Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Die höchste dieser Granitgruppen, der Akoge-mfem, ist 
etwa 100 m hoch und bietet einen außerordentlich 
weiten Rundblick in durchaus gebirgige Londschaft nach 
allen Seiten hin. Ich habe davon eine eingehende 
Rundpeilung angefertigt, die über die Figuration 
der mehrerwähnten Wasserschelden einigen Aufschluß 
geben wlrd. .. . 
Die zur Erholung sowohl, wie zur Anfertigung 
dieser Rundpellung, wie zur Rücksendung der von 
der Verwaltung in Ssanga-Ngoko genommenen 
Begleitdetachements, wie zur Herstellung eines ge- 
schlagenen Weges von Esonjan nach Ndik notwen- 
dige Ruhepause erstreckte sich bis zum 8. Juli. Die 
Verpflegung hat in dieser langen Zeit, trotz der 
immer noch verhältnismäßig dünnen Bevölkerung 
kaum Schwierigkeiten bereitet und gestaltete sich das 
Verhältnis zu den Eingeborenen durchaus freund- 
schaftlich. Der erwähnte Wegebau weiter voraus 
bis nach Ndik hin geschah fast ohne jeden Druck 
melnerseits bis auf ganz kleine unbewohnte Grenz- 
zonen zwischen den einzelnen Unterstämmen, in durch- 
aus sachgemäßer Weise. Uber die zahlreichen Zu- 
flüsse des Ajene und weiterhin des Kom waren nach 
Anleitung der über das ganze Land zerstreuten far- 
bigen Händler und Faktorenräger (meist Ngumba, 
Jaunde und Bane) fast überall passable Brücken 
hergestellt, kurzum, der Weg vom Akoge-mfem über 
Rdik nach Ngulemakong, Lolodorf bis Bipindi wird 
großenteils einem Reiter kaum mehr Schwierigkeiten 
bereiten. 
Die vorher erwähnten Begleitkommandos von 
Gonakwil und Jukaduma wurden unter Führung 
des sehr zuverlässigen farbigen Leiters letzterer Sta- 
tion, des Sergeanten Molly, zunächst nach Matuli 
zurück dirigiert, hatten die in den Dörfern zer- 
streuten Kranken zu sammeln und in Matuli zum 
weiteren Rückmarsch durch die toten Zonen des 
Oftens die dazu zurückgelassene eiserne Ration zu neh- 
men. Ab Matult hatte der eine Teil Befehl, über 
den Dongo nach Gonakwil zurückzukehren, während 
Molly, um auch im Nijemlande einmal wieder Sol- 
daten zu zeigen, über die vorher benachrichtigte neue 
Faktorei Kul am Dia nach Ngato und Kunabembe 
seinen Rückmarsch nehmen sollte. 
Aus dieser Ruheperiode am Akogemiem wäre 
noch zu bemerken, daß, um dem überall hier vorge- 
sundenen Gummiraubbau zu steuern, den Eingebore- 
nen bezügliche Instruktionen ausgiebig zuteil wur- 
den. Sehr auffällig war, daß in der gesamten 
zurückgelegten Strecke sowohl, wie bis nach dem 
Noik hin Vieh außerordentlich wenig vorhanden war, 
und die Fleischverpflegung deshalb sich recht schwierig 
gestaltete. Die üblichen, hier besonders massenhaften 
Besuche aller möglichen, oft weit entfernten Unter- 
stammhäuptlmge bedürfen wohl kaum einer Erwäh- 
nung. Ich möchte auch an dieser Stelle nochmals 
betonen, daß die vorerwähnte Rundpeilung auch 
hier wieder weithin ein Identifizieren der Crampel- 
schen Route erlaubte, sehr im Gegensatz zu der 
160 
  
weiter westwärts berührten, sicher an sich sehr rich- 
tigen Aufnahme Fourneaus, bei der gerade so wie 
bei seinem Wege von Ngoko durch Bangandu zum 
Ssanga keiner der angeführten Namen sich mehr 
feststellen ließ. 
Am 8. Juli trat die nun sehr verringerte Ex- 
pedition, die noch höchstens 10 Mann an zuver- 
lässigen Leuten zählte, den Vormarsch nach Westen 
an. Bereits nach wenigen Stunden wurde, dicht 
am Ubergang über den Mire, einen Nebenfluß des 
Ajene, die Route des Stabsarztes Hoesemann in der 
Esanjan-Landschaft Bisong gekrenzt. Ich hatte nach 
längerer Uberlegung es für das Richtigste gehalken, 
den Weitermarsch nicht mehr rein westlich zu richten, 
sondern, das noch ganz unbekannte Terrain zwischen 
der Route des Stabsarztes Hoesemann und meiner 
Nordwestexpedition 1901 durchquerend, zunächst die 
Ausdehnung der Handelsbeziehungen des immer 
noch geographisch unbekannten Ndi# kennen zu lernen 
und in Ngulemakong die Itinerare Hoesemanns und 
der Kunabembe= Fang-Expedition 1903 an meine 
1900 veröffentlichte Vier-Blatt-Karte des Bezirkes 
Lolodorf in Anschluß zu bringen. 
Durch das Gebiet des großen Esamanstammes 
Jemakak, durch die Bulestämme Jemedjid, Ngue, 
Jemwök, Jengab wurde am 16. Juli die Ngue- 
Landschaft Ndik erreicht. Das Terrain war im all- 
gemeinen flach, dicht besiedelt und wurde erst von 
der Bulegrenze ab bergiger. . 
Die erste Hälfte dieses Expeditionsabschnittes 
führte über den Kom und eine Reihe seiner Quell- 
flüßchen. Die angeführten kleinen Bulestämme jedoch 
gehören in bereits recht bergigem Terrain (bis zu 
rel. 600 m) dem Flußsystem des Mbua an. Der 
Weg war überall, wie bereits erwähnt, in sehr 
gutem Zustande, und sprach bei diesem Umstande 
zweifellos bereits der Einfluß der Station Ebolwoa 
mit, die dicht südwestlich Ndik vor einiger Zeit 
einmal einen kleinen Strafzug unternommen hat. 
Im übrigen kann ich über das Entgegenkommen der 
Bevölkerung der Expedition gegenüber nicht klagen. 
Unterkunft und Verpflegung regelten sich überraschend 
schnell. Von weit her kamen die Einwohner, um 
dem ersten europässchen Regierungsvertreter Ge- 
schenke usw. zu bringen. Bezüglich des Handels 
scheinen mir diese Gegenden allerdings, wenigstens 
in der Nähe der großen Wege, bereits ziemlich aus- 
gebeutet. Die Gummiproduktion ist verhältnismäßig 
gering, und ist das Produkt, infolge der scharfen 
Konkurrenz, auch in Anbetracht der hohen Trans- 
portkosten von hier zur Küste bereits recht teuer. 
Elfenbein ist wie überall auch hier in schneller Ab- 
nahme begriffen, wie denn in diesen bevölkerten 
Distrikten die Elefantenspuren immer seltener werden. 
Erwähnen möchte ich bei der kurzen Charakteristik der 
Handelsverhältnisse, daß mir der sehr weiten Ent- 
fernungen halber, aus denen die Produkte für Ndik 
berelts aufgekauft werden müssen, die zunächst wichtige 
Frage für das Weiterbestehen dieses Handels, nämlich
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.