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der späteren Anwendung des Serums deswegen
nicht wesentlich gröfser wird.
Diese Versuchsreihe, bei welcher ich auf
0,01 cem Virus herabging, gestaltete sich folgen-
dermalsen:
Virus Zwischenzeit Serum Resultat
1. 0,01 4 Tage 200 sehr leichter Anfall
2. 0,01 4 ?„ 20 v 7: ¾l
3. 0,01 4 200 ? v »
4. 0,01 4 » 100 kein „
5. 0,01 4 " 100 v »
6. 0,01 4 2 100 v v
7. 0,01 4 ? 100 „ 2
8. 0,01 4 » 50 v 2
9. 0,01 4 „ 50 mittelschw. 2
Zu dieser Reihe gehören dann noch die
folgenden beiden Tiere mit tödlichem Anfall.
Virus Zwischenzeit Serum KResultat
10. 0,01 4 Tage 200 tödlich. Anfall
11. 0,01 4 „ 100 2
Um zunächst über diese beiden letzten Fälle
Aufklärung zu geben, sei bemerkt, dals Nr. 10
nicht das gleiche Virus erhalten hat wie alle
übrigen Tiere, sondern ein anderes, hergestellt
aus dem Blute eines Pferdes, welches durch
sogenanntes Passagevirus inflziert wurde, d. h.
durch ein Virus, das sukzessive mehrmals auf
Pferde verimpft und dadurch wahrscheinlich zu
einer grölseren Virulenz herangezüchtet war.
Ob diese Erklärung richtig ist, mülste durch
weitere Versuche mit Passagevirus geprüft
werden. Ich konnte für diesen Zweck keine
Tiere opfern und habe es deshalb vorgezogen,
dieses Virus nicht ferner zu gebrauchen. Auf
jeden Fall lehrt dieser Versuch, dals das Horse-
sickness-Blut verschiedene Grade von Virulenz
haben kann, und dals man deswegen, wie be-
reits früher angeraten ist, sich einen grofsen
Vorrat von einem bestimmten Virus halten soll,
dessen Eigenschaft man genau prüfen muss,
bevor man es in der Praxis verwendet.
Bei dem Pferd Nr. 11 ist insofern von dem
sonst üblichen Verfahren abgewichen, als das
Virus und das Serum auf verschiedenen Seiten
des Halses injiziert wurden, während die übrigen
Tiere beide Injektionen atets an derselben Hals-
seite erhielten. Nur diesem Umstande möchte
ich es zuschreiben, dals das Serum nicht zur
vollen Wirkung kam. Dals es nicht ganz wir-
kungslos geblieben war, liels sich daran er-
kennen, dals der Krankheitsverlauf ein sehr
Protrahierter war und ganz den Anschein er-
weckte, als ob das Pferd die Krankheit über-
stehen würde.
Daraus, dals Nr. 11 trotz Serumwirkung
einen tödlichen Anfall, Nr. 9 einen mittelschweren
und Nr. 1, 2, 3 leichte Anfälle hatten, geht zur
Genüge hervor, dals die Dosis von 0,01 cem des
von uns benutzten Virus für hochempfindliche
Pferde ausreichend ist, um eine tödliche Infektion
zu bewirken. Höchst wahrscheinlich liegt die
einfach tödliche Dosis noch erheblich tiefer, und
man würde bei sehr empfindlichen oder sehr
wertvollen Tieren als Anfangsdosis für die Immu-
nisierung eine geringere, vielleicht 0,005 cem
oder 0,002 cem, zu nehmen haben. Auch durch
Verkürzung des Intervalls von vier Tagen auf
drei Tage kann die Gefahr verringert werden.
Aber vorläuflig scheint mir die in der letzten Ver-
suchsreihe benutzte Kombination von 0,01 ccm
Virus und 100 cem Serum mit vier Tagen Zwischen-
raum eine sehr zweckmälsige zu sein, da sämt-
liche Pferde, und zwar hochempfindliche Tiere,
dieselbe gut vertragen haben, wenn die dabei
Zzu befolgenden Regeln genau eingehalten wurden.
Auch die Serumdosis von 100 ccm scheint die
gerade richtige zu sein, wie daraus hervorgeht,
dals von den beiden Tieren 8 und 9, welche
nur 50 cem erbielten, eins erkrankte, aber glück-
licherweise am Leben blieb. Vielleicht könnte
man in Zukunft mit Rücksicht auf Serum-
ersparnis versuchen, ob nicht 75 cem ausreichend
sind.
Es kam nun weiter darauf an, zu ermitteln,
ob die so behandelten Tiere auch einen ge-
wissen Grad von aktiver Immaunität erlangt
hatten, auf welchem man weiter bauen konnte.
Ich liels deswegen allen Tieren, welche
0,01 cem Virus überstanden hatten, die fünffache
Dosis Virus, also 0,05 ccm, und nach einer Pause
von vier Tagen nur die Hälfte Serum, nämlich
50 cem, injizieren. Um eine Kontrolle zu haben,
erhielt ein junges argentinisches Pferd, welches
bis dahin noch nicht behandelt war, dieselben
Dosen von Virus und Sernmm. Das Resultat
dieses Versuches war, dals von den vorbehan-
delten Tieren kein einziges irgendwelche Krank-
heitserscheinungen, nicht einmal vorübergehende
Temperatursteigerungen zeigte, während das
Kontrolltier innerhalb der gewöhnlichen Inku-
bationszeit schwer an Horse-sickness erkrankte
und starb.
Damit war bewiesen, dals die erste Virus-
Serumkombination den Tieren einen erheblichen
Grad von aktiver Immunität verlichen hatte.
Ein Rest von passiver Immunität konnte es aus
dem Grunde nicht sein, weil die zweite Injektion
von Virus zwölf Tage nach der Seruminjektion
gegeben wurde; also zu einer Zeit, wo die
Wirkung des Serums vorübergegangen war.
(Schlufs folgt.)
Nolsontal-Wirtschaftliches Romitee.
Aus dem Vorwort des demnächst erscheinenden
VIII. Jahresberichtes pro 1903/04 des Kolonial-
Wirtschaftlichen Komitees bringen wir nachstehendes
zur Kenntniß: