Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Lloyds) zu Irrigationszwecken, auch höchst lehrreiche 
Dammanlagen im Fluß zur Bewässerung der Farmen, 
speziell der Luzernenfelder und Obstkulturen. Bei 
Beaufort-West wurden die Dammanlagen in Stolz- 
hoek besucht, die als Wasseransammler in einem engen 
abfallenden Tal und den in dasselbe mündenden 
Nebentälern fungieren und die Wassermenge eines 
einzigen Regentages zur Wasserversorgung der dortigen 
Farmen für die Dauer des Jahres ansammeln 
können. In Beaufort-West wurden Baumpflanzungen 
besehen, welche etwa dasselbe Bild zeigten wie in 
den bisher besuchten westlichen Karoogegenden. Die 
von Beaufort-West ausgeführte Reise über Prince 
Albert Road nach Oudtshoorn, die dortige Be- 
sichtigung von Baumpflanzungen, Luzernen= und 
Straußenfarmen, interessanten Bewässerungsanlagen 
sowie des Tabakbaus und der Tabakmanufaktur 
wird späterer Beschreibung vorbehalten. Am 24. Juni 
fuhr ich nach Matjesfontein, sah dort die von Herrn 
Logan angelegten Bewässerungsanlagen, Bohrungen 
(mit dem Diamantbohrer), Dampfpumpen sowie die 
unter Bewässerung gehaltenen parkartigen Baum- 
anlagen und fuhr am 25. Juni nach Tweedside. 
Hier interessierte besonders ein höchst erfolgreicher 
artesischer Brunnen, dessen Wasser durch einen etwa 
150 m entfernten Windmotor weiter bergauf gepumpt 
wurde zu einem Pflanzgarten und einer kleinen aber 
sehr bemerkenswerten Aufforstung, von der hier nur 
folgendes kurz erwähnt werden soll: Sie besteht aus 
jetzt einjährigen, dretjährigen und 10 jährigen Misch- 
kulturen von Pinus insignis, maritima, canariensis 
und halepensis. Zur Pflanzung wurde der Boden 
nur gereinigt, die aus Ceres Road bezogenen 
Pflanzen dann in gegrabene Löcher gesetzt. Der 
Verband (2 am) ist viel zu weit und hat starke 
Astbildung zur Folge. Die älteren (zehnjährigen) 
Pflanzen sind bei allen Kiefernarten gut gediehen 
und — relativ — rasch gewachsen. Stark vor- 
wüchsig ist insignis, dann folgt maritima, dem- 
nächst canariensis und halepensis, welche letzteren 
doch so stark zurückbleiben, daß in engerem — übrigens 
zweckmäßigerem — Verbande eine Mischung mit 
insignis und pinaster zusammen nicht zu empfehlen 
wäre. (In dieser Auffassung bin ich später durch 
ältere Mischungen dieser Art in Ceres Road bestärkt 
worden). Bei den dreijährigen (vor zwei Jahren 
gepflanzten) Kulturen macht sich — augenscheinlich 
als Folge der seitdem herrschenden abnorm trockenen 
Temperatur — ein durchweg gelbliches, kränkliches 
Aussehen von insignis bemerkbar, während die 
anderen Arten sich gedeihlich entwickeln. — Von 
Towsriver aus wurden am 27. Juni die Damm- 
anlagen und Anpflanzungen in Verkeerdefley besucht, 
wo auch der australische Salzbusch mit gutem Erfolg 
angebaut ist. In Worcester endigt das innere 
Karooklima; diese Stadt sowie die weiterhin besuchte 
Regierungsanpflanzung in Ceres Road stehen bereits 
wieder unter dem Einfluß der westlichen regen- 
reichen Zone und ihren günstigen Existenzbedingungen 
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für Pflanzenzucht. Die Rückkehr nach Kapstadt 
erfolgte am 30. Juni. Der Monat Juli wurde zur 
Durcharbeitung des gewonnenen Materials, zur 
Besorgung von Sämereien usw. sowie zu ver- 
schiedenen kleineren Exkursionen in die waldreiche 
Umgebung der Stadt benutzt, unter denen der Be- 
such der ausgedehnten Anpflanzung in Tokai von 
besonderem Interesse war. 
Ein kurzer Rückblick auf die vorstehend nur in 
kurzen Zügen geschilderte Aufforstungstätigkeit in 
Südafrika erglibt, daß im größeren Stil von der 
Verwaltung erst vor etwa 20 Jahren, und zwar 
vorwiegend in den von Küstenregen noch erreichten 
westlichen, südlichen und südöstlichen Teilen die Auf- 
forstung mit Erfolg versucht worden ist, wobei dann 
auch ein umfangreicher Import vieler raschwüchfiger 
Hölzer erfolgte, welche in anderen englischen Kolonien, 
speziell in Australien, bereits zu Resultaten geführt 
hatten. Seit dieser Zeit ist aber die Frage der 
Aufforstungen und ihres Nutzens ernsthafter erwogen 
worden; in den letzten zehn Jahren etwa ist das 
Verständnis von Privaten mehr geweckt, gefördert 
durch die Regierung, welche Sämereien und Pflanzen 
aus ihren reichhaltigen Gärten vielfach unter Selbst- 
kostenpreis den Leuten zur Verfügung stellte. Daher 
hat sich so recht eigentlich in den letzten zehn Jahren 
die Baumzucht im Lande — und zwar auch in den 
inneren trockenen Teilen — ausgebreitet. Von 
vielen Mißerfolgen sind diese Kulturen nicht ver- 
schont geblieben, auch die Regierungsanlagen sind 
hier und da mißlungen, und die erfolgreichen sind 
nicht frei von Fehlern in Anlage und späterer Be- 
handlung, welche den Wirtschaftszweck beeinträchtigen. 
Über diesen — und das ist wohl die Hauptsache — 
ist man sich vielfach noch nicht recht klar, vor allem 
fehlt ein Verständnis für Regelung des natürlichen 
Kampfes durch Durchforstungen. Trotzdem sind 
Erfolge erzielt, die um so größere Anerkennung 
erheischen, als den meisten Beamten eine forstlich- 
technische Vorbildung fehlt und die Möglichkeit, 
diesem Mangel vom Mutterlande aus abzuhelfen, 
so gut wie nicht vorhanden war. Die jetzt errichtete 
Forstschule bei London, welche ihre Schüler in 
größeren alljährlichen Exkursionen durch die Forsten 
des europäischen Kontinents senden wird, soll diese 
ungünstige Situation beseitigen. Das Bestreben, 
sich wissenschaftlich weiter zu bilden, tritt bei den 
hiesigen Beamten deutlich hervor, nachdem bereits 
mit relativ geringer Sachkenntnis, aber starker 
Unternehmungslust, Energie und Ausdauer verhältnis- 
mäßig gute Erfolge erzielt sind. 
Errichtung einer Ageikulturabteilung für 
Britisch-Ostafrika. 
Bei der Verwaltung von Britisch-Ostafrika ist 
eine Agrikulturabteilung mit einem Stabe von neun 
Europäern errichtet worden. Es gab auch bisher
	        
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