Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

gegen die Impfung mit glycerinierter Galle, die 
auch von dem ersten Tierarzt der Kapkolonie, Dr. 
Hutchcon, verworfen, dagegen von dem der Natal- 
kolonie warm befürwortet wurde, wie auch gegen 
die Bluttheorie, die reine ebenso wie die gemischte, 
aus. Die Einimpfung von Blut zöge nur zu oft 
den Ausbruch anderer Krankheiten nach sich. Er sei 
bel seinem ersten Besuch Südafrikas hierüber nicht 
sicher gewesen, aber spätere Versuche hätten dies 
über allem Zweifel sicher dargetan. Es sollte des- 
wegen in erster Linie reines Serum allein und erst 
in zwelter Linie, wenn Serum nicht erhältlich wäre, 
unvermischte Galle angewandt werden. Nach Angabe 
des Direktors des Laboratoriums in Pretoria ist 
Serum in Transvaal stets mit durchschlagendem 
Erfolge angewandt worden, während Gallenimpfung 
sast immer neue Ausbrüche von Rinderpest zur Folge 
hatte, wohingegen man in der Oranjefluß-Kolonle 
mit reiner Gallenimpfung sehr gute Erfahrungen 
gemacht haben will. Es herrschte ferner Einstimmig- 
keit darüber, daß zur erfolgreichen Serumimpfung 
mindestens 100 cem notwendig seien. Die Angaben 
über die Kosten der Herstellung dieser Menge Serum 
schwankten zwischen 5 bis 15 Schilling. 
Geheimrat Koch regte noch zwei Gegenstände an, 
nämlich die Entschädigung Eingeborener für Verluste 
beim Impfen, da nur dadurch eine Garantie dafür 
gegeben würde, daß sie Ausbrüche von Rinderpest 
nicht verheimlichten, und die Errichtung einer Zentral- 
erumbereitungsstation für alle auf der Konferenz 
vertretenen Staaten. Beide Vorschläge wurden indes 
zur Zeit nicht für so dringlich gehalten, daß man sie 
den Regierungen empfehlen zu sollen glaubte. Gegen 
ie erstere Anregung wurde namentlich eingewandt, 
daß die Durchführung sehr große Kosten verursachen 
würde; ich wies bezüglich Südwestafrikos darauf hin, 
daß es untunlich sei, die Eingeborenen zu entschädigen, 
während man die Weißen leer ausgehen ließe. Des 
welteren erklärte Geheimrat Koch es für sehr wesent- 
ch, daß festgestellt würde, wodurch die Neuausbrüche 
er Rinderpest hervorgerufen seien. 
U Die vorgeschlagenen und angenommenen Reso- 
utionen, welche Empfehlungen an die betreffenden 
ere darstellen sollen, lauteten etwa folgen- 
aßen: 
P 1. „Die zur Zeit herrschenden Zustände sind be- 
wunders günstig für die unmittelbare Annahme ge- 
deinsamer Maßnahmen zur gänzlichen Ausrottung 
er Rinderpest in Südafrika. 
ist 2 „Das beste Mittel zur Erreichung dieses Zweckes 
1th ie Unterdrückung von Rinderpestausbrüchen durch 
selchlchen Serumgebrauch, falls erhältlich. Andern- 
män u#t die Impfung mit reiner Galle unter fach- 
miinsscher Aufsicht jeder anderen Methode vor- 
3. „Im Interesse von Südafrika im all 
gemeinen 
giütn soise Kolonien, die eine Serumreserve haben, 
eten, solchen Kolonien auszuhelfen, die nicht 
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ausreichend damit versehen sind und desselben zur 
Unterdrückung der gegenwärtigen Ausbrüche bedürfen.“ 
4. „Alle Regierungen, vertreten auf dieser Kon- 
ferenz, verpflichten sich gegenseitig, einander von jedem 
Ausbruch von Rinderpest in ihren Ländern — selbst 
bei vereinzelten Fällen — in Kenntnis zu setzen.“ 
5. „Die Konferenz ist der Meinung, daß einer 
der wichtigsten Punkte, um die Ausbreitung der 
Rinderpest oder irgend einer anderen ansteckenden 
Krankheit zu verhindern, eine unmittelbare und rich- 
tige Diagnose ist und daß, um dies zu errelchen, 
jede Kolonie oder jedes Protektorat einen genügenden 
Stab ausgebildeter Tierärzte haben sollte.“ 
6. „Nicht weniger als drel Monate, nachdem der 
letzte Rinderpestfall in einem Lande erloschen ist, 
kann dies Land als rein betrachtet werden, und es 
dürfen von jenem Termin an alle Verkehrsbeschrän- 
kungen aufgehoben werden, es können aber schon vor 
diesem Zeitpunkt besondere Abmachungen zwischen 
zwei oder mehreren Regierungen getroffen werden 
mit Bezug auf die Ausfuhr von Rindvieh, voraus- 
gesetzt, daß hinreichende Vorkehrungen getroffen 
werden können, daß keine Gefahr für die Einschleppung 
der Krankheit besteht.“ 
Es folgte sodann ein längerer Vortrag des Ge- 
heimrats Professor Koch über afrikanisches Küsten- 
fieber, das er für eine in Südafrika bisher unbe- 
kannte Krankheit erklärte, und welches weder Rinderpest 
noch Texasfieber sei. Die Sterblichkeit dieser von 
Belra eingeschleppten Krankheit sel enorm und höher, 
als bei jeder anderen Seuche, aber Tiere, die dieselbe 
überständen, seien gänzlich immun. Das Gefährliche 
sel aber, daß genesene und perfönlich immune Tiere 
die Parasiten behielten und daß Zecken, welche an 
ihnen hafteten, nicht immune Rinder zu infizieren 
vermöchten, wie dies auch beim Texasfieber der Fall 
sel. Nachdem er sich des näheren über seine Ver- 
suche verbreitet hatte, gab er der Meinung Ausdruck, 
daß das Küstenfieber sich über ganz Südafrika aus- 
dehnen würde, wenn es nicht gelänge, demselben 
durch Impfung Einhalt zu tun. Quarantänemaß- 
regeln hielt er indes für unpraktisch. Durch dieselben 
würde man die Seuche allerdings kurze Zeit zurück- 
halten, aber nur unter Aufwendung bedeutender 
Kosten, und schließlich würde dieselbe doch kommen; 
allerdings würde sich dieselbe nur langsam, aber um 
so sicherer verbreiten. Er empfahl daher selne Impf- 
methode; die Immunität begänne nach den bisher 
allerdings nicht abgeschlossenen Versuchen sechs bis 
acht Wochen nach der ersten Impfung. Verschiedene 
Mitglieder der Konferenz sprachen sich dagegen für 
Absperrung und für Einzäunen der Farmen aus. 
Die Diskussion endete sodann in der Annahme der 
folgenden Resolutionen: 
7. „Die Konferenz ist der Meinung, daß das 
Einzäunen der Farmen eine der besten Methoden ist, 
um die Ausbreitung ansteckender Seuchen zu ver- 
hindern und daß allen Regierungen zu empfehlen
	        
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