ermüdlichen Missionsvorstehers von Nord-Sansibar
(Deutsch-Ostafrika) zu sein. Nach seiner Rundreise
durch den südlichen Teil des immensen Vikariats,
wo die Väter vom hl. Geist seit mehr als dreißig
Jahren die Fahne des Christentums und der Kultur
hochhalten, begab sich Bischof Emil Allgeyer nach
dem Kilimandjarogeblet. Die an diesem mächtigen
Schneeberg angelegten Stationen Windthorst in
Kilema, Fischerstadt in Rombo und Mariahilf in
Kiboscho entwickeln sich ruhig weiter. Das Erscheinen
von Schwestern auf letzterer Station behufs Erziehung
der weiblichen Jugend, hat sich als eine gläückliche
Neuerung erwiesen. Schade nur, daß Herrn Pater
Gommenginger die Mittel fehlen, um auch in Kilema
ein Haus für Schwestern zu bauen: gerade in Kilema
könnten Schwestern unendlich viel Gutes stiften.
Im „Stern von Afrika“ wird der Brief eines
Missionars in Kamerun an einen Freund in
Dentschland veröffentlicht; es heißt darin:
Unsere Kameruner Schwarzen sind leider noch
ein an der Sinnenwelt haftendes Volk, welches für
das Reich des Geistes wenig Verständnis hat. Man
gerät zuweilen in nicht geringe Verlegenheit, denn
es heißt doch der hl. Schrift Gewalt antun, wenn
man z. B., wie ein Grönländer es getan haben soll,
die Worte des hl. Johannes: „Sehet das Lamm
Gottes“ übersetzt mit: „Sehet das Renntierlein
Gottes“, weil die Grönländer kein Schaf kannten.
Einst ermahnte ich unsere Kinder mit den Worten
der hl. Schrift: „Gehe hin zur Ameise, Du Fauler,
und lerne von ihr.“ Aber da erhoben sich zahl-
reiche Proteste: „Wie, von der Ameise sollen wir
lernen?! Weißt Du denn nicht, daß die weiße
Ameise alles zerstört und selbst auf Eure europäischen
Kleider und Häuser keine Rücksicht nimmt? daß die
böse Wanderameise uns unerbittlich auffressen würde,
wenn wir nicht bei ihren nächtlichen Besuchen im
Schlasfsaal schleunigst Reißaus nähmen und ihr das
Feld räumten? Gibt es größere Diebe, als die
winzigen Zuckerameisen, die Eure Vorräte von Milch,
Zucker, Fleisch wie ein zahlreiches Heer überschwemmen
und aufzehren? Nein, von der Ameise wollen wir
nicht lernen, wir hassen sie.“ Es war umsonst,
ihnen begreiflich machen zu wollen, daß sie nicht die
Diebsgelüste, die Mord= und Zerstörungswut der
Ameisen nachzuahmen brauchten, sondern nur ihre
emsige Tätigkeit. Aber die Ameisen sind nun einmal
ihre grimmig gehaßten Feinde — und solche als
Muster ausgestellt zu sehen, will ihnen nicht in den
Sinn. Bei der vierten Bitte des „Vater unser“:
„Gib uns heute unser tägliches Brot“, müssen wir
setzen: „Unsere tägliche Nahrung“, denn Brot ist
noch vielen Kamerunern unbekannt. Unsere Kinder
begreifen übrigens schon recht gut, daß sie bei der
vierten Bitte nicht allein um die materielle Speise,
sondern überhaupt um alles Notwendige für Leib
und Seele bitten sollen. Daß es da Knaben gibt,
die unter dem Notwendigen auch ein Fläschchen
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Parfüm verstehen, um damit ihrer schwarzen Haut
Duft und Glanz zu verleihen, und Mädchen, die
eine neue Halskette aus bunten Glasperlen oder ein
hübsches, neues Kopftuch für unumgänglich notwendig
erachten, um ihr Geschlecht würdig zu repräsentieren,
darf Dich nicht wundern. Die Evastöchter und
Söhne stecken eben in schwarzer und in weißer Haut,
und die tief eingewurzelte Hoffart wird hler in
einem Tage oder einem Jahre eben so wenig oder
noch viel weniger ausgerottet werden können, als in
Deutschland. Natürlich suchen wir ihre Wünsche
auf das rechte Ziel zu lenken und ihre allzu hohen
Anschauungen über die eigene Persönlichkeit möglichst
zu dämpfen. Uber die Art und Weise dieser Wert-
schätzung gehen freilich die Ansichten der schwarzen
und der weißen Evastöchter himmelweit auseinander.
Während das deutsche Mädchen um ihrer selbst
willen begehrt sein will, setzt das schwarze Natur-
kind seinen Stolz darein, um einen recht hohen Preis
verkauft zu werden, und felbst christliche Mädchen
ziehen es vor, lieber sitzen zu bleiben als sich
„umsonst“ an einen christlichen Mann „wegzuwerfen“.
Es hält noch schwer, solche verkehrten Ansichten zu
beseitigen, und trotz aller Predigten und Ermahnungen,
trotz Mühe und Arbeit müssen wir es öfters erleben,
daß der böse Feind durch das von ihm gesäte Un-
kraut den guten Samen zerstört.
Auf Seite 497 des Kolonialblattes 1902 ist
berichtet, daß seit einiger Zeit Verhandlungen darüber
schweben, ob die evangelische Missionsgesellschaft in
Basel die Tätigkeit der presbyterianischen Kirche der
Vereinigten Staaten Nordamerikas in Südkamerun
übernehmen soll. Es ist noch keine Entscheidung ge-
troffen. Aber der von der Baseler Mission heraus-
gegebene „Evangelische Heidenbote“ enthält in seiner
Dezembernummer eine ausführliche Darstellung der
bisherigen Missionsarbeit in Südkamerun, zugleich
im Anschluß an ältere Quellenbetrachtungen über
Land und Leute in jenem Bezirk. Dabei wird be-
merkt, daß die deutsche Regierung der Tätigkeit der
amerikanischen Mission verschiedenemale ihre An-
erkennung bezeugt habe, namentlich auch für die
Dienste, die sie mehrfach bei Schlichtung von Palavern
leistete.
Die Berichte der Missionare der Rheinischen
Missionsgesellschaft bekunden fortgesetzt große
Schwierigkeiten unter den Namas (Hottentotten) im
südlichen Teil von Deutsch-Südwestafrika. Etwas
günstigere Aussichten scheinen sich auf der neu zu
gründenden Station Khoes (bisher Filial von Keet-
manshoop) unter den Velschoendragers zu bieten.
Die Velschoendragers erklärten sich sofort bereit,
die Güter ihres Missionars umsonst heraufzuschaffen,
wenn er nur bald käme und sich definitiv bei ihnen
niederlassen wolle. Auch sonst versprachen sie, ihm
behilflich zu sein, wie sie nur immer könnten.