ein Rad erhalten zu können, wurde getäuscht. Wir
trafen sie vielmehr gleichfalls in schlechter Lage
mit erschöpften Ochsen an einer Wasserstelle liegend
an. So wurde denn kurz vor Beginn der Regen-
zeit in 165 km Entfernung von den ersten Werften
am Okavango der Wagen mit zwei Eingeborenen,
einem Pferd und fünf völlig ermatteten Ochsen, von
denen einer bald darauf einging, zurückgelassen und
mit der Karre und den übrigen 30 Tieren weiter-
gezogen. Gleich nach dem Eintreffen am Okavango
sollten die mitgenommenen Wagenachsen zurückgesandt
werden und ein vorausgeschickter Bote zwei neue
Räder von dem noch etwa 550 km entfernten Groot-
sontein holen. Das letztere ließ sich ohne Schwierig-
keit bewerkstelligen, dagegen gab die unmittelbar be-
vorstehende Regenzeit Anlaß zur Sorge. Setzte
sie ein, bevor die Räder beim Wagen einge-
troffen waren, so war das Durchbringen desselben
nach Grootfontein ausgeschlossen. Außerdem mußte
für die Gesundheit der Zurückgelassenen, welche ohne
Schutz der Nässe ausgesetzt waren, gefürchtet werden.
Mit 30 Ochsen ging die Fahrt trotz schweren San-
des schnell von statten, da die Gespanne gewechselt
werden konnten. Und als man ein zum Okavango
führendes großes Rivier mit stehendem Wasser und
grünem Gras antraf, begannen auch die Ochsen sich
zu erholen. Am 10. Oktober wurde der Okavango
erreicht, sein Lauf stromabwärts verfolgt und erst bei
des Häuptlings Himarua Werft ein längerer Halt
gemacht, um die Rückkunft des nach Grootfontein
gesandten Boten mit den Wagenrädern abzuwarten.
Von Omupanda ab führte der Weg zuerst noch
77 km weit in östlicher Richtung durch Werften des
Ukuanjamastammes, späterhin wurden bis zum Oka-
vango nur noch Viehposten der Ovambos und ver-
einzelte Buschmannstrupps angetroffen. Sonst ist
das ganze Gebiet unbewohnt.
Der für das Ovamboland charakteristische Reich-
tum an Rivierbildungen, welche das Hochwasser des
Kunene aufnehmen, hörte allmählich auf. Dafür trat
nur ein größeres Rivier, das Oshimpolorivier, welches
die Niederschläge des Oshimpolofeldes teils nach
Ukuanjama, teis in einem zweiten Arm nach Ondonga
abführt. Im Gegensatz zu den flachen und mit
üppigem Gras bewachsenen Rivieren des Ovambo-
landes ist dasselbe tiefer in das Gelände einge-
schnitten und die Sohle mit weißem, reingewaschenem
Sand bedeckt. Wasser findet sich das ganze Jahr
hindurch offen an verschiedenen Stellen der Riviere
und in einer Anzahl Vleys von manchmal beträcht-
licher Größe. Grundwasser ist überall in mäßiger
Tiefe zu erreichen. Ausgedehnte baumfreie Flächen,
namentlich in der Nähe von Rivieren und andere
Merkmale zeigen an, daß zur Regenzeit das Land
teilweise unter Wasser stehen muß. Sonft ist das
ganze Oshimpolofeld mit Wald bestanden, und zwar
mehr mit Hochwald als Buschwald. Je weiter man
nach Osten kommt, um so schöner und dichter wird
der Wald. Leider richten alljährlich Brände, die die
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Eingeborenen der Jagd wegen, oft aber nur aus
Mutwillen anlegen, großen Schaden an. An wenigen
Stellen ist die Fächerpalme des Ovambolandes ver-
treten, jedoch nur in geringen, abgeschlossenen Be-
ständen. Auch Fruchtbäume, die im Ovamboland
bei den Werften häufig sind, fanden sich vereinzelt
vor; es waren dies zwei Arten wohlschmeckender,
wilder Orangen und ein Baum mit mandelartiger
Frucht. Sie sind durch Zufall aus Samen ent-
standen, den umherstreifende Eingeborene verstreut
haben. Der Baobabbaum, der in der Nähe des
Kunene angetroffen wurde, war nicht vorhanden.
Das rote Holz eines ziemlich häufig vorkommenden
Baumes verwenden die Ovambos in zerpulvertem
Zuflande, mit Fett vermischt, als Schönheitsmittel
zum Einreiben des Körpers. Tributpflichtige Busch-
leute bringen es ihnen in kleinen, mit Bastfäden um-
schnürten Bündeln. Der Graswuchs ist gut, die
Qualität besser als im Ovambolande.
Der Sandboden des Oshimpolofeldes weist im
westlichen Teile vereinzelt Kalkablagerungen auf; je
weiter man nach Osten kommt, desto häufiger er-
scheint Kalktuff und tritt stellenweise in großer
Mächtigkeit auf.
Der Flußlauf des Okavango ist von großer
landschaftlicher Schönheit. Das weite Tal, das der
Strom in einer langen Reihe von Jahren ausgearbeitet
hat, ließ mit seinen grünen Wiesenflächen und den
hohen, schön bewaldeten Rändern alles bisher Gesehene
weit hinter sich. Von Dürre und Trockenheit, ist hier
nichts zu merken, obwohl auch von einer tropischen
Uppigkeit der Vegetation keine Rede sein kann. Der
Okavango hat einen vom Kunene wesentlich verschie-
denen Charakter, soweit die gesehenen Strecken der
beiden Flüsse in Betracht kommen. Das Uber-
schwemmungsgebiet ist nicht breit und entwickelt sich
nach Ablauf des Hochwassers zu einer grünen Gras-
flur; versumpfte Seitenarme und Moräste sind selten.
Das Bett ist steinig, hin und wieder mit Kalkstein-
riffen durchsetzt. Sand führt der Okavango sehr
wenig; auch die Ablagerungen des Hochwassers,
welche aus Schlamm, Krautwerk und Holz bestehen,
sind unbedeutend. Die Ufer sind steil, mit einem
dichten Rohrgürtel eingefaßt, der sie vor Abbruch
schützt. Der Boden ist im Flußtal eine dunkle oder
rötliche Erde von bindigem Charakter und fruchtbar;
auf der Höhe beginnt wieder der Sand. Am Fluß-
ufer findet sich Töpserton, den die Eingeborenen zu
Hausgeräten verarbeiten. Die mittlere Strombreite
beträgt etwa 100 m. Die Wassertiefe ist sehr ver-
schieden, im Mittel 1,5 m bei Niedrigwasser, welches
zur Zeit unserer Anwesenheit ungefähr erreicht war.
In einem 110 m breiten Profil wurde im Strom-
strich eine Oberflächengeschwindigkeit von 0,8 m Sek.
gemessen bei 2 m durchschnittlicher Wassertiefe, in
einem anderen Profil von gleicher Größe eine solche
von 0,6 m Sek. Zur Winterzeit führt der Oka-
vango mindestens soviel Wasser als der Kunene, bei
Hochwasser jedoch weniger. Die höchsten Flutmarken