Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Farmen liegenden gefällten Baumstämme ebenso kurz, 
wie beschwerlich. 
Der Häuptling Abossong von Njang brachte viel 
Lebensmittel herbei, so daß wir am 13. September 
gestärkt den Marsch nach Bitéku antreten konnten. 
Bis 7 Uhr 52 Min. marschlerten wir durch 
Njangfarmen, dann beginnt der Urwald. Bald 
darauf sahen wir zu unserer Linken den Mone, 
einen bedeutenden Nebenfluß des Munaga. Mit 
geringen Unterbrechungen begleitete uns dieser Fluß 
in Seh= oder wenigstens Hörweite bis nach Bitséku. 
Der Mone fließt in der allgemeinen Richtung von 
Südosten nach Nordwesten, ungefähr parallel mit 
dem Croß, und soll bei einem Dorf Awote (nord- 
östlich von Badje) in den Munaga münden. Der 
Mone ist zweifellos der größte Nebenfluß des 
Munaga. 
Um 10 Uhr 5 Min. mußte wenigstens teilweise 
der 25 m breite Obo (Nebenfluß des Mone) über- 
schritten werden, was einen Aufenthalt von einer 
Stunde verursachte; dann ging es auf sehr un- 
ebenem Gelände, das fortgesetzt durch Zuflüsse des 
Mone unterbrochen wird, und miserablen Wegen 
bis 4 Uhr 12 Min. weiter. Hier begannen die 
Bitskufarmen, und um ½5 Uhr hatten wir das 
Hauptdorf erreicht, nachdem wir zwischendurch noch 
durch einen wolkenbruchartigen Regen völlig durch- 
näßt worden waren. 
Wir hatten heute 47 Wasserläufe passiert; eine 
Entschädigung für die bedeutenden Anstrengungen 
bot uns der prachtvolle Wasserfall des Mbiele-Elo, 
welcher sich aus einer Höhe von 100 m kaskaden- 
förmig beinahe unmittelbar in den Mone ergleßt, 
außerdem die Ausblicke auf den Mone selbst, welcher 
bald ruhig und lautlos in ansehnlicher Breite dahin- 
fließt, bald sein Bett verengt und in Fällen und 
Strudeln seine Wassermassen mit lautem Getöse 
über die Felsen rollt. 
In Biteku blieb ich bis zum 16. September, 
um mich eingehend über die dortige Bevölkerung, 
die Nachbarlandschaften, den Handel usw. zu in- 
formieren. Bitéku ist eine sehr gut bevölkerte 
Landschaft; um das große Hauptdorf (Häuptling 
Obie), welches unmittelbor am Mone, umgeben von 
einem Kranze etwa 200 m hoher bewaldeter Hügel, 
liegt, gruppieren sich in nächster Nähe vier größere 
Dörfer; auf dem Weg nach Tschinta passierten wir 
neun Farmdörfer, zahlreiche andere Niederlassungen 
sollen zerstreut in den Farmen liegen, endlich ge- 
hören die Bakumbadörfer (eine Tagereise östlich von 
Obies Dorf) auch zur Landschaft Bitéku. 
Der Oberhäuptling von ganz Buêku ist der 
sehr alte und kranke Tambedschu, der sich jedoch 
nicht blicken ließ. 
In Obles Dorf traf ich Händler aus Kindem, 
Toko, Mbakum, Mamfé, sogar aus Dakbe, jenseits 
des Munaga, um Vieh und Gummi zu kaufen; es 
spricht dies wohl für die bereits früher von mir 
erwähnte Bedeutung Bit6kus als Handelsplatz. Be- 
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sonders die Banjangs holen sich ihren Hauptbedarf 
an Gummi und Vieh von dorther. Sie können hier 
sehr billig kaufen, da sie die Bitskuleute von dem 
direkten Verkehr mit Faktorelen bis jetzt abhielten. 
Der Haupthandelsartikel ist in Biléku das Vieh: 
Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine; hlerfür werden 
Gewehre und Pulver gekauft. Der Gummi kam 
bisher erst in zweiter Linie, da die dortigen Ein- 
geborenen unglaublich wenig Bedürfnisse haben und 
sich mit dem Verkauf von ein paar Stückchen 
Würfelgummi zur Anschaffung von Zeug und Salz 
begnügen. Es ist dies jedoch gerade ausgezeichneter 
Gummi, der kürzlich mit 6 Mk. pro Kilo auf dem 
heimischen Markt bewertet wurde. Tabak bauen 
die Leute selbst; die zahlreichen Raphiapalmen 
liefern ihnen den Palmenwein; als Bekleidung 
genügt ihnen ein Viertel Faden Zeug, Perlen sind 
ein unbekannter Luxus. Es erklärt sich somit die 
mangelhafte Gummiproduktlon. 
Herr Willhöfft ließ sofort durch einen mitge- 
nommenen schwarzen Togohändler mit dem Bau 
einer Faktorei beginnen, und es ist zu hoffen, daß 
die Eingeborenen nunmehr durch Gewöhnung an 
gesteigerte Bedürfnisse mehr Gummt produzieren, 
welcher in den zahlreichen Urwäldern notorisch vor- 
handen ist. 
Noch einige ethnographische Bemerkungen über 
die Bitskus. Das Hauptdorf ist nach Art der 
Banjangdörfer gebaut. Die Häuser liegen zu beiden 
Seiten einer breiten Straße und endigen in dem 
Häuptlingsgehöft, welches wiederum in zwei ab- 
geschlossene Vierecke, die Weiberhäuser und die 
eigentliche Häuptlingswohnung mit dem Palaver- 
haus, zerfällt. 
Die Häuser aus Lehm mit Mattendach weisen 
hier und da grobe Farbenverzierungen auf. Die 
Sprache der Bitekus ist Anjang, doch wird viel 
Banjang und Keaka gesprochen. Der Sprachstamm 
der Anjang umfaßt also folgende Völkerschaften von 
West nach Ost: Assam, Badje, Njang, Biteku, Ba- 
kumba, dann geht er in den Banjangstamm über. 
Beide Sprachen haben viel Ahnlichkelt; Anjang, 
langsam gesprochen, wird von den Banjang ver- 
standen. 
Die Verpflegung in Bitéku war für unsere 
etwa 100 Leute an den drei Tagen sehr reichlich, 
ein großes Rind, Schafe, Schweine und eine Menge 
Feldfrüchte. 
O#l und Kokospalmen trifft man nur wenige 
an, dagegen viele Raphiapalmen. Große Sorgfalt 
wenden die Eingeborenen dem Tabaksbau zu. 
Am 16. September hatten wir noch eine Stunde 
den Mone zur Linken; um 9 Uhr 20 Min. er- 
reichten wir die Grenze von Bitéku, um 10 Uhr 
die Höhe (280 m) und damit die Wasserscheide 
zwischen Munaga und Croß (Mone und Maso). 
Der Masofluß begleitete uns nunmehr ebenso wie 
am 13. der Mone bis zu unserem Eintreffen in 
dem nächsten Dorf. Achtmal mußten wir den Maso
	        
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