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nosoma vivax konnte ich dagegen bis jetzt noch
keine Differenzier ung nach Geschlechtern im
Tierblut feststellen.
Es. erkrankten nun Schafe an Infektion mit den
schlankeren Trypanosomen, nachdem sie eine Infektion
mit den plumperen Trypanosomen bereits überstanden.
Es ist diese Feststellung von der allergrößten
Bedeutung. Sie bedeutet nichts anderes, als
daß in einem Lande, in welchem zwei verschiedene
Trypanosomen vorkommen, gegen beide immunisiert
werden müßte, wenn praktische Resultate erzielt
werden sollen.
Es wurden folgende Methoden versucht, um das
Wesentliche hervorzuheben:
1. Impfung der gesunden Sauglämmer mit Blut
von chronisch kranken Tieren, nachdem diese Methode
mir bei der Tiermalaria der Rinder in Deutschland
ausgezeichnete Resultate ergeben. Sie scheint jeden-
falls sehr aussichtsvoll zu sein.
2. Impfung der Tiere, nachdem sie schon eine
natürliche Infektion überstanden, mit iufiziertem,
tsetsehaltigem Blute, um die Resistenz der bereits
einmal natürlich infiziert gewesenen Tiere zu stärken.
Es zeigte sich nämlich, wie schon erwähnt, daß auch
von der natürlichen Tsetseinfektion scheinbar ge-
nesene Tiere noch nachträglich bei interkurrenten
Schädlichkeiten an rezidivierender Tsetse eingehen
können.
8. Spätere Versuche mit Serum von Tieren,
die die natürliche Infektion überstanden hatten, Tieren
einzuspritzen, die
3 natürliche Infektion hatten,
b) künstlich infizlert wurden,
J) die der möglichen Infektionsgefahr erst aus-
gesetzt werden mußten.
Dasselbe war beabsichtigt bezüglich des Serums
von Tieren, die auf künstliche Impfung mit Tsetse-
blut nicht reaglerten, die also wahrscheinlich bereits
in der Jugend natürliche Tsetseinfektion erlangt und
dadurch weitgehende Immunität.
Die unter 3 erwähnten Versuche waren resul-
tatlos, konnten aber nur in so ungenügender Zahl
angestellt werden, daß ein abschließendes Urteil
unmöglich ist.
Im allgemeinen läßt sich sagen, daß man dem
Problem der Immunisierung gegen Tsetsekrankheit
den größten Dienst erweist durch strengste Kritik
gegen die eigenen Resultate. Von der geistvollen
von Koch angegebenen Methode Dr. Schillings, mit
durch Passagen durch den Körper von anderen
Tieren, Gänsen usw. abgeschwächten Tsetseparasiten
eine schwache, künstliche Infektion zu erzielen, mit
folgender Immunisierung gegen eine natürliche In-
fektion sah ich ab, um keine Zersplitterung der Arbeit
herbeizuführen, und da ja diese Methode von Herrn
Schilling selber weiter verfolgt wurde. «
C. Weitere praktische Resultate aus dem
Vorstehenden, welche ergeben, daß das
Problem der Viehversorgung in Kamerum
durchaus zu lösen ist.
1. An Schafen, Ziegen, Schweinen und Hühnern
könnte jeder Ort trotz Tierkrankheiten genügend für
den lokalen Bedarf produzieren bei Beseitigung der
Mißstände. cfr. unter B. 1 bis 5.
Es kann daher meine Forderung, daß jeder
weiße Angestellte bei den Firmen mindestens sieben-
mal wöchentlich frisches Fleisch (und Gemüse) statt
Präserven erhält, durchaus durchgeführt werden.
efr. den bezüglichen Antrag.
2. Das von mir besuchte Gebirgsland von Ba-
kossi, Ninong, Elong und mit Sicherheit auch wohl
das weitere Hinterland bis Fontem und weiter im
Inneren ist allein imstande, bei Beseitigung der
Mißstände, cfr. B. 3 bis 5, mindestens das Zwanzig-
fache der bisherigen Produktion an Vieh, besonders
an Rindern, zu erzeugen.
Es kann nicht nur der Bedarf ganz Kameruns
gedeckt werden, sondern auch eine Ausfuhr nach
anderen Teilen der Küste erfolgen. Strebsamen,
intelligenten deutschen Landwirten dürfte sich hier
später ein besonderer Erwerb eröffnen. Bedingung
ist vorherige, wenn irgend möglich friedliche Pazi-
fizierung des Landes, soweit es noch unbekannt ist,
und Errichtung einer Station in Ninong mit Stütz-
punkt in Nyanza.
3. Die Erbauung einer Bahn bis ins Gras-
land und weiter macht eine Immunisierung des aus
dem Innern kommenden Vilehes gegen Tsetse nicht
mehr absolut nötig, da das Vieh wie in Lagos in
kurzem von dem Produktionsgebtet in das Kon-
sumtionsgebiet gelangt. Außerst wünschenswert bleibt
natürlich eine wirksame künstliche Immmunisierung.
4. Bei Fehlen der Bahn ist das Vieh aus dem
Hinterlande längs der Gebirge von Adamaua direkt
bis in die Nähe von Mbule oder Ngab in Bakossi
zu treiben, dort einige Tage in tsetsefreier Gegend
zur Erholung zu lassen und dann in zwel Tagen
via Lum und NRNfun, wo Weideplätze und Unter-
stände zu errichten sind, nach Nyanga zu treiben.
Von dort per Boot nach Duala in 1 bis
1½ Tagen zu schaffen. Der Weg von Bakossi nach
Nyanga ist durch die Eingeborenen umgehend zu
relnigen. Der Dibombefluß von Nyanga bis Wuri
ebenfalls, wenn möglich, noch in dieser Trockenzeit.
Während der Flußfahrt Schutz der Rinder gegen
Stechfliegen durch Bestreichen mit Pfeffermünzöl
eventl. auch mit leinenen anknöpfbaren Zeugbezügen.
5. In Duala ist eine Schlachtstelle auf Pfählen
im Wurt zu errichten, desgleichen ein Unterstands-
raum für angetriebenes Vieh, dem mindestens ein
Ruhetag vor dem Schlachten zu gewähren ist.
6. Von Duala aus kann das angetriebene Vieh
bei passendem Dampferanschluß nach allen Küsten-
plätzen verladen werden.