D. Bruce über die Schlafkrankheit.
Der zu Studien über die Schlafkrankheit nach
Uganda geschickte Lieutenant-Colonel D. Bruce ist
nach England zurückgekehrt und hat einen Bericht
erstattet, aus dem die „Times“ interessante Ver-
öffentlichungen bringen. Es heißt unter anderem:
Bei Bruces Ankunft in Entebbe hatte der dort-
selbst tätige Dr. Castellani bereits bei fünf Fällen
von Schlafkrankheit Trypanosomen in der Cerebro-
spinalflüssigkeit und bei einem Falle im Blut nach-
gewiesen. Damals glaubte Castellani noch nicht an
einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Trypano-
soma und Schlafkrankheit und hielt den Befund für
etwas Zufälliges; jedoch war diese Beobachtung für
die spätere Erforschung von größter Wichtigkeit.
Bruce, welcher durch seine Entdeckungen auf dem
Gebiete der Tsetsekrankheit ein genauer Kenner der
Trypanosomen ist, folgte, sobald er davon Kenntnis
erhielt, diesem Fingerzeig und es gelang ihm alsbald,
unter 34 Fällen von Schlafkrankheit bei 70 Prozent
diesen Parasiten in der Cerebrospinalflüssigkeit nach-
zuweisen. In der Folge gelang es dann, in 100
Prozent der Fälle das Trypanosoma nicht nur in
der Cerebrospinalflüssigkeit, sondern auch im Blut
nachzuweisen; es war daher mit der größten Wahr-
scheinlichkeit in dem Trypanosoma die Ursache der
Krankheit gefunden. Durch eine Reihe sorgfältiger
Untersuchungen gelang es ferner Bruce und
seinen Mitarbeitern Naborro und Grieg, festzustellen,
daß Affen, geimpft mit Cerebrospinalflüssigkeit von
an Schlafkrankheit Erkrankten oder mit Blut von
Eingeborenen, die zwar noch nicht die Symptome
der Schlafkrankheit zeigten, aber einen ähnlichen
Parasiten beherbergten, erkrankten und unter allen
Symptomen von Schlafkrankheit starben.
Der analoge Parasitenbefund bei Tiererkrankungen
infolge Stiches der Tsetsefliege ließ vermuten, daß
bei Schlafkrankheit derselbe Infektionsmodus statt-
finden würde.
Am Seeufer (Viktoriasee) wird in großen Mengen
eine Tsetsefliege (Glossina palpalis) gefunden; durch
Experimente wurde nachgewiesen, daß nicht nur die
Fliegen, welche Blut von Schlafkranken ausgenommen
hatten, fähig seien, den Krankheitsstoff auf gesunde
Affen zu übertragen, sondern daß frisch auf infizier-
tem Gebiet gefangene Fliegen ohne weiteres fähig
waren, die Krankheit hervorzurufen. Es wurde
ferner durch forgfältigste Nachforschung festgestellt,
daß überall da, wo Schlafkrankheit herrscht, auch die
Fliege anzutreffen ist; in Gegenden, wo die Glossina
palpalis nicht gesunden wird, findet sich auch keine
Schlafkrankheit.
Weiterhin zeigte eine Untersuchung einer großen
Zahl von Einwohnern der von Schlafkrankheit be-
ihrem Blut beherbergten, während sich in den letzteren
nicht ein einziger Fall damit behaftet fand.
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Diese Untersuchungen beweisen, daß die Schlaf-
krankheit hervorgerufen wird durch Eintritt eines
Krankheitsstoffes, eine Trypanosomenart, wahrscheinlich
Trypanosoma Gambiense (entdeckt von Forde, be-
schrieben von Dutton), in das Blut und fernerhin
in die Cerebrospinalflüssigkeit, und daß diese Trypa-
nosomen von dem kranken auf den gesunden Menschen
durch eine Fliegenart (Glossina palpalis) und zwar
allein von dieser übertragen werden: kurz, Schlaf-
krankheit ist eine menschliche Tsetsefliegenkrankheit.“ )
——... — —
Schlangengift und Deilserum gegen Schlangenbiß.
George Lamb, M. D. Captain J. M. S. hat in
den Scientifte Memoirs by Officers of the Me-
dical and Sanitary Departments of the GCovern-
ment of India (New Series Nr. 4 und Nr. 5)
Untersuchungen über Schlangengifst und die Wirkung
von Heilserum bei Schlangenbissen angestellt. In
der ersien Veröffentlichung beschreibt er eingehend
die Wirkung des Giftes von zwei verschiedenen
Schlangenarten: der Cobra (Naja tripudians) und
einer indischen Viper (Daboia Russellii) auf die
verschiedenen Bestandteile des Blutes. Seine Unter-
suchungen zeigen, daß die Wirkung dieser zwei
Schlangengifte sowohl auf die roten Blutkörperchen
als besonders auf die Gerinnungsfähigkeit des Blutes
eine ganz verschiedene ist. In der zweiten Arbeit
veröffentlicht der Verfasser seine Untersuchungen über
die Heilwirkung von Schlangenserum bei verschiedenen
Schlangenarten. Das bekannte Calmettesche Serum
hat bei Bissen der Cobra (Naja tripudians) eine
gute Heilwirkung, während es schon bei Bissen von
Bungarus fasciatus, einer Schlange, deren Geschlecht
mit dem der Cobra verwandt ist, keine nennenswerte
Heilwirkung mehr zeigt und bei dem Biß der
Daboia Russellil und der Echis carinata sich
vollständig unwirksam erwies. In derselben Weise
war ein von Dr. Tidswell in Sydney durch Im-
munisierung eines Pferdes mit dem Gifte der austra-
lischen Tigerschlange gewonnenes Serum gegen den
Biß der Tigerschlange sehr heilsam, aber unwirksam
gegenüber den Bissen von drei anderen australischen
*) In der „Times“ vom 19. November d. Js. berichtigt
E. Ray Lankester vom Natural History Museum einige
Irrtümer, die sich in den obigen Artikel der „Times“
vom 7. November eingeschlichen haben.
Er betont hauptsächlich, daß Dr. Castellani einen
Streptococcus für die Ursache der Schlafkrankheit ange-
sehen und selbst noch nach seiner Ankunft in England an
diesem Streptococcus als Krankheitserreger festgehalten
habe. Allerdings habe Dr. Castellani das Verdienst, das
Trypanosoma in funf Fällen von Schlafkrankheit in der
Cerobrospinalflüssigkeit und in einem Falle im Blute ge-
sunden zu haben, er sei jedoch der Ansicht gewesen, daß
den Trypanosomen eine Bedeutung nicht beizumessen sei.
fallenen und der davon verschonten Gebiete, daß in 1 ser 2dennsu des Sablafkrantwir win
; · nosomen für die Entstehung der afkrankheit richtig
den ersten eine große Prozentzahl die Parasiten in zerkannt und nach der Abreise von Dr. Castellani durch
weitere Erforschungen erwiesen, sowie auch die Glossina
Erst Colonel David Bruce habe die Wichtigkeit der Trypa-
palpalis als UÜberträgerin festgestellt.