Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

des Kinyamwesi. Im Juni 1900 konnte er der 
heimischen Missionsleitung voller Freude die erste 
Grammatik des Kinyamwesi einsenden, der Bruder 
Dahl das erste Lexikon beifügte. Von nun an 
konnte die eigentliche Missionstätigkeit, das Ver- 
kündigen des Evangeliums, mehr und mehr in den 
Vordergrund treten Im Jahre 1900 wurden 
zur Gründung einer zweiten Station zwei neue 
Missionare ausgesandt. Im Jahre 1901, zog 
eine Missioskarawane von Nordosten her dem Lande 
Kiwere zu. Missionar Stern war der Führer, mit 
ihm zwei junge Brüder Ein gesegnetes Land! 
Das ist der Eindruck, der sie alle beherrscht. Kiwere 
Am 
17. Juni, dem Gründungstage von Herrnhut, wird 
der erste Spatenstich zum Wohnhaus getan. Die 
Station heißt fortan Kitunda. 
Die Brüdermission hat damit einen großen 
Schritt vorwärts getan. Sie hat gleich die Mitte 
der Verbindungslinie zwischen dem Njassa und Urambo 
besetzt, denn Kitunda liegt etwa gleich weit von 
Urambo und von Utengula, der nördlichsten Njassa- 
station entfernt. Dazu ist Kiwere der Knotenpunkt 
der großen Karawanenwege von Osten nach Westen 
und von Süden nach Norden Charakteristisch 
für diese neue Mission der Brüdergemeinde im Innern 
von Deutsch-Ostafrika ist der frische Drang nach vor- 
wärts, nach Ausdehnung. Schon richten sich die 
Blicke nach zwei neuen Punkten. Der eine ist Iploe, 
die Hauptstadt des Landes Ugunda, in der Nähe 
von Vikonge, auf den auch schon Stern auf der 
ersten Reise aufmerksam machte. Der andere liegt 
südlich von Kitunda, ist von dem Nijassa-Missionar 
Th. Meyer erkundet und von seiten der Regierung 
der Brüdergemeine schon zugesichert. Möge die Zeit 
nicht sern sein, wo ein zusammenhängendes evange- 
lisches Missionsgebiet von Urambo bis zum Niassa 
reicht! 
Missionar Clerk schrieb vor seinem Weggang von 
Worawora und der Ubergabe der Außenstation an 
die Norddeutsche Missionsgesellschaft eine Chronik 
über seine langjährige Tätigkeit im Boemgebiet 
(Togo), aus dem wir im folgenden einiges mit- 
teilen. Am 5. Dezember 1896 hatten wir die 
Freude, eine kleine Kapelle in Guamang einzuweihen, 
wobei ich 17 Seelen taufen durfte. Der Evangelist in 
Guamang erwies sich als ein Mann, der seinen 
Heiland liebt und Verständnis für Seelsorge hat. 
Die Arbeit ging erfreulich vorwärts, und schon im 
Jahre 1899 durften wir in Guamang das erste ge- 
meinsame Missionsfest seiern. Das war ein Freuden- 
tag. Alle Boem-Christen kamen da zusammen. In 
früheren Jahren, ehe ein Lehrer in Guamang ange- 
stellt war, sagten die Leute dort oft, wenn man sie 
zur Straßenpredigt rief: „Laßt uns hingehen und 
ihn anhören. Es handelt sich ja nur ums Hören. 
Ist er sertig mit der Predigt, so geht er ja wieder 
fort.“ Nun durfte ich nicht nur die 60 Seelen 
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starke Gemeinde von Guamang, sondern auch Scharen 
von Christen aus andern Dörfern gemeinsam nicht 
ein Heiden-, sondern Missionsfest seiern sehen! Das 
ist vom Herrn geschehen und ist ein Wunder vor 
unsern Augen. Im Januar 1902 erwarteten wir 
Herrn Insvektor Schreiber von der Bremer Mission, 
der auch Boem besuchen wollte. Er kam aber nur 
bis Akpafo und kehrte gesundheitshalber zurück. Im 
Laufe desselben Jahres fiel auch die Entscheidung 
wegen der Abgabe unserer Arbeit in Deutsch-Togo 
an die Norddeutsche Mission. Die Gründe dieser 
Abtretung sind ja bekannt. So kam es, daß ich am 
24. Januar 1903 der Bremer Mission in Ho 
32 Anstaltsschüler und am 31. Januar in Amed- 
zowe 13 Mittelschüler zu übergeben hatte, die bis 
jetzt zum großen Teil in Worawora waren unter- 
richtet worden. Die Gesamtzahl unserer Christen in 
Boem betrug am Ende des Jahres 1902 auf fünf 
Stationen 284, dazu kamen 37 Taufbewerber und 
113 Schüler. Am 2. Juni d. Is. hatten wir 
schließlich noch die Ehre, den Herrn Gouverneur in 
Worawora zu empfangen, der auf der Rückkehr von 
einer großen Reise im Innern bei uns eintraf und 
sich sehr befriedigt über die Stationsanlage und 
unsern Missionsbetrieb aussprach. 
Über erfreuliche Fortschritte der Mission in 
Hairagabies in Deutsch-Südwestafrika hören wir 
in der Missionszeitschrift „Kreuz und Schwert“ aus 
einem Briefe des P. Malinowski: 
Am 8. Dezember 1902 spendete ich 24 Er- 
wachsenen und Kindern die heilige Taufe. Die Er- 
wachsenen bereiteten sich durch gründliches Erlernen 
des Katechismus eifrig dazu vor. Ein Täufling 
gab uns den Trost, uns zu einem weit entfernten 
Schwerkranken zu rufen, um ihn zu taufen; mehrere 
von ihnen wohnen täglich der heiligen Messe bei. 
Die Frauen sind dabei die ersten. Sie verdanken 
diesen Eifer besonders der großen Aufopferung der 
Schwestern, die mit ihrem religiösen Unterrichte be- 
« Der Geburtstag Sr. Majestöt 
des Deutschen Kaisers gab natürlich wieder Gelegen- 
heit zu einem Rendezvous verschiedener deutscher 
Ansiedler und zu kleinen Belustigungen der Einge- 
borenen. Die Schulkinder führten ein heiteres 
Theaterstückchen „Schule spielen“ auf; der Fortschritt 
in der deutschen Sprache entsprach so ziemlich den 
Erwartungen. Für den Tag der ersten hl. Kommunion 
hatten wir das Fest des hl. Franz von Sales ge- 
wählt. Ein weißer Junge und fünf eingeborene 
schwarze Kinder hatten das Glück, sich zum ersten 
Male dem Tische des Herrn zu nahen. Schon 
voriges Jahr hatten wir die erste heilige Kommunion 
von zwei Kindern einer weißen Familie, die sich 
jedoch nur vorübergehend hier aufhlelt. Diese fünf 
schwarzen Kinder sind die Erstlinge unserer Mission, 
die Hoffnung, die Zukunft unserer Christengemeinde. 
Die Frömmigkeit, die Freude dieser Erstkommuni- 
kanten entsprach ganz der Feier und der Sorgfalt
	        
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