Vorrecht, ihn zu uns Afrikandern zu zählen; jeden-
falls hat er bei der Lösung unserer Aufgabe uns
gute Dienste geleistet. Sehr großer Dank gebührt
unsern beiden verehrten Pastoren, die sich für uns
Afrikander in die Bresche geworfen und die Interessen
unseres Volkes mit soviel Hingabe und Tatkraft
wahrgenommen haben. Der Herr segne seine ge-
treuen Knechte! Ihre Arbeit hierselbst ist nun
vollendet, sie haben viel für uns getan sowohl auf
geistlichem als weltlichem Gebiet. Ihre Namen
sollen noch bei den nachkommenden Geschlechtern in
dankbarem Andenken verbleiben. Sehr verpflichtet
fühlen wir uns gegenüber den Gemeinden von Rich-
mond und Britstown, welche ihre Seelsorger in so
freundlicher Weise zu unsern Brüdern im Westen
haben ziehen lassen.
Nun sind sie im Begriff, die Rückreise an-
zutreten, und ich muß schließen. Doch bevor ich
solches tue, ist es mein Wunsch, meinen Freunden,
bekannten sowohl als unbekannten, zu versichern,
daß es mir stets Freude machen soll, ihnen weitere
Auskunft, soviel als sie verlangen, zu geben. Herr
Jan Cilliers, in Gordonsbai, welcher in diesem
Monat von hier nach Hause geht, wird ebenfalls
allen, die es wünschen, Mitteilungen machen.
Mit der Zuversicht, in aller Ehrlichkeit einen
getreuen und zuverlässigen Bericht hiermit gegeben
zu haben, habe ich die Ehre zu sein
Thos. de Wet,
Strijdfontein, Post Grootfontein,
Deutsch-Südwestafrika.
RAus dem Bereiche der Wissionen und
der Ankisklaverei-Bewegung.
Der zweite Bericht des Komitees für deutsche
evangelische Seemannsmission, der die Zeit
vom 1. April 1897 bis 1. Oktober 1902 umfaßt,
ist herausgekommen. Er legt von einem erfreulichen
Wachstum Zeugnis ab, das fast auf allen Stationen
zu spüren ist, und beweist, daß die Arbeit der See-
mannsmission einem wirklichen Bedürfnis entgegen-
kommt und allmählich in der Heimat, wie vor allen
Dingen bei den Seeleuten selbst immer mehr ge-
schätzt wird.
Über eine Brautfahrt, Hochzeit und Hochzeits-
reise zweier Missionspaare im Innern Deutsch-
Ostafrikas enthält das „Missionsblatt der Brüder=
gemeinde“ unter anderem folgende Mitteilungen:
Unter den Genossen einer größeren Missions-
expedition nach dem Unyamwesigebiet befanden sich
die Bräute der Brüder Brauer und Rapparlié, die
Schwestern J. Padel und S. Meili. Es war eine
echt afrikanische Brautfahrt und Hochzeitsreise. Bis
Kilimatinde sollten die Brüder Brauer und Rapparlié
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ihren Bräuten entgegenreisen, um dort von dem für
diesen Fall besonders zu ernennenden Standesbeamten
bürgerlich getraut und durch Br. Meier kirchlich ein-
gesegnet zu werden. Von Bagamoyo aus erreichte
die dort gebildete Sonderexpedition das wundervoll
gelegene, von Bergen ringsum eingeschlossene Mpapua
in 20 Marschtagen. Der Stationschef, Oberleutnant
Fonk, der bereits 10 Jahre in Afrika lebt und mit
seiner jungen Gattin eine reizende Villa bewohnt,
lud die Gesellschaft zu Gaste. Er hat ringsum gute
Wege anlegen lassen. In Kilimatinde hatten die
Reisenden, nunmehr acht Personen, der Güte des
Stationschefs, Oberleutnants Freiherrn v. Reitzen—
stein sehr viel zu danken. Die Hochzeit war auf
den 30. Juli festgesetzt. Die Veranda war der Ort,
der das Standesamtsbureau, ja sogar die Kirche
vertreten sollte. Dort wurde daher alles festlich ge-
schmückt. Um 11 Uhr vollzog Freiherr v. Reitzen=
stein die bürgerliche Eheschließung. Vor dem Hause
standen die Askaris mit aufgepflanztem Bajonett.
Unmittelbar daran schloß sich die kirchliche Trauung,
von Br. K. Meier gehalten. Die Feier wurde durch
Herrn v. Reitzenstein in jeder Weise verschönt. Der
2. August brachte dann den Aufbruch von Kilimatinde.
Geschwister Brauer und Rapparlié wandten sich süd-
westwärts auf Kitunda zu, ein Stück Wegs vom
Freiherrn und vom Zahlmeister begleitet. Am
11. August traf die Gesellschaft in Kitunda ein.
Unter dem lauten Schreien der Arbeiter, Frauen
und Kinder zog man durch eine Ehrenpforte und
unter Glockengeläut und Tanz der Weiber vor das
Missionshaus. Zehn Tage hatte der Marsch von
Kilimatinde aus gewährt. Geschwister Brauers
Hochzeitsreise führte noch weiter, noch tiefer ins
Innere Afrikas hinein. Sie haben sich am 26. August
von Kitunda ausgemacht, um in Ngulu eine ganz
neue Station anzulegen.
Seitens der Vertreter der Evangelisch-lutherischen
Mission zu Leipzig wurde am 14. Mai in Kimarinyi,
einem wenige Minuten unterhalb des Stationsgehöftes
Moschi am Kilimandjaro gelegenen Platze, die Grund-
steinlegung für das Wohnhaus des Seminardirektors
vollzogen. Danach begann Br. Luckin sogleich die
Bauarbeit. Dank der Ubung früherer Jahre auf
der Station fehlt es ihm nicht an leidlich geschickten
oder doch anstelligen Dschagga Arbeitern. Mehrere
verstehen Bretter und Pfosten zu sägen und unter
Aufsicht zu mauern. Bretter und Balken werden
jetzt gleich im Bergwald gesägt und fertig zur Bau-
stelle getragen. Wie war es — so bemerkt das
„Ev.-Luth. Missionsblatt“ — vor fünf Jahren noch
so ganz anders, da die Missionare jeden Balken mit
Flachäxten teils notdürftig behauen ließen, teils eigen-
händig behauen mußten!
Im „Echo aus Knechtsteden“ lesen wir: „Immer
rastlos vorwärts“ scheint das Losungswort des un-