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Nachrichten aus den deulschen Schuhgebieten.
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.)
Deutsch-Pltafrika.
Deutsche Agavengesellschaft.
Aus dem Geschäftsberichte für das Jahr 1903
entnehmen wir nachstehendes:
Auf der Pflanzung Buschirihof ist im Geschäfts-
jahre der Bestand an Agaven von 592 000 auf
1 030 000 gebracht worden. Die Pflanzen ent-
wickeln sich ausgezeichnet. Im Jahre 1904 hofft
man die Pflanzung mit 1 500 000 Pflanzen ab-
schließen zu können.
Die im vorigen Jahresbericht erwähnte Fabrik-
anlage wurde fertiggestellt. Sie besteht zunächst in
einer 30 pferdigen Lokomobile, vier Doppel-
entfaserungsmaschinen, drei Bürstenmaschinen, zwei
Pressen, elner Wasserreinigungsanlage, Kreissäge usw.
Mitte Oktober wurde dieselbe eröffnet. Da zunächst
nur wenige schnittreife Blätter vorhanden waren,
war Zeit, den maschinellen Betrieb langsam einzu-
spielen und die Arbeiter anzulernen, so daß Ende
Dezember die ersten 76 Ballen = etwa 275 Zentner
Hanf nach Hamburg verschifft werden konnten. Die
Sendung wurde ausgezelchnet beurteilt; nach Ansicht
der Makler dürfte es nicht möglich sein, Sisalhanf
in besserer und schönerer Qualität zu beschaffen.
Diese Partie wurde mit 760 Mk. die Tonne
= 20 Zentner verkauft; ein vorzügliches Resultat,
da der Preis nur 10 Mk. pro Tonne geringer als
Manilahanf ist. Inzwischen sind weltere 120 Ballen
= cetwa 400 Zentner verschifft worden. Heute
werden bereits durchschnittlich drei bis vier Ballen zu
je 350 Pfund täglich produziert.
Um uns von der schwierigen Beförderung durch
Dhaus von unserer Plantage bis zum Verschiffungs-
hafen unabhängig zu machen, erwarben wir den ge-
deckten Schoner „Nita“, der für die erste Zeit die
Transporte ausführen kann.
Es wird beabsichtigt, eine zweite Fabrikanlage
auf der Pflanzung zu schaffen und dort die auf
Mukatan bewährteste Maschine aufzustellen, um die
in den nächsten Jahren zu erwartende größere
Blättermenge bearbeiten zu können. Da zugleich
das Feldeisenbahnnetz um 10 bis 15 km erweitert
werden soll, stehen wir vor einer neuen Ausgabe
von etwa 75 000 Mk. k
Diese Ausgaben dürften sich in kurzem bezahlt
machen, wenn die Hanfpreise auf dem Weltmarkt in
den nächsten Jahren keine wesentliche Abschwächung
erfahren, wie dies nach Ansicht von Sachverständigen
zu erwarten steht.
" Auszug aus dem Geschäftsbericht der Deutsch--Ostafri-
kanischen Gesellschaft zu Berlin über das 1905.
I. Handelsbetrieb.
Die Entwicklung unseres Unternehmens ist im
Berichtsjahr im allgemelnen befriedigend fort-
geschritten, wiewohl die wirtschaftlichen Verhältnisse
in Deutsch-Ostafrika leider noch immer keine Wen-
dung zum besseren zeigen. Dabel ist die Konkurrenz
eine immer stärkere geworden. Es ist zu hoffen,
daß nun endlich in unserer Kolonie eine zweite
Bahn gebaut wird, und große Distrikte, die jetzt
fast brachliegen, dem Handel geöffnet werden,
unserem Unternehmen dadurch ein weiteres Feld für
seine Tätigkeit geboten wird. Dieses Daniederliegen
des Handels kann es manchen Schuldnern unmöglich
machen, ihren Verpflichtungen voll nachzukommen,
und so mußten wir auf Kontokorrentkonto einzelner
Faktoreien weitere Beträge zurückstellen, um vor Über-
raschungen in der Zukunft gesichert zu bleiben. Das
Gesamtbild zeigt trotzdem bei der Generalvertretung
Zanzibar und den Faktoreien Ostafrikas ein gegen
das Vorjahr besseres Resultat und schließt mit
56 1538 Mk. Gewinn ab. Die Abschlußzahlen von
Madagaskar geben insofern ein anderes Bild im
Vergleich zu den früheren Jahren, als den Faktoreien
in Majunga und Nossibé die Zinsen für ihre Debet-
salden belastet sind, die in der Berliner Rechnung
mit 94 432,95 Mk. auf Zinsenkonto verbucht sind.
Wir glauben, unsern sämtlichen kaufmännischen An-
stalten eine gesunde Situation beimessen zu können.
II. Pflanzungen.
Während wir mit der Entwicklung der Sisal-
pflanzungen auf Kikogwe und Muoa voll zufrieden
sein können, ist die Kaffeepflanzung Union fortgesetzt
Gegenstand unserer ernsten Sorge. Durch die un-
gewöhnliche Trockenheit im Jahre 1903 haben die
Bäume sichtlich gelitten. Die Ernte ist klein aus-
gefallen, so daß die Betriebslosten nicht gedeckt
werden konnten. Wir haben weitere Einschränkungen
in dem Etat dieser Pflanzung eintreten lassen, und
es muß sich bis 1905 zeigen, ob sich die Kaffee-
kultur in Ostafrika lohnen kann. Wir glauben, den
Wert dieser Pflanzung heute nicht über 700 000 Mk.
annehmen zu dürfen, und haben daher eine Summe
von 1 264 599,42 Mk. vom Abschreibungskonto für
diese Pflanzung verwandt. Mit Rücksicht auf die
ungünstige Entwicklung der Palmenkultur haben wir
auf Muca 469 637,45 Mk. abgeschrieben.
A. Kaffeepflanzung Union.
Zu Ende des Jahres 1902 befanden sich auf
Union zusammen rund 715 000, darunter 450 000
tragende Bäume. Die für Dezember 19038 ge-
lieferten Monatsausweise der Oberleltung ergaben