des Kinyamwesi. Im Juni 1900 konnte er der
heimischen Missionsleitung voller Freude die erste
Grammatik des Kinyamwesi einsenden, der Bruder
Dahl das erste Lexikon beifügte. Von nun an
konnte die eigentliche Missionstätigkeit, das Ver-
kündigen des Evangeliums, mehr und mehr in den
Vordergrund treten Im Jahre 1900 wurden
zur Gründung einer zweiten Station zwei neue
Missionare ausgesandt. Im Jahre 1901, zog
eine Missioskarawane von Nordosten her dem Lande
Kiwere zu. Missionar Stern war der Führer, mit
ihm zwei junge Brüder Ein gesegnetes Land!
Das ist der Eindruck, der sie alle beherrscht. Kiwere
Am
17. Juni, dem Gründungstage von Herrnhut, wird
der erste Spatenstich zum Wohnhaus getan. Die
Station heißt fortan Kitunda.
Die Brüdermission hat damit einen großen
Schritt vorwärts getan. Sie hat gleich die Mitte
der Verbindungslinie zwischen dem Njassa und Urambo
besetzt, denn Kitunda liegt etwa gleich weit von
Urambo und von Utengula, der nördlichsten Njassa-
station entfernt. Dazu ist Kiwere der Knotenpunkt
der großen Karawanenwege von Osten nach Westen
und von Süden nach Norden Charakteristisch
für diese neue Mission der Brüdergemeinde im Innern
von Deutsch-Ostafrika ist der frische Drang nach vor-
wärts, nach Ausdehnung. Schon richten sich die
Blicke nach zwei neuen Punkten. Der eine ist Iploe,
die Hauptstadt des Landes Ugunda, in der Nähe
von Vikonge, auf den auch schon Stern auf der
ersten Reise aufmerksam machte. Der andere liegt
südlich von Kitunda, ist von dem Nijassa-Missionar
Th. Meyer erkundet und von seiten der Regierung
der Brüdergemeine schon zugesichert. Möge die Zeit
nicht sern sein, wo ein zusammenhängendes evange-
lisches Missionsgebiet von Urambo bis zum Niassa
reicht!
Missionar Clerk schrieb vor seinem Weggang von
Worawora und der Ubergabe der Außenstation an
die Norddeutsche Missionsgesellschaft eine Chronik
über seine langjährige Tätigkeit im Boemgebiet
(Togo), aus dem wir im folgenden einiges mit-
teilen. Am 5. Dezember 1896 hatten wir die
Freude, eine kleine Kapelle in Guamang einzuweihen,
wobei ich 17 Seelen taufen durfte. Der Evangelist in
Guamang erwies sich als ein Mann, der seinen
Heiland liebt und Verständnis für Seelsorge hat.
Die Arbeit ging erfreulich vorwärts, und schon im
Jahre 1899 durften wir in Guamang das erste ge-
meinsame Missionsfest seiern. Das war ein Freuden-
tag. Alle Boem-Christen kamen da zusammen. In
früheren Jahren, ehe ein Lehrer in Guamang ange-
stellt war, sagten die Leute dort oft, wenn man sie
zur Straßenpredigt rief: „Laßt uns hingehen und
ihn anhören. Es handelt sich ja nur ums Hören.
Ist er sertig mit der Predigt, so geht er ja wieder
fort.“ Nun durfte ich nicht nur die 60 Seelen
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starke Gemeinde von Guamang, sondern auch Scharen
von Christen aus andern Dörfern gemeinsam nicht
ein Heiden-, sondern Missionsfest seiern sehen! Das
ist vom Herrn geschehen und ist ein Wunder vor
unsern Augen. Im Januar 1902 erwarteten wir
Herrn Insvektor Schreiber von der Bremer Mission,
der auch Boem besuchen wollte. Er kam aber nur
bis Akpafo und kehrte gesundheitshalber zurück. Im
Laufe desselben Jahres fiel auch die Entscheidung
wegen der Abgabe unserer Arbeit in Deutsch-Togo
an die Norddeutsche Mission. Die Gründe dieser
Abtretung sind ja bekannt. So kam es, daß ich am
24. Januar 1903 der Bremer Mission in Ho
32 Anstaltsschüler und am 31. Januar in Amed-
zowe 13 Mittelschüler zu übergeben hatte, die bis
jetzt zum großen Teil in Worawora waren unter-
richtet worden. Die Gesamtzahl unserer Christen in
Boem betrug am Ende des Jahres 1902 auf fünf
Stationen 284, dazu kamen 37 Taufbewerber und
113 Schüler. Am 2. Juni d. Is. hatten wir
schließlich noch die Ehre, den Herrn Gouverneur in
Worawora zu empfangen, der auf der Rückkehr von
einer großen Reise im Innern bei uns eintraf und
sich sehr befriedigt über die Stationsanlage und
unsern Missionsbetrieb aussprach.
Über erfreuliche Fortschritte der Mission in
Hairagabies in Deutsch-Südwestafrika hören wir
in der Missionszeitschrift „Kreuz und Schwert“ aus
einem Briefe des P. Malinowski:
Am 8. Dezember 1902 spendete ich 24 Er-
wachsenen und Kindern die heilige Taufe. Die Er-
wachsenen bereiteten sich durch gründliches Erlernen
des Katechismus eifrig dazu vor. Ein Täufling
gab uns den Trost, uns zu einem weit entfernten
Schwerkranken zu rufen, um ihn zu taufen; mehrere
von ihnen wohnen täglich der heiligen Messe bei.
Die Frauen sind dabei die ersten. Sie verdanken
diesen Eifer besonders der großen Aufopferung der
Schwestern, die mit ihrem religiösen Unterrichte be-
« Der Geburtstag Sr. Majestöt
des Deutschen Kaisers gab natürlich wieder Gelegen-
heit zu einem Rendezvous verschiedener deutscher
Ansiedler und zu kleinen Belustigungen der Einge-
borenen. Die Schulkinder führten ein heiteres
Theaterstückchen „Schule spielen“ auf; der Fortschritt
in der deutschen Sprache entsprach so ziemlich den
Erwartungen. Für den Tag der ersten hl. Kommunion
hatten wir das Fest des hl. Franz von Sales ge-
wählt. Ein weißer Junge und fünf eingeborene
schwarze Kinder hatten das Glück, sich zum ersten
Male dem Tische des Herrn zu nahen. Schon
voriges Jahr hatten wir die erste heilige Kommunion
von zwei Kindern einer weißen Familie, die sich
jedoch nur vorübergehend hier aufhlelt. Diese fünf
schwarzen Kinder sind die Erstlinge unserer Mission,
die Hoffnung, die Zukunft unserer Christengemeinde.
Die Frömmigkeit, die Freude dieser Erstkommuni-
kanten entsprach ganz der Feier und der Sorgfalt