waldgebiet in das
Grasland während der Regenzeit die jedenfalls etwas
weichlichen Waldlandssöhne allein so angegriffen hat,
oder ob aus dem Dorfe Barambi, wo gemäß einer
meiner Tagebuchnotizen so auffällig viel von den
Einwohnern gehustet wurde, daß ich mehrfach Me-
dizin verteilte, Ansteckungskeime mitgenommen wurden,
bin ich freilich nicht kompetent, zu entscheiden.
Nach drei Tagen des Abwartens, während deren
ich von rückwärts hatte Verpflegung nachholen lassen,
hatten die schwerer Erkrankten die Krisis glücklich
überstanden, wenn auch an ihre Marschfähigkeit noch
nicht zu denken war. Ich marschierte nun, den zu-
verlässigen Unteroffizier Lewis der Begleittruppe mit
einigen Pflegern bei den Rekonvaleszenten zurück-
lassend, mit dem Haupttrupp weiter, hatte aber am
folgenden Morgen wieder einige Matte und zwei
Schwerkranke.
Nach einem weiteren Tag Aufenthalt marschierte
ich unter Zurücklassung der Kranken und Pfleger in
diesem zweiten Krankenlager am Kubbo weiter, da
ich aus Verpflegungsrücksichten vorwärts= oder rück-
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wärts gehen mußte. Jedoch nach dem nächsten Tage-
marsch mußte ich am Biaga ein drittes Krankenlager
etablieren, und da. mir eine weitere Zersplitterung
der Expedition nicht ratsam erschien, wurden nun die
Kranken aus dem hintersten Lager nachtransportiert.
Mittlerweile wurde die Mehlverpflegung knapp, und
wenn auch genügend Wuild geschossen wurde, so ver-
anlaßte doch der allzureichliche Fleischgenuß bei einigen
Leuten starke Durchfälle, also neue Erkrankungen.
Ich mußte nun also Doko zu erreichen suchen, um
Lebensmittel zu beschaffen, was mir nach einem
weiteren Marschtage am 31. Mai auch gelang.
Die Expedition fand sehr gute Aufnahme und
reichliche Verpflegung bei Doko. Die Gastfreundschaft
der einzelnen Baia ging sogar soweit, daß sie nicht
nur Lebensmittel, sondern auch Wasser und Feuerholz
ihren schnell gefundenen Freunden zutrugen und ihnen
Grashütten bauen halfen. Wenn auch die Expedition
direkt kein Opfer erfordert hat und wohl nicht
mehr erfordern wird, so führte die bei ihrer Zer-
splitterung mangelnde Aufsicht doch zu einem
Unglücksfall. Am zweiten Krankenlager am Kubbo
hatte ich eine Brücke über diesen kleinen, jedoch
angeschwollenen Fluß geschlagen, die von mir allein
siebenmal und von allen Trägern mit Lasten wie
den Kranken ohne Schwierigkeit passiert worden
ist. Der von mir dortselbst als Pfleger zurück-
gelassene Headmann Amuggu hielt sich leichtsinniger-
weise beim Überschreiten der Brücke nicht am
Halteseil, tat aus Unvorsichtigkeit einen Fehltritt und
versank mit Gewehr, Tornisterbeutel und Patronen-
taschen, in denen er 100 Patronen trug, in der
starken Strömung.
Vor Ablauf von 14 Tagen werden die Kranken
kaum alle marschfähig sein, selbst wenn keine Neu-
erkrankungen mehr eintreten, und auch dann werden
die Leute noch großer Schonung bedürfen.“
Deutsch-Südwelkafrika.
Dienstreise des Gestütsdirektors v. Elaé.
Der Chef der Gestütsverwaltung des deutsch-
südwestafrikanischen Schutzgebiets hat bestimmungs-
gemäß alljährlich zur Orientierung über den Pferde-
bestand und die Vererbung der Landbeschäler sowie
zur Kontrolle über die stationierten Landbeschäler
selbst eine Dienstreise zu unternehmen, welche so ein-
zurichten ist, daß sie die einzelnen Pferdezuchtgegenden
mindestens alle vier Jahre einmal berührt. Über
seine diesjährige Dienstreise berichtet Gestütsdirektor
v. Clavé, wie folgt:
Es wurde das südliche Bastardland, die Distrikte
Maltahöhe und Gibeon sowie das Pferdezuchtgebiet
östlich Windhuk und die Gegend Harris— Heusis
besucht. Die Reise begann am 14. April. Sie ging
von Rehoboth über Kognub, Aub, Gamis, Nomtsas,
Maltahöhe, Sechskameelbaum, Gibeon, Marienthal,