Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Madjengo. Der Marsch führte durch ein stark zer- 
rissenes Gebirgsland und boten sich von den Bergen 
sehr schöne Ausblicke in dos in jungem Grün pran- 
gende Gebirge. Die Ortschaft Madjengo gehört zu 
dem bei der Statlon sitzenden Jumben Mlolere; die 
Eingeborenen sind entgegenkommend und dienstfertig, 
sie haben die Scheu, welche sie noch vor einigen 
Jahren bel der Ankunst von Europäern zeigten, 
vollständig abgelegt. Der Anbau in den Tälern des 
Gebirges besteht aus Mais und Mtama, doch sieht 
mon hier auch schon die ersten Reisfelder. Am 
folgenden Tage erreichte ich nach einem sehr be- 
schwerlichen Marsche die Ortschaft Mafinji, bei wel- 
cher das dem Sultan Kiwanga gehörige Land be- 
ginnt. Maßinji liegt in den Bergen, kurz vor dem 
Ubergang derselben in die zum Ulanga führende 
große Ebene. Auf dem Marsche führte der Weg 
häufig über steile Berge hinweg und an vielen in 
den Tälern liegenden Ortschaften vorbei. Überall 
hatten die Eingeborenen sich Mühe gegeben, dle 
Straße, sowelt dieses mit ihren primitiven Muteln 
möglich ist, gut passierbar zu machen. Eine mehrere 
Stunden lange Stmecke war von den Leuten ganz 
selbständig verlegt und neu angelegt worden, um 
einen sehr steilen und schwer ersteigbaren Berg zu 
vermeiden. Die Ortschaften vor Mafinji sind ledig- 
lich von Wapogoro bewohnt, während im Sultanat 
Kiwanga Wapogoro, Wabunga, Wadamba und 
Wahehe durcheinander wohnen. Die herrschende Be- 
völkerungsklasse sind die Wahehe; sämtliche Wasagira 
des Kiwanga sind mit einer einzigen Ausnahme 
Wahehe. Die Wasagira werden von dem Sultan 
selbständig ernannt und untersteht ihnen eine Strecke 
Landes, zu welcher melst mehrere Ortschaften gehören; 
sie verwalten den ihnen zugewiesenen Bezirk nach 
den Anordnungen des Sultans, dessen Einfluß als 
recht bedeutend bezeichnet werden muß. Auf dem 
weiteren Marsche in den folgenden Tagen konnte ich 
mich von der recht guten Ordnung im Sutltanat 
überzeugen; die Straße war überall mehrere Meter 
breit ausgehauen, gut reingehalten und sämtliche 
Bergbäche waren überbrückt. In allen an der Straße 
liegenden Ortschaften waren große Rasthallen mit 
dazu gehörigen Anlagen erbaut. Der Feldbau hat 
gegen früher bedeutend zugenommen, und ist Reis 
überall die vorherrschend angebaute Frucht. 
In den folgenden Tagen folgte ich der großen 
zu Kiwanga führenden Straße und passierte die 
Ortschaften Itete, Mtimbira und Sofi und erreichte 
am 24. November die Ortschaft Malinjl. Bei der 
Ortschaft Miimbira befinden sich die einzigen bis 
jetzt tragenden Kokosnußpalmen im hiesigen Bezirk, 
welche vor Jahren vom Sultan Kiwanga dort an- 
gepflanzt wurden. 
Die Ortschaft Malinit lag bei meinem letzten 
Besuche im Jahre 1901 noch auf dem rechten Ufer 
des in den Ruhudje flleßenden Fulua, inzwischen 
hat aber dieser Fluß selnen Lauf geändert, und leegt 
die Ontschaft nunmehr am linken Flußufer. Die 
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Eingeborenen dieser Ortschaft haben hauptsächlich viel 
unter den Elefanten zu leiden, die fast jede Nacht 
die dortigen Felder besuchen und vor allen Dingen 
in den Zuckerrohr= und Bananenpflanzungen großen 
Schaden anrichten. Von Malinji ist die Straße 
gegen früher weiter südlich verlegt, weil die alte 
Straße völlig von dem sich ein neues Bett grabenden 
Fulua weggerissen wurde. Am nächsten Tage er- 
reichte ich nach einem mehrstündigen Marsche den 
Ruhudje, den größten Nebenfluß des Ulanga; an 
der Übersetzstelle wird vom Sultan Klwanga ebenso 
wie am Ngera eine mit großen Einbäumen besetzte 
Fähre unterhalten. Das Ubersetzen ging glatt und 
schnell vor sich, und brachte uns ein weiterer ein- 
stündiger Marsch zur Ortschoft Mlambo. In dieser 
Ortschaft traf ich drei Söhne des Kiwanga an, welche 
dieser mir zur Begrüßung entgegengeschickt hatte. Bis 
Malinji findet sich an der Straße lichter Miombo- 
hochwald oder auch Buschwald, von dieser Ortschaft 
führt der Weg jetzt durch die ganz freie oder nur 
an einigen Stellen dürftig bewachsene Steppe des 
Ulangastromsystems. Zur Regenzeit ist hier die 
ganze Gegend unter Wasser gesetzt und zeitweise ein 
Verkehr nur mit Einbäumen möglich. Karawanen, 
welche zu dieser Zeit marschieren, müssen dann in 
die weiler südlich liegenden Berge ausbiegen. 
Ein vierstündiger Marsch brachte mich am fol- 
genden Tage an die Ubersetzstelle des Ngera, bis 
wohin der Sultan Kiwanga mir entgegengekommen 
war. Vor einigen Jahren war hier die Gegend 
noch völlig unbewohnt, auf Veranlassung des Kiwanga 
haben sich jetzt hier zu beiden Seiten des Flusses 
Leute angesiedelt, und ist so ein sauber angelegtes 
großes Dorf entstanden. Nachdem die Karawane 
übergesetzt war, bezog ich hier Lager, weil ich am 
folgenden Tage die einige Stunden weiter strom- 
aufwärts liegenden Ortschaften besuchen wollte. Die 
Strecke von diesen Ortschaften bis zur Ubersetzstelle 
war eine der wenigen Flußstrecken, die ich noch nicht 
persönlich befahren und auf ihre Schiffbarkeit geprüft 
hatte. Am 27. November brach ich mit nur wenigen 
Trägern und einigen Askaris auf, marschierte nach 
den etwa fünf Stunden stromaufwärts gelegenen 
Ortschaften, übernachtete hier und fuhr am nächsten 
Morgen mit den von Kiwanga nach dort gesandten 
großen Einbäumen nach der Ubersetzstelle, wo ich 
meine Karawane zurückgelassen hatte, zurück. Die 
Fohrt auf dieser Strecke ging, trotzdem der Fluß zu 
dieser Zeit wohl seinen niedrigsten Wasserstand im 
Jahre erreicht haben dürfte, völlig glatt vonstatten. 
Die Boote waren bis zur Grenze ihrer Tragfähigkeit 
beladen, aber auch nicht elnmal wurde auf dieser 
Fahrt der Grund berührt. Meiner Ansicht nach 
liegen bei dem ganzen Flußlauf des Ulanga, abge- 
sehen von einigen Stellen im Unterlaufe des Flusses, 
wo sich noch einige zu beseitigende Felsen befinden, 
die Verhältnisse bezüglich der Schiffbarkeit des Flusses 
biel günstiger als wie bei dem Rufül auf der Strecke 
von den Schugulifällen bis zur Küste. 
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