hineingepreßt. Dadurch entsteht nun ein harter
Klumpen in Kegelform von etwa 12 cm Höhe und
10 cm Durchmesser. Da auf den Boden zwei
Bastseile gelegt wurden, so läßt sich der Klumpen
nun leicht herausziehen und gelangt in dieser Form,
nachdem er an der Luft noch weiter getrocknet ist,
zum Verkauf oder eigenen Verbrauch. Zu diesem
Zwecke wird ein Stückchen davon abgeschnitten, auf
einem Stein zerrieben, und der Schnupftabak ist
fertig. Um ihm aber ein besseres Aroma zu geben,
mischen die Matengo oft noch Ingredienzien dazu:
Kräuter aus dem Walde, besonders aber das abge-
fallene Ende der Bananenblüten. Letzteres nehmen
sie, verbrennen es auf einer Scherbe eines zer-
brochenen Topfes zu Asche und mischen dieselbe dann
mit dem Schnupftabak.
Nun sind aber unsere Schwarzen in der Kultur
noch nicht soweit vorgeschritten, daß sie schon
Schnupftabakdosen nach europäischer Art verfertigen
könnten. Früher behalfen sie sich in anderer Weise.
Sie rissen Käsern von der Größe eines Fingerhutes
einfach den Kopf ab, weideten sie aus, trockneten sie
an der Sonne, und die Tabakdose war sertig.
Wegen ihrer Kleinheit mußten natürlich gleich
mehrere genommen werden, alle zusammen wurden
an einer Schnur um den Hals gebunden, und das
diente zugleich zur „Zierde.“ Daß sie aber mit
dieser Art Tabakdosen nicht recht zufrieden waren,
zeigte sich, als die „Europäer“ kamen. Bei diesen
sahen sie manches, was ihnen zur besseren Lösung
der Tabakdosenfrage dienen konnte. Da waren es
besonders die Patronenhülsen, die von den Europäern
weggeworfen, von den Matengo aber mit Gier auf-
gegriffen wurden. Eine solche weggeworfene Patronen-
hülse kann unter den Matengo Ursache zum Streit
werden. Jetzt tragen die „glücklicheren“ Matengo
statt der Käferleichen vier bis fünf Patronenhülsen
um den Hals, in denen ihre Vorräte von Schnupf-
tabak aufgespeichert sind.
Die im Jahre 1879 auf Anregung Livingstones
gehründete englische Missionsstation Urambo in
Deutsch Ostafrika ist 1898 an die Deutsche Brüder-
gemeinde übergegangen. Uber die weitere Entwick-
lung dieser Mission und Neugründung anderer
Stationen berichtet Pastor Fleck in Nr. 11 und 12
der Zeitschrist „Die evangelischen Missionen“. Wir
entnehmen diesen Artikeln im Auszug folgendes:
Die Mission der Brüdergemeinde befand sich in
Urambo in eigentümlich schwieriger Lage. Da sie
die Nachfolgerin einer schon 19 Jahre bestehenden
englischen Mission war, fand sie Heiden vor, die an
das Christentum schon gewöhnt waren, ohne dasselbe
wirklich anzunehmen. Außerdem konnte sie in wesent-
lichen Stücken der bisher angewendeten Missions-
methode nicht folgen. Der Hauptfehler der englischen
Missionare war der gewesen, daß sie die Heiden
durch Geschenke verwöhnt hatten. Die eigentliche
Absicht der Mission, ewige Güter zu bringen, trat
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dadurch in den Augen der Heiden völlig zurück
hinter den irdischen Vorteilen, Kleidern und Messern.
Mit dieser Praxis wurde sofort und gänzlich ge-
brochen. Schonend gingen die Deutschen mit den
Anderungen im Gottesdienst vor. Anstelle des täg-
lichen Gottesdienstes trat der Morgensegen. Sonn-
tags wurde der englische Ritus zunächst beibehalten,
nur der Verkündigung des Evangeliums etwas mehr
Raum gewährt, aber Geschenke gab es für die Kirchen-
besucher nicht mehr. Als nach Ablauf des Monats
die Kattunstücke ausblieben, blieben auch allmählich
die Kirchgänger aus. Am Karfreitag hatte sich zur
großen Freude der Brüder doch wieder eine große
Zahl versammelt, aber o weh, als auch da das Vor-
ratshaus geschlossen blieb, erhob sich ein Murren,
und einer nach dem andern zog unwillig wieder ab.
Die 500 bis 600 Kirchgänger, die anfangs das
Entzücken der Brüder gewesen waren, schmolzen gar
bald auf ein kleines Häuflein zusammen.
Noch durchgreifender verfuhren die Brüder mit
der Schule. See fanden eine Klasse von mehreren
hundert Schülern, Erwachsene und Kinder bunt
durcheinander. Auch hier waren von Zeit zu Zeit
zur Belohnung kleine Geschenke verteilt. Daß ein
Erfolg des Unterrichts nicht zu sehen war, ist wohl
verständlich. Nachdem sich die Brüdermissionare eine
Zeitlang mit der Schule abgequält hatten, wurde sie
schließlich ganz geschlossen. Erst nach Jahresfrist
wurde sie wieder eröffnet, nun aber unter ganz
anderen Verhältnissen. 4 Knaben und 10 Mädchen,
darunter die „Hauskinder“, die besreiten Sklaven-
kinder, fanden sich zunächst ein. Bald wuchs die
Zahl auf durchschnittlich 28, die täglich vormittags
11/2 Stunden in Religion, Lesen, Rechnen und Singen
unterrichtet wurden, nun mit befriedigendem Erfolg.
Der deutsche Bezirkshauptmann, Freiherr v. Ledebur,
hat im Jahre 1902 die Schule besucht und seiner
Befriedigung über die Leistungen auch dadurch Aus-
druck gegeben, daß er ihr eine Regierungsunterstützung
verschaffte. Zur Kinderschule trat bald auch auf
ausdrücklichen Wunsch eine Schule für Erwachsene,
die nachmittags gehalten wurde, und in der vorzugs-
weise biblische Geschichte gelehrt wurde, damit auch
solche, die zu alt zum Lesenlernen waren, die Ge-
schichten von Jesus noch kennen lernten. Endlich
hielt Frau Dahl am Vormittag noch eine Nähschule
für die Hauskinder.
Man kann die Zeit der Anfangsarbeit einer
neuen Mission dann als abgeschlossen betrachten, wenn
die nötigen Gebäude dauerhaft hergestellt sind und
die Eingeborenensprache einigermaßen beherrscht wird.
Dieser Zeitpunkt trat in Urambo mit dem Beginn
des Jahres 1900 ein. Schon Ende 1898 war als
dritter Missionar der Theologe R. Stern mit Frau
und Töchterchen in Urambo angelangt, ein erfahrener,
sprachenbegabter Mann, der, bisher in Suriname,
nun zum Vorsteher der neuen Mission in Deutsch-
Ostafrika bestimmt war. Er warf sich mit ganzer
Kraft auf die Erkundung und Erlernung der Sprache,