Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

unter den vorstehend beschriebenen Verhältnissen 
erzielten Ergebnisse nicht entfernt von der wirt- 
schaftlichen Bedeutung sind, welche z. B. der unter 
den natürlichen Daseinsbedingungen des Landes 
erfolgreich emporgewachsenen Anpflanzung Moltenos 
unter allen Umständen zuerkannt werden muß. 
Von Kimberley fuhr ich nach De Aar, dessen 
Umgebung bereits das Gepräge der westlichen Karoo 
zeigt. Grasloses steiniges Gelände, dessen Bedeckung 
aus Büschen verschiedener Art besteht, deren weiter 
unten Erwähnung getan werden soll. In De Aar 
besichtigte ich eingehend verschiedene Brunnen mit 
Windmotoren. Die Vegetation hat unter der exor- 
bitanten Trockenheit der letzten Jahre stark gelitten. 
Von einheimischen Bäumen zeigt Acacia horrida 
(die von den Engländern als „Mimosa“ bezeichnete 
buschartige Dornen-Akazie) noch gutes Gedeihen. 
Von importierten gedeihen trotz der Dürre gut die 
Kiefernarten pinaster, halepensis, canariensis, 
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der Pfefferbaum und die Silberpappel, angehend 
verhielt sich Eucalyptus resinifera; bei den eben- 
falls angepflanzten Cupressus macrocarpa war 
ein starkes Absterben älterer Pflanzen (etwa vom 
vierten Jahre ab) zu bemerken. Von De Nar aus 
wurde die Regierungsanpflanzung in Hannover besucht, 
welche aus zwei Teilen besteht; einer befindet sich 
im Osten, der andere im Norden der Stadt. 
Letzterer wurde zuerst besichtigt. Der Boden ist ein 
armer, trockener Sandboden, der hier und da von 
festen Schichten durchsetzt, stellenweise auf der Ober-- 
fläche mit Flugsand bedeckt ist, dessen Festlegung durch 
Müll nach der bei Port Elizabeth besprochenen 
Weise in Angriff genommen wird. Die bisherigen 
Resultate der dreijährigen Pflanzung sind im allge- 
meinen wenig ermutigend, am besten gedeihen noch 
Pyramidenpappeln, Tamarisken, Robmien (Rob. 
pseudacacia), letztere zum Teil auf Bänken gepflanzt 
(gegen Flugsand und undurchlässige Bodenschichten), 
wo sie ungleich bessere Entwicklung zeigen. Von 
Kiefern hat sich nur halepensis bewährt und auch 
sie hat, besonders in den Bodensenkungen, starke 
Fehlstellen aufzuweisen. Die Pflanzlöcher sind durch- 
weg sehr groß (etwa 60 cqem) angelegt und mit 
guter Erde gefüllt. Nach Beendigung der Pflanzung 
sind sie rings um die Pflanze herum dick mit Feld- 
abraum belegt, was sich besonders gegen Trockenheit, 
auch gegen Sand und Frost gut erweist. In der 
Stadt selbst sind neben kümmerlichen Eichen und 
gut wachsenden Pappeln besonders viel Cypressen 
angebaut, von denen horizontalis am besten gedeiht 
und zu stattlichen Formen heranwächst. In die 
Augen fällt ein besonders schönes etwa 20 m hohes 
Exemplar von Wellingtonia gigantea. — Darauf 
wurde die Plantage im Osten der Stadt besichtigt, 
die eigentlich mehr ein Pflanzgarten größeren Sitls 
ist und dementsprechend gepflegt wird. Am besten 
gedeihen hier pinus halepensis und Robinia 
pPseudacacia, gutes Aussehen zeigen Tamarisken, 
Esche (frax kabylia), Platane (occidentalis), 
  
cupressus horizontalis, Juniperus virginiana, 
von Eukalypien E. rostrata, resinifera, Martiana, 
Kasuarinen, Catalpa vignonordis sowie einige 
Dornenarten (z. B. Prosopis Guliflora). Cupressus 
sinensis gedeiht schlecht. In dem darauf besichtigten 
Saat= und Pflanzkamp bot sich folgendes Erwähnens- 
werte. Die Saatzinnkästen werden mit Sägespänen 
bedeckt und bis zur vollendeten Keimung in 
Holzkästen gesetzt, welche mit Segeltuch überspannt 
sind; die dann ins Freie gesetzten Zinnkästen werden 
durch Schutzdächer gegen schädliche Witterungseinflüsse 
(Sonnenbrand, Frost) geschützt, die Pflanzkästen 
gewöhnlich über der Erdoberfläche mit einer Lage 
von Mist versehen. Alle solche Bedeckungen des 
Bodens sind schon zur Erhaltung der Feuchtigkeit 
von Bedeutung. Beim Auspflanzen ins Freie wird 
hier keinerlei Dünger angewandt. 
Am 5. Juni erfolgte die Rückreise nach De Aar, 
am 6. die Weiterreise nach Victoria West Road 
und von da nach Victoria West. Ir dieser trockensten 
aller Karoogegenden, die ich sah, wurde neben den 
kleinen Baumpflanzungen und Dammanlagen auf 
verschiedenen Farmen auch den zum Teil durch starken 
Salzgehalt ausgezeichneten wertvollen Futterbüschen 
besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Die wertvolleren 
unter ihnen waren allerdings teilweise vertrocknet, 
teilweise bis auf kümmerliche Stümpfe abgewerdet, 
so daß ein klares Bild derselben vielfach nicht ge- 
wonnen werden konnte. Die Rhizome bleiben, wie 
ich von erfahrenen Farmern hörte, stets lebendig 
und senden bei Eintritt frischer Witterung sofort 
neue Schößlinge an die Oberfläche. Günstiger für 
das Studium dieser Büsche war die Umgegend von 
Vels Port, wo ich auf den Farmen der Gebrüder 
Jackson und von Rose Innes (alle in der Nähe 
eines Flußbettes gelegen) eine üppig wachsende und 
mannigfache Buschvegetation vorfand. Zu den salz- 
haltigen Büschen gehören, abgesehen von den auch 
hier angebauten australischen Salzbüschen, von den 
einheimischen der sogenannte Vaal blackbosh und 
der Ganna. Vom Vieh begehrte Büsche der Ebene 
sind außerdem die verschiedenen Feigenbüsche (mesem- 
brianthemum), der Inkbosh, Kriedorn; an den 
Berghängen herrscht der Karoobusch vor, stellenweise 
findet sich der holzartige Zuckerbusch (eine Proten). 
Weniger angenommen werden der Wolfsdorn und 
der Eselsbusch (ass-bosh), der vielfach zur Seifen- 
gewinnung benutzt worden ist. Nicht nur in Victoria 
West, sondern auch in Vels Port — abgesehen von 
dem erwähnten Flußtal — hat die anhaltende Dürre 
den Futterbestand so beeinträchtigt, daß viele Farmer 
zu erheblicher Verminderung ihres Vieehstandes 
gezwungen wurden, so daß auf so riesigen Flächen 
wie 60000 acres anstatt 6000 Schafe und 
2000 Ziegen beupielsweise zur Zeit nur noch die 
Hälfte gehalten werden kann. Die Straußenzucht 
hat hier und da vollkommen aufgegeben werden 
müssen. Auch in Vels Port sah ich Brunnen mit 
Wundmotoren verschiedener Systeme (Findlay und
	        
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