Madjengo. Der Marsch führte durch ein stark zer-
rissenes Gebirgsland und boten sich von den Bergen
sehr schöne Ausblicke in dos in jungem Grün pran-
gende Gebirge. Die Ortschaft Madjengo gehört zu
dem bei der Statlon sitzenden Jumben Mlolere; die
Eingeborenen sind entgegenkommend und dienstfertig,
sie haben die Scheu, welche sie noch vor einigen
Jahren bel der Ankunst von Europäern zeigten,
vollständig abgelegt. Der Anbau in den Tälern des
Gebirges besteht aus Mais und Mtama, doch sieht
mon hier auch schon die ersten Reisfelder. Am
folgenden Tage erreichte ich nach einem sehr be-
schwerlichen Marsche die Ortschaft Mafinji, bei wel-
cher das dem Sultan Kiwanga gehörige Land be-
ginnt. Maßinji liegt in den Bergen, kurz vor dem
Ubergang derselben in die zum Ulanga führende
große Ebene. Auf dem Marsche führte der Weg
häufig über steile Berge hinweg und an vielen in
den Tälern liegenden Ortschaften vorbei. Überall
hatten die Eingeborenen sich Mühe gegeben, dle
Straße, sowelt dieses mit ihren primitiven Muteln
möglich ist, gut passierbar zu machen. Eine mehrere
Stunden lange Stmecke war von den Leuten ganz
selbständig verlegt und neu angelegt worden, um
einen sehr steilen und schwer ersteigbaren Berg zu
vermeiden. Die Ortschaften vor Mafinji sind ledig-
lich von Wapogoro bewohnt, während im Sultanat
Kiwanga Wapogoro, Wabunga, Wadamba und
Wahehe durcheinander wohnen. Die herrschende Be-
völkerungsklasse sind die Wahehe; sämtliche Wasagira
des Kiwanga sind mit einer einzigen Ausnahme
Wahehe. Die Wasagira werden von dem Sultan
selbständig ernannt und untersteht ihnen eine Strecke
Landes, zu welcher melst mehrere Ortschaften gehören;
sie verwalten den ihnen zugewiesenen Bezirk nach
den Anordnungen des Sultans, dessen Einfluß als
recht bedeutend bezeichnet werden muß. Auf dem
weiteren Marsche in den folgenden Tagen konnte ich
mich von der recht guten Ordnung im Sutltanat
überzeugen; die Straße war überall mehrere Meter
breit ausgehauen, gut reingehalten und sämtliche
Bergbäche waren überbrückt. In allen an der Straße
liegenden Ortschaften waren große Rasthallen mit
dazu gehörigen Anlagen erbaut. Der Feldbau hat
gegen früher bedeutend zugenommen, und ist Reis
überall die vorherrschend angebaute Frucht.
In den folgenden Tagen folgte ich der großen
zu Kiwanga führenden Straße und passierte die
Ortschaften Itete, Mtimbira und Sofi und erreichte
am 24. November die Ortschaft Malinjl. Bei der
Ortschaft Miimbira befinden sich die einzigen bis
jetzt tragenden Kokosnußpalmen im hiesigen Bezirk,
welche vor Jahren vom Sultan Kiwanga dort an-
gepflanzt wurden.
Die Ortschaft Malinit lag bei meinem letzten
Besuche im Jahre 1901 noch auf dem rechten Ufer
des in den Ruhudje flleßenden Fulua, inzwischen
hat aber dieser Fluß selnen Lauf geändert, und leegt
die Ontschaft nunmehr am linken Flußufer. Die
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Eingeborenen dieser Ortschaft haben hauptsächlich viel
unter den Elefanten zu leiden, die fast jede Nacht
die dortigen Felder besuchen und vor allen Dingen
in den Zuckerrohr= und Bananenpflanzungen großen
Schaden anrichten. Von Malinji ist die Straße
gegen früher weiter südlich verlegt, weil die alte
Straße völlig von dem sich ein neues Bett grabenden
Fulua weggerissen wurde. Am nächsten Tage er-
reichte ich nach einem mehrstündigen Marsche den
Ruhudje, den größten Nebenfluß des Ulanga; an
der Übersetzstelle wird vom Sultan Klwanga ebenso
wie am Ngera eine mit großen Einbäumen besetzte
Fähre unterhalten. Das Ubersetzen ging glatt und
schnell vor sich, und brachte uns ein weiterer ein-
stündiger Marsch zur Ortschoft Mlambo. In dieser
Ortschaft traf ich drei Söhne des Kiwanga an, welche
dieser mir zur Begrüßung entgegengeschickt hatte. Bis
Malinji findet sich an der Straße lichter Miombo-
hochwald oder auch Buschwald, von dieser Ortschaft
führt der Weg jetzt durch die ganz freie oder nur
an einigen Stellen dürftig bewachsene Steppe des
Ulangastromsystems. Zur Regenzeit ist hier die
ganze Gegend unter Wasser gesetzt und zeitweise ein
Verkehr nur mit Einbäumen möglich. Karawanen,
welche zu dieser Zeit marschieren, müssen dann in
die weiler südlich liegenden Berge ausbiegen.
Ein vierstündiger Marsch brachte mich am fol-
genden Tage an die Ubersetzstelle des Ngera, bis
wohin der Sultan Kiwanga mir entgegengekommen
war. Vor einigen Jahren war hier die Gegend
noch völlig unbewohnt, auf Veranlassung des Kiwanga
haben sich jetzt hier zu beiden Seiten des Flusses
Leute angesiedelt, und ist so ein sauber angelegtes
großes Dorf entstanden. Nachdem die Karawane
übergesetzt war, bezog ich hier Lager, weil ich am
folgenden Tage die einige Stunden weiter strom-
aufwärts liegenden Ortschaften besuchen wollte. Die
Strecke von diesen Ortschaften bis zur Ubersetzstelle
war eine der wenigen Flußstrecken, die ich noch nicht
persönlich befahren und auf ihre Schiffbarkeit geprüft
hatte. Am 27. November brach ich mit nur wenigen
Trägern und einigen Askaris auf, marschierte nach
den etwa fünf Stunden stromaufwärts gelegenen
Ortschaften, übernachtete hier und fuhr am nächsten
Morgen mit den von Kiwanga nach dort gesandten
großen Einbäumen nach der Ubersetzstelle, wo ich
meine Karawane zurückgelassen hatte, zurück. Die
Fohrt auf dieser Strecke ging, trotzdem der Fluß zu
dieser Zeit wohl seinen niedrigsten Wasserstand im
Jahre erreicht haben dürfte, völlig glatt vonstatten.
Die Boote waren bis zur Grenze ihrer Tragfähigkeit
beladen, aber auch nicht elnmal wurde auf dieser
Fahrt der Grund berührt. Meiner Ansicht nach
liegen bei dem ganzen Flußlauf des Ulanga, abge-
sehen von einigen Stellen im Unterlaufe des Flusses,
wo sich noch einige zu beseitigende Felsen befinden,
die Verhältnisse bezüglich der Schiffbarkeit des Flusses
biel günstiger als wie bei dem Rufül auf der Strecke
von den Schugulifällen bis zur Küste.
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