Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Die dieslahrige Regenzeii. 
Aus Windhuk wird unter dem 21. Dezember 
v. Is. gemeldet: 
Die diesjährige Regenzeit hat sich in ihren An- 
fängen ganz besonders befriedigend angelassen. Be- 
sonders der Monat Dezember ließ bis jetzt nichts zu 
wünschen übrig. In Windhuk traf der erste in Be- 
tracht kommende Regen erst am 6. Dezember ein; 
bis zum 19. regnete es an zehn Tagen zusammen 
76,2 mm. Von erheblicher Bedeutung für die Vege- 
tation ist hierbei, daß die meisten Regen als Land- 
regen niederkamen und der Himmel auch an regen- 
freien Tagen gut bewölkt war, wodurch das schnelle 
Wiederaussaugen der Feuchtigkeit durch die heiße 
Sonne hintangehalten ist. Wenngleich noch keine 
genaueren Angaben der Meßergebnisse vorliegen, so 
hörte man doch, daß an manchen Plätzen berelts 
erheblich größere Mengen gefallen find als in 
Windhuk. 
Die Dämme auf den Farmen Voigtland, Hoff- 
nung, Haris, Clarathal und Hoffnungsfeld sind ge- 
füllt. Der Khanfluß ist mit reichen Wassermassen 
abgekommen, ein Beweis, daß es allenthalben im 
Lande reichlich geregnet hat. Auch der Swakopfluß, 
der im Vorjahre nach mehrjähriger Pause wieder 
einmal die See erreichte, ist schon jetzt wieder bis 
zu seiner Mündung abgekommen. Mit Sicherheit 
ist anzunehmen, und einzelne Nachrichten bestätigen 
dieses, daß auch im nördlichen und südlichen Teile 
befriedigende Regen niederkamen. Nach einer letzthin 
eingetroffenen heliographischen Nachricht hat es bis 
über Keetmanshoop hinaus gut geregnet- 
Wenn die Regenzeit so fortschreitet, wie sie be- 
gonnen, werden die in letzter Zeit sich recht fühlbar 
machenden mißlichen Wasser= und Weideverhältnisse 
erheblich besser werden. 
Rulturversuche der South West Africa Company. 
Nach einem Berichte des Vertreters der South 
West Africa Company im Schutzgebiete hat die 
genannte Gesellschaft in Otavifontein und Rietfontein 
Gemüsegärten angelegt, um für die billige und ge- 
sunde Verpflegung der Minenarbeiter rechtzeltig Vor- 
kehrungen zu treffen. Dabei hat sie nicht nur auf 
den Anbau von Gemüse und Kartoffeln sondern auch 
von Mais, Weizen und Tabak für Eingeborene 
Bedacht genommen. Der Garten in Otavifontein, 
welcher im Oktober 1901 eingerichtet und in Be- 
trieb gesetzt wurde, umsaßt heute etwa 8 ha. Der 
sumpfige und von den Kalkablagerungen der Quelle 
stark durchsetzte Boden bereitete anfänglich der Kul- 
tivierung erhebliche Schwierigkeiten, doch gelang es, 
durch andauernde und energische Bemühungen unter 
fortwährenden Ausgaben ihn für den Gemüsebau 
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empfänglich zu machen. Allerdings sind die bisher 
erzielten Erfolge noch nicht als dauernde anzusehen, 
zumal immer wieder ganze Aussaaten absterben, 
ohne daß es bisher gelungen wäre, die Ursa 
dieser Erscheinung zweifelsfrei festzustellen. Vermut- 
lich hängt dieselbe mit noch unbekannten Bestand- 
tellen des Bodens zusammen, es bleibt aber zu 
hoffen, daß die fortgesetzte Bearbeitung des Bodens 
allmählich über die vorhandenen Schwierigkeiten 
hinweghelfen wird. Bis jetzt hat der Garten so 
diel Erträge geliefert, daß das Gärtnerpersonal und 
einige Angestellte der Otavigesellschaft hin und wieder 
mit frischem Gemüse versorgt und auch Einnahmen 
durch Verkauf von Zwiebeln und Kartoffeln erzielt 
wurden. Ferner sind die eingeborenen Garten- 
arbeiter und die Strauße, welche von der Gesell- 
schaft zur Zucht in Otavifontein gehalten werden, 
mit dem im Garten gewonnenen Mats ernährt worden. 
Die Zukunft des Gartens liegt im Maisbau, da 
diese Frucht als Nahrungsmittel von den Einge- 
borenen dem Reis vorgezogen wird. Für Aus- 
dehnung der Maiskultur spricht auch der Umstand, 
daß der Reis selbst bei Berechnung der billigsten 
Frachtsätze noch immer zwei= bis dreimal teurer sein 
würde, wie der selbst gewonnene Mais. Allerdings 
darf dabei nie vergessen werden, daß die große 
Trockenheit und der unregelmäßige Regenfall im 
Schutzgebiete immer ein Hindernis bilden werden, 
auf dem Gebiete des Gemüsebaues an allen Plätzen 
gleichmäßige Erfolge zu zeitigen. 
Auf den Garten in Rietfontein treffen die vor- 
stehenden Bemerkungen mit dem Unterschied zu, daß 
der dortige schon von Natur reichere Boden für den 
Gemüsebau durch Ansiedler bereits teilweise vor- 
bereitet und daher auch fruchtbarer ist. 
Der Garten wurde im Oktober 1902 in Betrieb 
genommen und umfaßt zur Zeit etwa fünf Hektar. 
In ihm ist hauptsächlich und zwar mit großem 
Erfolge Weizen angebaut worden; aber auch der 
Gemüsebau ist derartig ertragreich gewesen, daß für 
die Welterentwicklung des Gartens die besten Aus- 
sichten vorhanden sind. Ferner haben auch die in 
Otavifontein und Rietfontein mit Wein= und Feigen- 
anpflanzungen angestellten Versuche gute Erfolge 
gehabt. 
Die vorbesprochenen Anlagen haben der Gesell- 
schaft gleichzeitig Gelegenheit geboten, in Otavifontein 
und Rietfontein eine Hühnerzucht einzurichten. In 
Otavifontein und Rietfontein find für die Gärten je 
ein weißer Gärtner und je fünf eingeborene Arbeiter 
angestellt. Der Gärtner in Otavi bezieht ein Gehalt 
von 150 Mk. monatlich und der in Rietfontein von 
175 Mk., beibe mit freier Verpflegung. Die Ein- 
geborenen erhalten 5 bis 10 Mk. monatlichen Lohn 
und freie Verpflegung. Ferner wurden Ochsen zum 
Pflügen, Wagen und Karren zum Transport der 
Produkte, Ackergeräte, Dreschmaschinen und Reinigungs- 
maschinen beschafft. Die Aufstellung einer größeren
	        
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