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haftenden Erde befrelt, gesammelt und nach den
Faktoreien gebracht, von denen sie direkt nach Mar-
seille verschifft werden. Dort wird in Mühlen das
Ol ausgezogen. Es wird dabei Ol im Gewichte
von 40 bis 50 Prozent des Gewichtes der von der
Schale befreiten Nuß gewonnen. Das Ol hat einen
angenehmen Geschmack und Geruch und ähnelt sehr
dem besten Olivenöl, wird auch in großem Umfange
als solches verkauft. Die schlechteren Sorten werden
als Schmieröl und zur Seifenfabrikation benutzt.
Die bei der Entölung verbleibenden Rückstände
werden in Kuchen oder Mehl verarbeitet und nament-
lich als Viehfutter verwendet.
Die besten, ausgelesenen Nüsse werden gewöhnlich
nach England zur Verwendung in Zuckerbäckereien
verschifft und erzielen ungefähr einen doppelt so
hohen Preis wie die gewöhnliche Ware.
Fast die ganze männliche Bevölkerung der Kolonie
Gambia ist ungefähr acht Monate im Johre mit der
Erdnußkultur beschäftigt. Außerdem kommen zu
Beginn der Pflanzzelt fremde Bauern, mitunter aus
weiter Ferne, in großer Zahl — 1903 gegen 6000
— in die Kolonie. Ein solcher Bauer läßt sich von
dem Dorfhäuptling ein Stück Land zur Bebanung
überweisen, gewöhnlich doppelt so viel, als der ein-
heimische Farmer bebaut. Während der vier oder
fünf Monate bis zur Ernte erhält er Kost und
Unterkunft bei dem Eingeborenen, dem er zugewiesen
worden ist. Diesem gebührt dafür die eine Hälfte
der geernteten Nüsse, während die andere Hälfte
Eigentum des Fremden ist, der nach Verkauf seines
Anteils das Land wieder verläßt.
Der durchschnittliche Ertrag des (engl.) Ackers
(40,47 a) beträgt 60 bis 80 Buschel (1 Buschel —=
36,35 1) Nüsse. Der Preis, der den Eingeborenen
1903 durchschnittlich für den Buschel bezahlt wurde,
war ein Schilling. Dabei darf nicht vergessen
werden, daß der Preis für Erdnüsse auf dem euro-
päischen Markt stark gesunken ist, früher waren die
den Eingeborenen gezahlten Preise wesentlich höher.
Neuerdings bemüht sich die Regierung, die Baum-
wollkultur einzubürgern.
Anfang 1902 wurden 1325 (engl.) Pfund ame-
rikanische und 1185 Pfund ägyptische Baumwollsaat
an die Häuptlinge verteilt, aber nur 578 Pfund
Baumwolle konnten nach England verschifft werden.
Wahrscheinlich trug Mangel an Sorgfalt und Auf-
merksamkeit seilens der schwarzen Pflanzer die Schuld
an diesem geringen Ertrage.
Die ersten nach England verschifften 112 Pfund
erzielten elnen Preis von 6½ d das Pfund. Die
Sendung wurde als eine große Verbesserung der
gewöhnlichen westafrikanischen Baumwolle beurtellt.
Bei sorgfältigem Anbau, sachgemößem Pflücken und
Reinigen könnte diese Baumwolle nach dem Gut-
achten den gleichen Preis wie amerikanische Upland-
Baumwolle erzielen.
Eine zweite Sendung brachte nur wenig über
4 d das Pfund, vermutlich deshalb, weil sie aus
zahlreichen kleinen Lieferungen aus verschiedenen
Teilen der Kolonie zusammengesetzt war.
Eine dritte kleine Lieferung erzielte 6 d das
Pfund. Sie fand die Beurteilung: rein, von guter
Färbung und gutem Stapel und ungefähr gleich-
wertig amerikanischer good middling. Sie wurde
als die von den englischen Spinnern gewünschte
Quoalität bezeichnet.
Anfang 1903 traf eine von der British Cotton
Growing Assoctation ausgesuchter Baumwollsachver-
ständiger in der Kolonie ein, um den Boden auf
seine Eignung für die Baumwollkultur zu prüfen
und die Eingeborenen über die besten Anbaumethoden
zu belehren.
Der Sachverständige fand den Boden sehr ge-
eignet, Schwierigkeiten aber macht es, den Eingebo-
renen klar zu machen, daß der Baumwollbau für sie
ebenso einträglich gemacht werden könnte wie die
Erdnußkultur, und daß elne Anderung der Art und
Weise, wie der Baumwollbau jetzt betrieben wird,
zu größeren Erträgen führen würde. Um auf die
Eingeborenen in diesem Sinne besser einwirken zu
können, wurde die Elnrichtung einer Versuchspflanzung
in dem am melsten versprechenden Upper Riverbezirk
beschlossen. Zur Ausführung dieses Plans ist es
infolge Rücktritts des Sachverständigen nicht gekommen.
Immerhin war 1903 dank der Belehrung der Ein-
geborenen ein großer Fortschritt in der Bearbeitung
des Landes und der Aussaat zu bemerken. Im
Upper Riverbezirk allein waren gegen 200 Acker
mit eingeführter und ebensoviel mit einheimischer
Baumwolle bepflanzt. Amerikanische Baumwolle ge-
deiht anscheinend besser als ägyptische.
1902 kaufte die Regierung die von eingeführter
Saat gewonnene Baumwolle für 1½ d das Pfund.
Damit waren die Eingeborenen sehr unzufrieden, da
sie früher untereinander für die zur Herstellung
einheimischer Stoffe verwendete Baumwolle Preise
von 2 und 3ed erzielt hatten. Für die Ernte von
1903 zahlte die Regierung daher 2 d für das Pfund.
Das ergibt bei einem Ackerertrag von 300 Pfund
2 à 10 s, also immer noch weniger, als der Ein-
geborene selbst bei dem jetzigen niedrigen Preise bel
der Erdnußkultur erzielt.
(Nach dem dem Parlament vorgelegten Bericht über
Gambia für 1903.)
Lage und Ausslchten der Baumwolltultur im ägyptischen
Sudan.
Nach einem in der „Egyptian Gazettes von
Mr. S. H. Carver veröffentlichten Artikel machen
die Anbauversuche mit Baumwolle im kgyptlschen
Sudan rasche Fortschritte. In der Gegend zwischen
Berber und Khartum sind ungefähr 600 Feddans
mit Baumwolle bestellt, in der Provinz Sennar
etwa 400 Feddans und auch in der Provinz Kassala
sind einige Feddans angesät worden. Lepztere An-
pflanzungen sind auf Anregung abessinischer Kauf-