Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Auf der letzten Versammlung sämtlicher Metho- 
disten-Missionare Australiens ist beschlossen worden, 
von jetzt ab einen einheitlichen Namen zu führen,, 
und zwar „The Methodist Missionary Society 
of Australasia“. Bekanntlich ist diese Missions- 
gesellschaft auch im Bismarck-Archipel tätig. 
— —— — 
Aus fremden Kolonien und 
Produktionsgebieten. 
Bericht des Oberförsters Dr. v. Eschstruth über eine 
Bereisung Britisch- Südafrikas. 
II. *) 
IAm 19. besuchte ich mit Herrn Vice, Besitzer 
großer Kohlenbergwerke in Molteno, seine bei der 
Stadt angelegte Anpflanzung. Molteno liegt in einer 
Höhe von 5400 Fuß (also über 1600 m), die Land- 
schaft trägt bereits den kontinentalen Charakter des 
Karoobeckens, der Boden ist ein tiefgründiger, an- 
lehmiger, kalkarmer, stellenweise humoser Sand. 
Hatten die bisher besuchten östlichen Teile des Landes 
eine jährliche Niederschlagsmenge von durchschnittlich 
80 bis 40 Zoll, so vermindert sich der Regenfall 
hier im Innern schon auf 10 bis 20 Zoll. Diese 
für Molteno maßgebende durchschnittliche Regenmenge 
ist aber in den letzten zwei abnorm dürren Jahren 
nicht einmal zur Hälfte des Mindestsatzes erreicht 
worden, und gerade dadurch wurde die Anpflanzung 
äußerst lehrreich, sowohl in ihren älteren, wie nament- 
lich in den jüngeren, während der letzten zwei Jahre 
angebauten Teilen. Nach Aussage des Försters 
Brown, der als Herrn Vices Beamter den Forst- 
betrieb leitet und auch schriftstellerisch schon in dieser 
Materie hervorgetreten ist (Practical Hints on suc- 
Cessful forestry), sind seine Versuche mi Eukalyptus 
und besonders auch mit dem black wattle nicht von 
Erfolg gewesen, was er der großen Dürre zuschreibt. 
Der Anfang der jetzigen, rein aus Nadelholz be- 
stehenden Anpflanzung wurde in 1897 gemacht durch 
Anbau von 100 000 Pinus insignis in 2/1 m 
Reihenverband auf durchweg kreuzweis gepflügtem 
und geeggtem Boden. Die Aufforstungen der folgen- 
den Jahre haben sich besonders auf Pinus insignis 
und pinaster, in zweiter Linie auch auf Pinus 
halepensis und Cupressus macrocarpa erstreckt. 
Letzterer scheint nicht unempfindlich gegen die Dürre 
zu sein, auch unter den — übrigens auch hier mächtig 
emporwachsenden — Pinus insignis machen sich 
Fehlstellen bemerkbar, während pinaster und die 
etwas langsamer wachsende Aleppokiefer (halepensis) 
ausgezeichnet stehen und ein durchaus gesundes Aus- 
sehen haben. Man gewinnt hier den Eindruck, daß 
die so phänomenal emporschießende Pinus insignis 
doch auch etwas Blender und mit einer gewissen 
Vorsicht zu behandeln, jedenfalls nicht von dem ab- 
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1903, S. 591, 619 ff. 
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solut gleichmäßigen und sicheren Verhalten ist, wie 
die etwas langsamer voranschreitende pinaster. Der 
Raupenfraß hatte P. insignis auch hier heimgesucht, 
aber ohne nennenswerten Schaden, was ich dem 
trockenen Boden zuzuschreiben geneigt bin, dessen be- 
scheidenerer Saftstrom von den nadelarmen Kronen 
noch bewältigt werden konnte; unter den sechsjährigen 
(5 bis 8 m hohen) Stangen fand ich eine große Zahl 
aus dem Boden hervorlugender Puppen von An- 
thaerea cytherea, welche zum Teil tot und reichlich 
mit Tachinenmaden gefüllt waren. Das auch hier 
in den älteren Kulturen von insignis auffallende 
Absterben einzelner Wipfel wird von Förster Brown 
dem Frost zugeschrieben; er hat beobachtet, daß das 
Austreiben von pinaster spät und sehr gleichmäßig, 
von insignis unregelmäßig und bei einzelnen Exem- 
plaren drei bis vier Wochen früher auftritt, als bei 
anderen, daß hinwiederum an derselben Pflanze das 
Austreiben der Knospe differiert, die Gipfelknospe 
häufig zuerst austreibt (wie bei Fraxinus); diese 
Knospe sei daher bei den zuerst treibenden Pflanzen 
diejenige, welche der Spätfrostgefahr am meisten aus- 
gesetzt sei. Auch diese Erklärung scheint mir nicht 
völlig befriedigend. Wenn man die Tatsache, daß das 
Gipfelsterben stets vereinzelt auftritt, auch eventuell 
mit dem frühzeitigen Austreiben einzelner Pflanzen 
erklären könnte, so bleibt doch unausgeklärt, weshalb 
gewöhnlich nicht die jüngsten, also — ceteris paribus 
— in der kältesten Luftschicht stehenden, sondern ge- 
wöhnlich erst mehrere Meter hohe Pflanzen betroffen 
werden; man müßte denn annehmen, daß diese ge- 
wöhnlich über vierjährigen Pflanzen stets früher als 
die jüngeren austreiben. Der mir zunächst nahe- 
liegende Gedanke an ein Insekt erwies sich auch hier 
bei Untersuchung zahlreicher Gipfel als haltlos, auch 
der Gedanke an eine tote Bodenschicht hat wenig 
Wahrscheinliches, weil das Absterben nie platzweise, 
sondern stets vereinzelt austritt, häufig auch ein 
Seitensprosse des obersten Quirls den Baum zu 
weiterem Wachstum führt. Ubrig bleibt noch die 
Vermutung eines Wurzelschädlings. Die Pflanzungen 
der ersten Jahre sind auch hier zu weit (2/1 m) 
angelegt, besonders wenn man bedenkt, daß der Schluß 
der Pflanzen hier immerhin langsamer erfolgt als 
in den regenreichen östlichen Teilen. Die unteren 
Aste der Pflanzen haben sich daher — auch im 
Innern — zu stark entwickelt. An den Kulturrändern 
bis zu einer Tiefe von etwa 20 m sind diese jungen 
Stangen neuerdings aufgeästet worden, in erster 
Linie, um der hier äußerst bedrohlichen Feuersgefahr 
zu begegnen. Die Streudecke ist am äußersten Rand 
entfernt, weiterhin vielfach verweht durch den starken 
Wind, dem der Zugang in den Bestand nun offen 
stand. Besser wäre es zweifelsohne, eine Pflanzung 
in zweckmäß'g dichtem Verband zu rascher natürlicher 
Reinigung anzulegen, den natürlichen Randmantel 
gegen den Wind zu belassen und gegen Feuersgefahr 
jede Kultur mit einem 10 bis 20 m breiten Laubholz- 
streifen zu umsäumen. Wachsen, wie Brown sagt,
	        
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