Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

der Weißen, der Bamum-Gesandtschaft und einigen 
Soldatenjungen nebst den Weibern der zur Ent- 
lassung in Duala bestimmten Soldaten, alles in 
allem gegen 150 Köpfe. Flußpferde wurden 2 bis 
3 km stromaufwärts am Nachmittag des 11. schon 
festgestellt, von welchen am folgenden Tage eines 
geschossen wurde. Mit Bangato frühzeitig in Ver- 
bindung zu treten, hielt ich im Interesse der fried- 
lichen Durchführung meines Auftrags für geboten, 
da anzunehmen war, daß eine von Bamum aus- 
gehende Expedition mit mißtraulschen Augen betrachtet 
werden würde und ein unerwarteter Einmarsch da- 
her leicht zu Feindseligkeiten führen konnte. Im 
Dezember 1902 hatte ich auf Welsung des Gouver- 
nements den Ausbruch elnes Krieges von Bamum 
gegen Bangato verhindert, kannte daher die bestehende 
Feindschaft seit langem. Eine Gesandtschaft ging 
mit dem Auftrage, über den friedlichen Charakter 
der Expedition aufzuklären und etwas Verpflegung 
mitzubringen, nach Bangato. Bedauerlicherweise 
blieb das Jagdergebnis ein negatives, da die Ber- 
gung der geschossenen Flußpferde nicht gelang. Da 
keine Kanus aufzutrelben waren, das hohe spezifische 
Gewicht der vorhandenen Baumarten einen Floßbau 
nicht zuließ, so wurde das Fehlen eines Faltbootes 
schwer empfunden. Bei den Versuchen, ein nahe 
am User angetriebenes, erlegtes Flußpferd zu bergen, 
ertrank am 14. Soldat Manna. Da es zunächst 
möglich erschien, daß der als vorzüglicher Schwimmer 
bekannte Mann sich auf eine der kleinen Inseln im 
Flusse gerettet haben könnte, wurden diesen und den 
folgenden Tag Nachforschungen angestellt, die leider 
ergebnislos blieben. Am 13. war mit geringer 
Verpflegung die Gesandtschaft von Bangato zurück- 
gekehrt, welches demnach nur einen Tagemarsch ent- 
fernt sein konnte. Wie erwartet, berichtete dieselbe, 
daß die Expedition ungern gesehen würde, daß aber 
trotzdem der Häuptling reichlich Nahrungsmittel 
senden wolle. Das Mitgebrachte in Verbindung 
mit dem, was aus meinen Vorräten entnommen 
wurde, genügte zur Unterhaltung der Expeditton, 
bis die Vorbereitungen zum Flußübergang beendigt 
waren. Ein am 11. angebrachter Pegel zeigte er- 
hebliche Schwankungen im Wasserstand, bei welchem 
Unterschiede bis 20 cm von einem Tage zum andern 
wahrgenommen wurden. Bei einer Tiese von 
mehreren Metern und einer Stromgeschwindigkeit 
von etwa 5 m in der Sekunde ist der Nun an der 
Übergangsstelle 50 m breit, erreicht aber 2 bis 
3 km aufwärts und hauptsächlich an der Eimmün- 
dung des Rkun ein stattlicheres Aussehen und ver- 
breitert sich bis zu etwa 500 m. Der UÜbergang 
über die Hängebrücke ging ohne Unfall am 16. von 
statten und dauerte 4½ Stunden. Die Pferde 
wurden wieder am Seile durchgezogen, doch sandte 
ich nach Bamum bezw. Banjo die Aufforderung, das 
zur Expedition befohlene Statlonspferd mir nicht 
nachzusenden, da ein einzelner Mann es nicht über 
den Strom bringen könnte. Den Rest des Tages 
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verbrachte ich mit Peilungsarbeiten, bei welchen zum 
ersten Male der späterhin so störende Dunst stunden- 
lang jeden Fernblick verhinderte. « 
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der Eingeborenen auf, eine zuverlässige zu seln, wie 
sie es bisher gewesen war. Am Abend des 16. 
kam Verpflegung aus Bangato, aber gleichzeitig auch 
die Meldung, die waffenfähigen Leute würden zu- 
sammengezogen und mehrere hundert mit Gewehren 
bewaffnete Leute hielten sich in der Nähe des Lagers 
verborgen. Am Nachmittag waren in der Tat 
Unteroffizier Siebrandt Bewaffnete aufgefallen, welche 
bei seinem Näherkommen ihre Gewehre versteckten 
und scheinbar beschäftigungslos umhergingen. Die 
Nachrichten sorderten immerhin zur Wachsamkeit 
auf. Als unliebsame Folge der beunruhigenden 
Gerüchte stellte am Morgen des 17. sich heraus, 
daß 12 Träger in der Nacht entlaufen waren, die 
indessen den Fluß nicht überschritten haben konnten, 
da die Hängebrücke bewacht war. Die Erbitterung 
der Großen, der Gesandtschaft, welche von dem 
Sultan für die Träger verantwortlich gemacht 
worden waren, veranlaßte sie, mir zur Vernichtung 
der Hängebrücken zu raten, damit die Ausreißer den 
Bangatos als Sklaven in die Hände fielen; daß 
damit die Verbindung mit Bamum gefährdet würde, 
hatten sie völlig übersehen. 
Der Marsch am 17. führte zunächst dem Flusse 
entlang über mehrere Hügel durch ein Gelände, in 
dem Ansiedlungen nicht vorhanden sind, vielleicht 
aus demselben Grunde nicht wie auf der Bamum- 
seite. Elephanten sind dort häufig und wurden 
wiederholt angetroffen, während ich keinen einzigen 
bis zum Nun gesehen hatte. Die großen Farm- 
anlagen Bangatos beginnen jenseits des N'Duk, und 
ebenda fängt der beträchtliche Aufstieg an, welcher 
in Absätzen zu dem Dorfe emporführt. Bangato 
ist räumlich um ¼ bis ½ weniger ausgedehnt wie 
Bamum, macht aber mit seinen teilweise halb zer- 
fallenen Häusern entfernt nicht einen gleich günstigen 
Eindruck. Eine vorgeschobene Pallisadierung und 
Graben mit Wall schützen das Dorf, in welchem 
selbst wieder eine zweite Pallisadenwand den am 
Häuptlingsplatz gelegenen Teil umgibt. Bein Heran- 
kommen der Expedition standen Hunderte von Ein- 
geborenen auf dem Wall, von denen nur wenige 
mit Gewehren, die meisten mit Speeren und keiner 
mit Pfeil und Bogen bewaffnet waren. Der Häupt- 
ling erschien nicht zur Begrüßung, obwohl mehrere 
Boten versicherten, er sei auf dem Wege zu mir. 
Das Hinüberschaffen der Pferde machte bei dem 
Fehlen einer Grabenbrücke einige Schwierigkeiten, 
so daß erst mit Einbruch der Dunkelheit die Ex- 
pedition den Häuptlingsplatz erreichte. Dort empfing 
das Oberhaupt Bangatos, Nana, dieselbe und be- 
richtete, er habe schon alles zur Unterbringung vor- 
bereitet. Trotzdem machte dieselbe einige Schwierig- 
keiten und war keine hervorragende. Der Häuptling 
blieb bis zur völligen Dunkelheit im Lager und
	        
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