Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

erwähnt sind, wurden 8 Ochsen nach Tove bezw. 
Misahöhe geschick. Von diesen Tieren wurden 
mehrere von Herrn Dr. Krueger in Lome in der 
Welse auf Tsetseparasiten untersucht, daß ihnen Blut 
entnommen und auf Hunde übertragen wurde. 
Sämtliche Hunde blieben gesund. Damit ist der 
Bewels geliefert, 
) daß diese Tiere die künstliche Infektion mit 
Hundeparasiten überstanden gansu duf 
8) daß Neuinsektionen, welche diese Tiere in 
ganz besonders hohem Grade ausgesetzt waren, nicht 
zu Erkrankungen führten. 
7) Daß die Tiere trotzdem zugrunde gingen, 
führe ich darauf zurück, daß dieselben, wenn auch 
in nicht übermäßig hohem Grade, zur Arbelt am 
Pflug und Wagen, die ihnen vollkommen ungewohnt 
war, verwendet wurden; ganz besonders aber darauf, 
daß die Tiere, als sie Wagen mit Baumwolle nach 
Lome gogen, schlechtes Wasser und ungewohntes 
Futter erhielten. 
habe bereits in meinem leßzten Berichte 
über Zuchtversuche darauf hingewiesen, daß, bevor 
nicht an den wichtigsten Verkehrsstraßen Togos für 
elnwandfreies Trinkwasser gesorgt ist, an Verwendung 
von Vieh zum Zug oder auch nur an Transport 
von Schlachtvieh nicht gedacht werden kann. 
Leider sind auch hier die Präparate, die von 
den kranken Tieren angefertigt wurden, nicht zu 
brauchen. Daß die Tsetseinfektion in Tove vor- 
kommt und daß nicht etwa das letzte Jahr ein 
außergewöhnlich gesundes war, geht daraus hervor, 
daß Maultiere, Pferde und auch Vieh aus Atakpame, 
wie bisher, fast ausnahmslos in Tove an Nagana 
zugrunde gingen. 
2. Schon dreimalige Hundepassage ist imstande, 
die Parasiten des Pferdes derart zu beeinflussen, 
daß sie für das Rind avirulent werden. 
3. Einmalige Infektion von Parasiten aus Hunde- 
passagen genügten ganz ausnahmsweise, um eine 
Immunität herbeizuführen. Die hierbei eingeführte 
Menge ist belanglos. 
4. Eine Kuh, welche mit Parasiten der dritten 
Rinderpassage insiziert worden war, blleb gesund, 
während die vorausgehenden Passagetiere eingegangen 
waren. Im Blut des Tieres fanden sich ein Jahr 
nach der Injektion keine Parasiten mehr. Dieser 
Versuch macht es wahrscheinlich, daß dreimalige 
Passage durch den Rinderorganismus die Parasiten 
derart abschwächt, daß eine vierte Passage nicht 
mehr zum Tode führt. Die Konsequenzen, die sich 
hieraus ableiten lassen, müssen erst durch weitere 
Versuche, die zum Teil schon im Gange sind, ge- 
prüft werden. 
5. Es ist mir gelungen, bei einem soeben aus 
dem Osten (Haussaländer) eingeführten Schaf — der 
langohrigen, hochgebauten, sog. Haussarasse — 
ein Trypanosoma nachzuweisen, das dem Tryp. 
Brucei zwar sehr ährlich ist, sich aber doch gut 
21 
Tc) Unter denselben Bedingungen, wie sie in b 
  
  
von ihm unterscheiden läßt. Die Tryp. schwimmen 
wie a 15 das Gesichtsfeld des Mikroskops 
(Tryp. Brucei windet sich wie eln Aal, ohne den 
Ort besonders schnell zu ändern); im gefärbten 
Pröparate ist das Hinterende des Tryp. ganz rund, 
das kleine Chromakinkorn liegt ganz am hinteren 
Ende des Körpers. Das betreffende Tier hatte 
nur mehr 20 pCt. Halb. (Gower) und ging am 
Tage nach der Untersuchung ein. Die Sektion 
ergab oußer hochgradiger Blutarmut nichts Charakte= 
ristisches. Ein einheimisches Schaf mit tryp.- 
haltigem Blut infiziert, wies nach 14 Tagen die 
gleichen Parasiten im Blute auf und verendete 
18 Tage nach der Injektion unter den Zeichen der 
Erschöpfung. 
h i Mint, als handle es sich um dasselbe 
Trypanosoma, welches Stabsarzt Dr. Ziemann als 
Erster in Kamerun fand. 
Dosselbe Trypanosoma glaube ich in den letzten 
Tagen meines Aufenthalts in Sokodé auch bei 
einem jungen Rinde gefunden zu haben, wo es nur 
ganz vereinzelt im Blute zu finden war. Das 
Rind, in der Nähe von Sokodé geworfen und nie 
von dort weggekommen, war innerhalb drei Wochen 
stark abgemagert, die Haut war rauh und mit 
Borken bedeckt; das Tier war träge und müde, 
doch fraß es ziemlich gut. Ich mußte es in 
Sokodé zurücklassen, wo es inzwischen verendet ist. 
Ich habe von einer größeren Zahl von Rindern 
Blutpräparate angefertigt. Nach deren Untersuchung 
wird es sich herausstellen, ob dies Trypanosoma 
häufiger vorkommt. 
6. Es hat sich herausgestellt, daß, wenn man 
infizierte Hunde zusammen in einem größeren 
Raum (Zwinger) hält — und ich war hierzu aus 
äußeren Gründen genötigt — die Infektion spontan 
übertragen werden kann. Die Übertragung erfolgt 
durch offene und blutende Wunden (Bisse)), vielleicht 
auch durch die an solchen Wunden sich sammelnden 
Fliegen. Demnach dürfen Hunde nur zu ganz be- 
stimmten Versuchen (Passagen), und auch donn nur 
unter gewissen Vorsichtsmaßregeln, verwendet werden. 
Die einzeln an Ketten gehaltenen Hunde leiden 
allerdings schwer unter der Gefangenschaft und 
gehen nach kurzer Zeit zugrunde. Als Versuchstiere 
sind weiße Ratten, welche schon nach wenigen Tagen 
reagieren, zu verwenden; bei Meerschweinchen gehen 
Impfungen mit sehr spärlichen Parasiten manchmal 
überhaupt nicht an. 
7. Die Versuche mit Gänsepassagen sind durch 
allerlei Widerwärtigkeiten — das eine Tier war in 
meiner Abwesenheit krepiert, das andere hatte seine 
Marke verloren — sehr verzögert worden, so daß 
ich noch kein Urteil zu sällen imstande bin über die 
damit angestellten Versuche. 
Die unter 1. a und b aufgeführten Rinder sind 
von Sokods Anfang August abgegangen und nach 
dreiwöchentlichem Marsch durch Tsetsegebiete während 
der ungünstigsten Jahreszeit (Ende der Regenperiode)
	        
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