Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Acacia cyclopis (eine hier massenweis vorkommende, 
tiefwurzelnde, in trockenem Sand wachsende Alazien- 
art) breitwurfig gesät. Die ganze besäte Fläche wird 
kurz darauf durch Uberlagern mit Müll mechanisch 
gebunden. Die Heranschaffung desselben geschieht von 
Port Elizabeth aus, zunächst mit einer Kleinbahn. 
Aus den Waggons erfolgt dann die Umladung in 
kleinere Wagen, welche auf improvisierten Schienen= 
wegen durch Maultiere bis dicht an die jeweilige 
Saatfläche gefahren werden. Aus den Wagen wird 
das Müll von Arbeitern (farbigen Gefangenen unter 
Aufsicht bewaffneter Polizisten) in Körben auf die 
Fläche getragen und über der Saat flach ausgebreitet. 
Dieses Müll (bestehend aus Dünger, Blechbüchsen, 
Flaschen und Glasscherben, Flaschenhüllen, Stroh, 
Säge= und Hobelspänen, Holzwolle, Pappe, Zeitungs- 
papieren usw.) ist, wie ich mich hier und im weiteren 
Verlauf meiner Reise überzeugen konnte, ein treffliches 
Sandbindungsmittel. 
Am Abend dieses Tages kehrte ich nach Port 
Elizabeth zurück, um in der Frühe des 4. Mal die 
Wetterreise nach Grahamstown anzutreten, wo am 
5. und 6. städtische und private Anpflanzungen sowie 
der botanische Garten und das Kolonialmuseum be- 
sichtigt wurden. Am 7. wurde die Reise fortgesetzt, 
zunächst nach King Williamstown. Nachdem ich dort 
am 8. in der Forstabteilung der „Public work 
office“ die erforderlichen Verabredungen getroffen, 
am folgenden Tag den botanischen Garten besucht 
und einen Ritt durch die Anpflanzungen in der Nähe 
der Stadt unternommen hatte, fuhr ich am 10. mit 
dem Vertreter des auf längerer Dienstreise abwesen- 
den Regierungsforstbeamten nach Greytown bei Cath= 
cart, wo uns der Förster aus Fort Cuningham mit 
Pferden erwartete. Der Ritt führte uns durch einen 
großen Teil der Aufforstungsflächen, welche im ganzen 
etwa 4000 Acker fassen und sich auf die das Tal 
von Fort Cuningham halbkreisförmig (im Norden, 
Westen, Süden) umgebenden Berge erstrecken. Die 
herrschenden Holzarten in den zunächst besuchten 
Beständen sind Kiefern, unter denen wieder insignis 
und pinaster das größte Areal einnehmen. Die 
älteren Kulturen sind durchweg aus Pflanzung her- 
vorgegangen, von den zuerst beliebten weiten Ver- 
bänden (Reihenentfernung 3 bis 4 m, Pflanzenabstände 
1,5 bis 3 m) ist man in letzter Zeit auf engere Ver- 
bände (etwa 1,3 m) abgekommen; auf günstigem 
Boden schließt sich in diesem letztgenannten Verband 
P. insignis bei ihrem enormen Wuchs schon nach 
etwa zwei bis drei Jahren, so daß Nachtetile nicht 
zu befürchten find, wie sie sich durch starke Astbildung 
in den alten weitständiger gepflanzten Kulturen häufig 
bemerkbar machen. Für die langfamer wachsenden 
Kiefernarten (pinaster, Canariensis, halepensis usw.) 
dürfte über einen Verband von 1 m keinesfalls hin- 
auszugehen sein. Seit vier Jahren ist man neben 
der Pflanzung auch mit Saat vorgegangen, welche 
durchweg so befriedigend gelungen ist, daß sie zu 
weiterem Vorgehen ermutigt. (NB. Der Bezirk 
621 
  
King Williamstown und die benachbarten Bezirke 
haben nicht nur sehr günstige Bodenverhältnisse, son- 
dern sind auch mit die regenreichsten in der ganzen 
Kolonie.) Die Kosten betragen hier: Für Pflanzung: 
Pflügen (zweimal) und Eggen 35 sh pro Acker, 
Pflanzen von Kiefern 10 sh, von Eukalyptus etwa 
6 sh pro Acker. Für Saat (Kiefern): Pflügen nur 
einmal (um Unkraut nicht zu stark werden zu lassen) 
und Eggen 25 sh, Säen 6’d für den Acker. Ganz 
besonders gut sind die Saaten von pinaster gediehen: 
die ersten (vierjährigen) Versuche wurden mit Voll- 
saaten von 40 Pfund pro Acker (d. h. annähernd 
50 kg pro Hektar), die jetzt zweijährigen mit 20 Pfd. 
per Acker (also etwa 25 kg pro Hektar) vorgenommen. 
Wenn im allgemeinen heier stärkere Saaten, als bei 
uns, schon zur Unterdrückung des Unkrauts vorge- 
nommen werden müssen und auf dem jungfräulichen 
Boden auch ohne Gefahr vorgenommen werden können, 
wenn bei Erwägung der Saatmenge weiterhin auch 
die Größe des Saatkorns mitspricht, so bin ich ge- 
neigt, die erwähnten Aussaaten doch für etwas zu 
stark zu halten, umsomehr, als das durch sie bedingte, 
spätere Ausdünnen der bürstenartig dicht stehenden 
Pflanzen meist ebenso unterbleibt, wie etwa später 
notwendig erscheinende Läuterungen und Durch- 
forstungen. 15 Pfund pro Acker (d. h. 18 kg pro 
Hektar) kann meines Erachtens als ausreichend für 
Pinaster gelten, für kleineren Samen (wie insignis) 
entsprechend weniger. Hier in Fort Cuningham sah 
ich zum ersten Male ältere Stangenhölzer (15= bis 
16 jährig) von Pinus insignis auf größerer Fläche. 
Die Bestände boten noch ein besonderes Interesse 
dadurch, daß hier in den letzten Jahren ein starker 
Fraß der Raupe von Ontheraea Ccytherea statt- 
gefunden hat. Nach den Beobachtungen des leitenden 
Lokalforstbeamten traten die mächtigen Spinnerraupen 
zuerst im Spätsommer 1896 in auffälliger Anzahl 
auf und verursachten sehr bald Kahlfraß an den be- 
fallenen Orten. Der Fraß hat dann in den folgenden 
Jahren weiter um sich gegriffen und etwa nach drei 
Jahren an Energie nachgelassen, indem die Raupen 
sich immer später entwickelten und schließlich an einer 
Seuche massenweise zugrunde gingen. Obwohl die 
Raupe zur Zeit noch ziemlich häufig zu sehen ist, ist 
doch allem Anschein nach die Energie der Kalamität 
zu Ende. Da der Anbau von Pinus insignis sich 
auf ein sehr weites Areal erstreckt, war die Frage 
von großer Wichtigkeit, wie widerstandsfähig sie sich 
der Kalamität gegenüber erweisen würde. 
Glücklicherweise ist nun der Schaden nicht so 
bedeutend gewesen, als man in den Jahren des 
stärksten Fraßes befürchtet hatte. Die meisten Fraß- 
orte sind zweifelsohne in der Erholung begriffen. 
Hier und da ist freilich einzeln, gruppenweise und 
selbst in größeren Forsten ein Absterben eingetreten, 
welches, da Bastschädlinge nirgends zu finden waren, 
vermutlich auf Saftsticken (infolge mangelnder Be- 
nadlung bei reichem Saftstrom) zurückzuführen ist. 
Eine zu dem Fraß ohne Zweifel in keiner Beziehung
	        
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